Mittlere Bärchi

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2019

Foto 002719     Das Häimä Mittlere Bärchi iegt auf der hoch über dem Vierwaldstättersee gelegenen Sonnenterrasse auf 900 m ü.M. In ortsnamen.ch wird Bärchi mit “schöne, helle Stelle” übersetzt.

Drohnen-Video: Flug über die Mittlere Bärchi.

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 175

(Hauptbuchblatt 9), Plan Nr. 16, Mittler Bärchi
37’802 m² 

Eigentümer
Antonia Aschwanden-Gamma
Furrersgrund 15, 6460 Altdorf

 

 

Die Besitzer der mittleren Bärchi

Die Mittlere Bärchi wurde erstmals am Jahr 1650 als Wohnsitz von Levin Infanger erwähnt. Mitte des 18. Jahrhunderts ziehen viele Aschwanden von Bauen her nach Isenthal und werden unter anderem Besitzer der Mittleren Bärchi.

Franz Joseph Aschwanden 1724-1778 zieht 1755 von Bauen nach Isenthal und wird Besitzer der Mittleren Bärchi. Er ist mit Maria Ursula Gnos verheiratet und wird mit ihr Vater  von 8 Kindern.
Während dieser Zeit bricht ein schwerer Brand aus, der aber glimpflich verläuft und an den noch heute eine Votivtafel in der Isenthaler Pfarrkirche erinnert.

Foto 17293

Die Inschrift der Votivtafel in der Pfarrkirche Isenthal:
“1759, dem 28. April.
Ist eine Brunst entstanden auf der Bärchi, allwo Franz Jos: Aschwanden und Frau Maria Urschel Gnos, durch anruffen der hl. Agatha ist erhört worden. “

 

Ein Sohn aus der Ehe von Maria Ursula Aschwanden-Gnos mit Namen Joseph Maria Aschwanden wird der Vater der späteren ‘Wätzliger’.  Ein anderer Sohn, Anton, verh. mit Agatha Jauch, wird Eigentümer des Stalden und ein Patriarch, von dem die meisten Isenthaler Aschwanden, d.h. 11 Zweige, abstammen. Er wird ‘Stalde-Toni’ genannt.

 

Ab 1778 bewirtschaften Sohn Jost Aschwanden 1760-1835 zusammen mit seinem Bruder Joseph Maria 1773-1848 die Mittlere Bärchi.

1792 werden sie auch Besitzer der Äusseren Bärchi. Joseph Maria übernimmt diese dann nach der Familiengründung 1797. Beide Brüder verlieren ihre erste Frau und gehen mit 60 Jahren noch eine zweite Ehe ein.

Jost Aschwanden verh. in 2 Ehe mit Salomea Gasser ist Ratsherr und Kirchenvogt.

Zwei ihrer 4 Kinder Jost und Marianna bleiben auf der Mittleren Bärchi, sind ledig, sehr angesehen und wohlhabend. Mit Josts Tod 1909 endet die Ära Aschwanden in der Mittleren Bärchi.

Foto  04210          Am Montag, 20. Januar 1908, ereignete sich in Isenthal ein schweres Unglück. In der Heissrüti, am Taleingang, wurde das Haus von Theodul Bissig durch einen gewaltigen Felsbrocken total zerstört. Da Theodul Bissig keineswegs ein wohlhabender Mann war, unterstützte ihn die Gemeinde und das Pfarramt darin, ein neues Heim zu finden. So konnte Theodul die Liegenschaft Mittlere Bärchi von Jost Aschwanden übernehmen.

Felssturz zerstört Bauernhaus

lsenthal. [Eins.] Eine kleine Katastrophe. Montag abends nach 5 Uhr stürzten von der Scheidegg grössere Felsmassen unter gewaltigem Gepolter zu Tal. Sie schlugen viel Wald zu Boden und richteten auch an Land und Strassen Schaden an. Einer der Felsblöcke traf das bewohnte Haus des Theodul Bissig in der Heissrütti und schlug es vollständig zusammen. Dennoch wurde keine der vier Personen verletzt, die in diesem Augenblick im Hause waren. Die Frau stürzte, als sie das Krachen vernahm, zur Haustüre hinaus. Das war ihre Rettung, denn im gleichen Augenblicke flog der Felsblock durch das Dach mitten in das Haus. Zwei Kinder und eine erwachsene Person, die sich in der Stube befanden, rettete der wackere Tisch, unter den sie sich flüchteten. Fast ist es nicht glaublich, dass den vier Personen kein Haar gekrümmt wurde. wenn man das Werk der Zerstörung sieht. Denn das Haus ist nur mehr ein Trümmerhaufen und der Stubenofen ist eigentlich zermalmt. Die so hart betroffene wackere Familie leidet unter dieser Katastrophe schwer. ..
[Gotthard-Post, 25. Januar 1908)

Fotos 04902 u 12422             Theodul Bissig und seine Frau übernehmen Aufgaben in der Kirche, die ihnen beim Verlust des Hauses geholfen hat. Theodul ist auf dem Foto links der würdige ‘Himmel-Träger und seine Frau (Foto rechts) ist Patin für eine neue Glocke 1934 (hinten ganz rechts).

Theodul Bissig 1911-1987

Rosa Bissig 1916-1988

Foto 05295 u  05503  (von Marie leider kein Foto)

Drei Geschwister, Marie, Theodul und Rosa übernehmen 1949  die Mittelere Bärchi von den Eltern. Alle drei bleiben ledig.

1980 kann Karl Aschwanden-Gamma die Mittlere Bärchi von den Geschwistern Thodul und Rosa Bissig kaufen.

Den landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet Karl Aschwanden an Martin Aschwanden von der Hinterbärchi.

Nach dem Tod von Karl Aschwanden 2016 geht das Häimä in den Besitz seiner Ehefrau Antonia Aschwanden-Gamma über.

Eigentums-Übergänge in der Mittleren Bärchi laut Hypothekarbuch-Uri

1650 Levin Infanger
1755 Franz Josef Aschwanden 1724-1778 verh. mit Maria Ursula Gnos
1778 Gebr. Jost und Joseph Maria Aschwanden
1792 Jost 1760-1835 und Salomea Aschwanden-Gasser
1835 Geschwister Jost und Marianna Aschwanden (beide ledig)
1909 Theodul Bissig
1949 Geschwister Marie, Theodul und Rosa Bissig (alle ledig)
2000 Karl Aschwanden-Gamma, Altdorf
2016 Antonia Aschwanden-Gamma, Altdorf

 

Der Betrieb Mittlere Bärchi

Foto 002539                 Das Haus in der Mittleren Bärchi wird vermutlich um 1755 von Franz Josef Aschwanden erstellt. Man kann es als typisches Beispiel eines Isenthaler Bauernhauses Mitte des 18. Jh. betrachten. Das Haus ist fast vollständig erhalten, wie es gebaut worden ist.
Der Sockel des Hauses ist mit Steinen gemauert und beinhaltet an der Vorderseite einen kühlen Keller und dahinter einen niedrigen Raum, der vor allem als Schweinestall genutzt wird.
Seitlich am Haus führt eine Holztreppe zum Haupteingang. Über dem Keller liegen die geräumige Stube und das kleine Stübli. In der hinteren Haushälfte befinden sich die Küche und die angeschlossene Lagerkammer. Auf gleicher Höhe sind ausserhalb des Hauses ein Holzlager und ein Abort eingerichtet.
Die Schlafkammern liegen in den oberen Etagen.

Fotos  17292 u  17290          In der dunklen Küche wird mit Feuer gekocht. Dadurch wird der Kachelofen, der Stübli und Stube ziert,  geheizt.

Foto 002541            Der Stall liegt etwas oberhalb  des Wohnhauses.

Foto 04316   Theodul Bissig, genannt Duli, ist auf der Mittleren Bärchi für die Landwirtschaft zuständig. Hier  haben ihn andere Bauern aus dem Isenthal besucht.
v.l.    Meinrad Imholz, Egg  /  Anton Furrer, Chneiwis  / Theodul Bissig  /  im Hintegrund Theodor Aschwanden, Vorderbärchi

Foto 12634            Die ältere Schwester Marie Bissig führt den Haushalt und ist die bestimmende Person.
Rosa Bissig geht ihr zur Hand und hilft auch dem Duli. Gerne beteiligt sich ‘Duli Rosi’ bei Aktionen der Jungfrauen-Kongregation, hier beim Kirchenputz.

hinten: Juliana Zurfluh Gummen  /  mit Tasse: Marie Aschwanden (Sigersten Marie)  /  daneben: Ida Bissig, Weid  / im Vordergrund: Rosa Bissig, Mittlere Bärchi  / ganz vorn: Marie Zurfluh, Hebamme, Gummen

Sorge um das Trinkwasser

Seit Anbeginn scheint das Wasservorkommen auf der gesamten Bärchi ein grosses Problem gewesen zu sein. Insbesondere in den Monaten Mai bis Dezember wurde das Wasser immer wieder knapp.
Die Bärchi-Besitzer betrieben eine kleine Wasserquelle auf der Oberbärchi, die Rotisfluhquelle. Dieses Wasser wurde in einen Scheidtrog geleitet. Die Besitzer der Mittleren und der Vorder Bärchi waren berechtigt,  2/3 davon zu ihren Häimä abzuleiten.
Ab 2009 können die drei Bärchiliegenschaften an der Strasse genügend und qualitativ hochwertiges  Wasser von der Wassergenossenschaft Dorf Isenthal beziehen.

Foto 002547  u  002561          Die Bewohner der Mittleren Bärchi können sich mit ihren zwei Gärten, die von der ausserordentlich sonnigen Exposition profitieren, vollständig mit Gemüse und Früchten versorgen.

Foto 03509          Der Bau der Bärchistrasse  in den Jahren 1947/48 bringt allen Bewohnern auf der Bärchi eine Erleichterung des Alltags.

Foto  17291              Das Haus auf der Mittleren Bärchi wird heute vor allem von den Kindern von Antonia und Karl Aschwanden-Gamma gepflegt und für Ferien- und Kurzaufenthalte genutzt.
v.l.           Romed  /  Daia  /  Leza  /  Merit  /  Balz Aschwanden