Oberbärchi

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2019
Datensammlung: Antonia Imholz-Arnold

Foto 002404       Das Häimä Oberbärchi liegt im vordersten Teil des Isenthals auf einer prächtig gelegenen Sonnenterrasse weit über dem Vierwaldstättersee auf rund 1100 m ü.M. Es ist mit einer Luftseilbahn oder zu Fuss erreichbar. Es gibt keine Strasse in dieses Häimä.
Bärchi wird mit ‘schöne helle Stelle’ gedeutet.

Drohnen-Video: Flug über die Oberbärchi

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 168

(Hauptbuchblatt 12, 175), Plan Nr. 16, Ober Bärchi
173’431 m²

Eigentümer
Thomas Eberli-Ziegler
Oberbärchi, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer der Oberbärchi

Den 9. Christmonat, 1820 Kaufvertrag zwischen Johann Infanger als Verkäufer und Michael Gisler als Käufer.
Der Zuzug der Familie Michael und Barbara Gisler-Schuler von Spiringen auf die obere Bärchi erfolgte wahrscheinlich im Frühjahr 1821. Sieben der neun Kinder waren bereits geboren. Die beiden Jüngsten, Alois und Joseph, erblickten auf der Bärchi das Licht der Welt. Zur oberen Bärchi gehörte auch die ‘Rotisfluh’. (aus ‘Chilbi 2007 Das Tal, der Stamm, die Wurzeln-Geschlechter’)

Michael Gisler 1779-1862 und Barbara Schuler 1783-1855  hatten 9 Kindern. Der Sohn  Joseph 1828-1899 wird Priester, Bischöflicher Kommissar und Pfarrer in Bürglen.

Foto 00356 und 17637 

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Der zweite auf der Oberbärchi geborene Sohn Alois Gisler-Aschwanden 1822-1900 (Bärchi Wisi), Ratsherr, kaufte zuerst den Oberen Gitschenenberg und danach die untere Schwendi. Das Geld für diese Käufe soll von seiner Ehefrau Marie geb. Aschwanden vom Wätzlig gekommen sein.
Er zog in die Schwendi und wurde der Vorfahre von Stinis. Er war verheiratet mit Aschwanden Maria und hatte sechs Kinder.

Nach Michael und Barbara Gisler-Schuler besassen die Söhne Johann Josef und Michael Gisler gemeinsam die Oberbärchi.

1874  wird Anton Gisler, der Bruder der beiden oben genannten, Alleinbesitzer der Oberbärchi.

1877   kauft Johann Walker von Silenen die Oberbärchi. Er scheint nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein. Bereits im Dez. 1889 erschien im Urner Wochenblatt ein Inserat, welches die Oberbärchi samt Rotisfluh zum Kauf anbot. “Ertrag 300 Messburden Heu und Emd, sich melden bei alt Ratsherr Alois Gisler.” Walker ging pleite und die Liegenschaften fielen an die grössten Gläubiger zurück.

1890 konnte mit Josef Herger 1849-1932 aus Spiringen  ein neuer Eigentümer der Oberen Bärchi gefunden werden. Er war ein Vertreter aus der Bifanger Familie von Bürglen. Bifang Sepp zog dann weiter nach Ennetmoos. Von ihm gibt es heute eine grosse Nachkommenschaft in Unterwalden und Entlebuch bis nach Genf.

 

1898-1913       Jakob Arnold-Gisler 1869-1927 „Stäbärgler-Jäggi“ kam aus Unterschächen. Er war von 1898 bis 1913 Besitzer der Oberen Bärchi. 1913 zog er mit seiner Familie nach Niederrickenbach auf das Klosterlee  und übergab die Bärchi seinem Cousin Kaspar Arnold. Von Kaspar Arnold,1881-1941 gibt es mehr als 250 Nachkommen die zur Familie Bärcheler zählen. Als junge Einwanderer blieben „ds Stäbärgler-Jäggis“ und „ds Bärchelers“ Bürger von Unterschächen.

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1913               Kaspar Arnold-Arnold,1881-1941, übernahm die Obere Bärchi im Jahr 1913 von seinem Cousin Jakob Arnold. Er kam dann 1914 von  Unterschächen  ins Isenthal. Kaspar Arnold war mit Josepha Arnold verheiratet. Josepha war vom Achenberg in Bürglen. Gemeinsam hatten sie 11 Kinder.

Sie führten die Bärchi bis 1941.

Foto 00676        Familie Kaspar und Josefa Arnold-Arnold, Oberbärchi  (Vater Kaspar 1941 bereits verstorben)
stehend  v.l.       Max (Altdorf)  /  Franz (Altdorf)  /  Magdalena (Luzern)  /  Karl (Oberbärchi)  /  Alois (Altdorf)  /  Josef (Westschweiz)
sitzend  v.l.        Marie (Luzern) /  Josefa (Aargau)  /  Mutter Josefa  /  Anna (Hinterbärchi) /  Margrith (Erstfeld)

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1941             Nach Vater Kaspars Tod im Jahr 1941 übernahm  Sohn Karl Arnold-Aschwanden 1907-1984 die Oberbärchi.
Karl verheiratet sich 1942 mit Heinrika Aschwanden (Gustis) von der vorderen Bärchi. Gemeinsam hatten sie 7 Kinder. Das Heimet lag bis 1980 in ihren Händen.

Hochzeit 1942 von Karl Arnold mit Heinrika Aschwanden (Gustis, Vorderbärchi)
v.l.   Max Arnold  /  Heinrika Aschwanden  /  Karl Arnold  /  Anna Imhof-Aschwanden

Foto 00675               Familie von Karl und Heinrika Arnold-Aschwanden, Oberbärchi
v.l.          Josef (Obere Schwändi)  /  Annamarie (Aargau) /  Bernadette (Seedorf)  /  Mutter Heinrika  /  Karl (Altdorf)  /  Vater Karl  /  Theres (Erstfeld)  /  Rita  (Altdorf)  /  Ruedi (Oberbärchi)

Foto  17558

1980 gab  Vater Karl die Obere Bärchi in die Hände seines jüngsten Sohnes Ruedi Arnold. Ruedi bewirtschaftete das Heimä bis 2010. Die Obere Bärchi lag also 30 Jahre in seinen Händen.

Besitzer im Jahr 2019

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Thomas Eberli – Ziegler führt seit 2010 zusammen mit seiner Frau Heidi vom Schattenberg und den sechs Kindern die Obere Bärchi.

Thomas und Heidi heirateten im Jahr 2002.

Foto 17475            Familie von Thomas und Heidi Ebeli-Ziegler, Oberbärchi
hinten v.l.            Sandro  /  Vater Thomas  /  Mutter Heidi  /  Jonas  /  David
vorn v.l.               Carmen  /  Jasmin  /  Marco

Besitzer der Oberbärchi  laut Hypothekarbuch Uri und andern Quellen

Johann Infanger
1820 Michael und Barbara Gisler-Schuler (zugezogen aus dem Schächental)
Gebr. Johann Josef  und Michael Gisler, Söhne von Michael und Barbara Gisler-Schuler)
1874 Anton Gisler, Bruder von Johann Josef und Michael
1877 Johann Walker von Silenen, ging auf der Oberbärchi pleite
1890 Josef Herger 1849-1932 (Bifang Sepp), zieht 1913nach Ennetmoos
1898 Jakob Arnold 1869-1927 (Stäbärgler-Jäggi), zieht 1913 nach Niederrickenbach
1913 Kaspar 1881-1941 und Josepha Arnold-Arnold (Kaspar ist ein Cousin von Jakob Arnold)
1941 Karl 1907-1984 und Heinrika Arnold-Aschwanden (Sohn von Kaspar)
1980 Ruedi Arnold, Sohn von Karl und Heinrika Arnold-Aschwanden)
2010 Thomas und Heidi Eberli-Ziegler (nicht verwandt mit Ruedi)

 

Der Betrieb Oberbärchi

Foto 00370                   Das alte Oberbärchi-Haus wurde 1835 von Michael Gisler gebaut.
1957/58 erfolgte eine Innenrenovation durch Karl und Heinrika Arnold-Aschwanden.          

Foto 002402            In der Oberbärchi stehen 5 Ställe. Da ist einmal der 1994 von Ruedi Arnold neu erbaute grosse Stall beim Haus. Rund 40 Höhenmeter unterhalb des Hauses liegt der Hell-Gaden. Im Bild rechts aussen ist hinter den Bäumen der Stall in der Schattig-Rüti zu sehen. In der Mittte oben steht das Tannegg-Gädeli. Und links hinten, fast auf gleicher Höhe mit dem Haus liegt der Stall in der Rotisfluh.

Die Rotisfluh war einst ein eigenes Häimä. Es ist nicht klar bis wann dieses bewohnt wurde. Für die Rotisfluh existiert ein Wegrecht, das durch die Mittlere Bärchi führt, im Gegensatz zum Wegrecht der Oberbärchi über die Hinterbärchi.

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Karl Arnold-Aschwanden baute in  den Jahren 1941-1980 als Bauer auf der Oberbärchi sehr viel.
1953    entsteht ein neuer Hausstall.
1954   wird der Stall in der Schattig-Rüti gebaut. Davor stand hier nur ein Heugädeli.
1957   renoviert er das Haus innen und  erhöht den Dachstock. Das Schindeldach wird durch Ziegel ersetzt, der elektrische Strom wird zugeleitet.
1962   ersetzt Karl den Stall in der Hell durch einen neuen.

Das Holz für die Ställe wird auf der Oberbärchi aus dem Eigenwald zuunterst in der Hell geschlagen. Walter Bissig, Gitschenen (Schueni Wändels Walter) sägt jeweils im Winter das benötigte Bauholz.
Der Kies für den Stallbau wird ebenfalls auf der Oberbärchi gebrochen, Zement mit einem Transportseilbähnli von der Vorderbärchi heraufgeseilt.

Foto 17632           Karl Arnold-Aschwanden hielt ca. 6 kühe, 7 Rinder, 6 Kälber, 11 Schafe, 6 Ziegen, 6-8 Hühner und 2 Schweine.
Im Hausstall auf der Oberen Bärchi hatte  zu dieser Zeit nicht der ganze Tierbestand Platz. Daher hielt die Familie ihre Tiere in den verschiedenen Ställen auf der Oberen Bärchi. Zwischendurch wurden die Tiere  wieder gewechselt. So waren im Schattigrüttistall während dem Herbst für ca. 3 Wochen die Kälber und im Tannegg die Kühe. Den Winter verbrachten die Kühe, Rinder und Kälber im Hausstall, während die Schafe und Ziegen im Tannegg eingestallt wurden. Im Frühling zügelte die Familie die Kühe in die Rothisfluh und die Rinder in die Hell.
Die Familie setzte hauptsächlich auf Grosstiermast (Fresser, ca. 300-350 kg schwere ältere Kälber). Sie waren weitgehend Selbstversorger.
Karl Arnold-Aschwanden kaufte 1968 eine kleine leichte Mähmaschine (Rapid 101). Diese wurde mit dem Transportseilbähnli  in die Obere Bärchi geseilt. Ansonsten wurde auf der Oberen Bärchi hauptsächlich von Hand gearbeitet.

Foto 10708              Das Wasser auf der Oberen Bärchi kann der Quelle zwischen der Rothisflue und dem Hausstall entnommen werden. Über eine Leitung wird das Wasser zum Hausstall geleitet. Von dort musste es früher ins Haus getragen werden. Ruedi Arnold baute 1988 oberhalb des Hauses ein Wasserreservoir. Mit einer Wasserpumpe wird das Wasser ins Reservoir  gepumpt und so ins Haus geleitet.
Bis ca. 2008 bezogen auch die Vordere, Mittlere und Hintere Bärchi das Wasser von dieser Quelle. Da das Wasser für alle Heimet langsam eher  knapp wurde, beziehen seit ca. 2008 die Hintere, Mittlere und Vordere Bärchi das Wasser von der Dorfwassergenossenschaft Isenthal.
In der Oberbärchi kommt das Wasser für Haus und Stall weiterhin aus der eigenen Quelle.

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Bis 1947-48 musste alle zum Leben benötigten Waren  auf die Obere Bärchi getragen werden.
Ein Warentransportseilbähnli von Arnold Karl im Jahr 1947-48 errichtet, erleichterte sowohl die späteren Bauzeiten wie auch das Herauftragen der für den Alltag benötigten Waren.
Das Transportseilbähnli stand an der gleichen Stelle wie die heutige im Jahr 1978-79 konzessionierte  3-Personenseilbahn oder 300 kg Last.

Foto 17559                  Auch Ruedi Arnold hatte nicht für alle Tiere Platz im Hausstall. Er hielt seine Tiere auch in den verschiedenen Ställen in der Oberbärchi. So waren die Rinder bis Ende Januar im Tannegg, danach in der Hell. Die Kühe hielt er anfangs Winter im Hausstall und ca. ab 1. April einen Teil Kühe in der Rotisfluh.
Ruedi hielt auf seinem Betrieb 10 Kühe, 8 Rinder, 4 Aufzuchtkälber, 20 Mastkälber und 20 Hühner. Er setzte auf Kälbermast. Die Kühe standen im Anbindstall und wurden gemolken. Die Milch wurde für die Kälbermast verwendet.
1994  baut Ruedi Arnold den neuen Stall beim Haus. Für den Bau wird eine Warentransport-Seilbahn erstellt.

Foto 17628           Ruedi  Arnold baut  1994 einen grossen neuen Stall. In diesem findet jetzt im Winter der ganze Tierbestand Platz. Das „Hirten“ nur noch in einem Stall erleichtert  das Arbeiten auf der Oberen Bärchi sehr. Alle anderen Ställe: Tannegg, Rothisflue und Hell nutzt Ruedi nur noch als Weideställe.
Der grösste Teil der Heuernte wird im Neuen Hausstall untergebracht. In der  Rotisflue, Hell und Tannegg wird nur noch das zum Weiden  benötigte  Heu eingelagert.
Ruedi schafft auf seinem Häimä diverse Landmaschinen an und  legte 1992 einen ca.  950 m langen Bewirtschaftungsweg an. Dieser führt zu allen Ställen. Die angeschafften Landmaschinen und der Bewirtschaftungsweg  brachten eine grosse Arbeitserleichterung auf der Oberen Bärchi.

Foto 17630 u 17635                2015/16 erstellen die Besitzer der Oberbärchi (ab 2010) Thomas und Heidi Eberli-Ziegler auf den Grundmauern des Hauses von 1835 ein neues Zweifamilienhaus. Das Dach wird mit den Ziegeln des alten Hauses gedeckt. Auf der unteren Seite des Hauses musste eine Kleinkläranlage eingebaut werden.
Thomas und Heidi beleben mit ihrer Familie den oberen Stock. Die Wohnung unten bewohnt Ruedi Arnold, der Vorbesitzer der Oberbärchi.

 

Foto 002421                     Thomas und Heidi Eberli-Ziegler setzen hauptsächlich auf Kälbermast und Milchverarbeitung.
Die Familie hält 10 Kühe, 8 Rinder, 4-5 Aufzuchtkälber, 16-18 Mastkälber, 4 Ziegen, 20 Hühner und 2 Schweine. Sie halten Original Braunvieh mit Hörnern. Die Kühe  werden gemolken und in einem Anbindstall gehalten.
Ein Teil der Milch verarbeitet die Familie zu Butter und Käse und verkauft diese.  Ebenfalls macht die Familie für den Eigengebrauch   Joghurt.
Der Betrieb ist mit den Label SQV (Swiss Quality Veal), IP Suisse, Qm (Qualitätsmanagement Schweizer Fleisch) und seit 2018 ebenfalls mit dem Label RAUS ausgezeichnet. Den Tieren verfüttert die Familie das im Sommer gesammelte Heu, Emd und Silo.
Zusätzlich zur Oberbärchi bewirtschaftet die Familie noch 3,9 Ha Pachtland.