Chneiwis

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2019
Datensammlung: Antonia Furrer Bissig
Foto 004136 Das Häimä Chneiwis liegt auf der Sonnenterrasse Gitschenen, die mit der Luftseilbahn von Sankt Jakob im Grosstal erreicht wird. Das Chneiwis ist von der Bergstation in 5 min zu erreichen. Es liegt auf 1565 m ü.M.
Das Häimä wird auch Chneuwis und Kneiwis genannt. Der Name ist laut ortsnamen.ch etwa zu übersetzen mit “Knieschlag, bezeichnet nicht leicht zu begehende , die Knie sehr beanspruchende Stellen (Sumpfboden oder Steilheit)”
Quelle: 1470 “das gût, dem man spricht knoibos lit ze bleckental“
Drohnen-Video: Flug über das Chneiwis
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 353
(Hauptbuchblatt 52, 131), Plan Nr. 11, 24, Chneuwis
463’278 m²
Eigentümer
Antonia Furrer Bissig
Chneuwis 2, 6461 Isenthal
Die Besitzer des Chneiwis
1844 erwarben die Brüder Joseph-Maria und Alois Gisler von Jost Aschwanden, dem damaligen Besitzer der Riedmatt, die Alp Geissboden und den Oberen Gitschenenberg. DerObere Gitschenenberg ging 1866 ins Alleineigentum von Alois.
Um 1859, bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri, werden Karl Bissig, Josef und Peter Arnold als Eigentümer genannt. Sicher ist, dass sie ihren Besitz nur im Sommerhalbjahr nutzten. Damal wohnte noch niemand das ganze Jahr auf Gitschenen.
Danach wird Josef Arnold als Besitzer angeführt. Da das Hypothekarbuch keine weitere Angaben macht, verrät uns diese Quelle nicht, ob Josef Arnold derselbe ist, der schon 1859 zusammen mit andern genannt wird, ober ein Verwandter ist? Es kann auch sein, dass diese ersten Eigentümer des Chneiwis nicht im Isenthal wohnen. Damals sollen viele Besitzer die Flächen auf Gitschenen von der Urner Reussebene aus bestossen haben.
Gisler im Chneiwis
Foto 05347 u 05348
Alois 1822-1900 (Bärchi Wisi)Ratsherr (von der Oberbärchi) und Anna 1826-1920 (Wätzliger) Gisler-Aschwanden vervollständigten 1876 durch den Kauf des Kneiwies von Joseph Arnold (Holzschuenis)) und damit verbunden der Alpanteil Bolgen-Schwalmis seinen umfangreichenLiegenschaftsbesitz. Das Geld für die Käufe soll von seiner Frau Anna, geb. Aschwanden vom Wätzlig, gekommen sein.
Den unteren Teil des heutigen Chneiwis der Obere Gitschenenberg (auch Schwybalm genannt) war bereits 1866 in den Alleinbesitz von Alois übergegangen.
Bis 1894 erfolgte die Bewirtschaftung der zahlreichen Güter in Familiengemeinschaft der Eltern Alois und Anna Gisler-Aschwanden, den Söhnen und Schwiegertöchtern Joseph und Anna Gisler-Truttmann (Heirat 1885)m Augustin und Marie Gisler-Herger (Heirat 1888) und der bis anhin ledigen Tochter Anna (Heirat 1894).
Ende 1894 fand die Teilung statt.
Joseph nahm Wohnsitz in der Schwändi und erhielt folgende Liegenschaften zu Eigentum: Schwändi, Lanzigschwand, Geissboden, Gummen und Alprecht Oberalp. Die Eltern Alois und Anna behielten das lebenslängliche Wohnrecht in der Schwändi und im Gummenhaus.
Augustin nahm Wohnsitz im Oberen Gitschenenberg und erhielt das Kneiwies, Oberen Gitschenenberg und das Alprecht auf Bolgen.
Tochter Anna verehelichte sich mit Joseph Walker und zog ins Birchi.
Foto 05775 u 05774
1894 Augustin 1866-1936 und Maria 1862-1946 Gisler-Herger übernehmen den Oberen Gitschenenberg, das Kneiwies und das Alprecht auf Bolgen. Sie wohnen im Haus, das später “Baslerhüsli” genannt wird. Bis 1906 sind sie ganzjährig auf Gitschenen. Ihre Kinder gehen von dort zur Schule.
Foto 00389 1906 ziehen Ratsherr und Gemeindepräsident Josef Maria Alois 1861-1952 und Anna Maria 1864-1936 Gisler-Truttmann, Schwändi mit 13 Kindern nach Udligenswil.
Der Grundbesitz von Josef ging wieder als Alleineigentum an seinen Bruder Augustin.
Die Familie von Augustin und Marie Gisler-Herger verlegt den Wohnsitz in die Schwändi.
Dieser kann 1921 von Dominik Hediger das angrenzende Berggut Egg kaufen.
Foto 00354 Familie Augustin und Marie Gisler-Herger (die Stinis)
v.l. Michael / Alois / Franz / Karl / Anna / Stini (Augustin) / Josef / Rosa (vorn) / Agatha
vorn: Mutter Marie und Vater Augustin Gisler-Herger
Auf dem Bild fehlen: Maria Anna Ida 1889-1892 / Maria Josephina (vermutlich schon verheiratet)
Fotos 05299, 01922, 06697
1932 übernehmen die Söhne von Marie und Augustin Gisler-Herger, die drei Brüder Augustin, Franz und Alois den Oberen Gitschenenberg und Kneiwies gemeinsam.
Ihnen gehören unterdessen auch Schwändi/ Lanzigschwand und die Obere Egg auf Gitschenen.
Foto 05754
1937 teilen die drei Brüder ihre Liegenschaften unter sich auf. Alois Gisler 1901-1980 wird Besitzer des Oberen Gitschenenbergs, des Kneiwies und einem halben Alprecht auf Bolgen-Schwalmis.
Er heiratet 1945 Katharina Imhof 1913-1954
Foto 17358
Dem Ehepaar Katharina und Alois Gisler-Imhof werden drei Kinder geschenkt.
v.l. Käthy / Mutter Katharina / Xaver / Marie-Theres / Vater Alois
Foto 17343
1954 stirbt Katharina Gisler-Imhof, die Ehefrau von Stini Wisu.
Sie hinterlässt drei Kinder, von denen Xaver erst sechsjährig ist.
Foto 17602
1967 erwerben Käthy und Toni Furrer-Gisler das Chneiwis von Käthys Vater Alois Gisler-Imhof.
Besitzer im Jahr 2019
Foto 17603
Familie von Antonia Furrer Bissig und Armin Bissig.
Sie bewirtschaften heute das Chneiwis.
v.l. Sämi / Mutter Antonia / Leila / Valentin / Vater Armin / Florian
Besitzer des Chneiwis laut Hypothekarbuch Uri
1859 | Karl Bissig, Josef und Peter Arnold |
– | Josef Arnold |
– | Alois Gisler 1822-1900 (Bärchi Wisi) Ratsherr, verh. mit Anna Aschwanden 1826-1920 |
– | Augustin Gisler 1866-1936 und Marie Herger 1862-1946 |
1932 | Gebr. Augustin, Franz und Alois Gisler, Schwändi |
1937 | Alois Gisler 1901-1980 (Stini Wisel) verh. mit Katharina Imhof 1913-1945 |
1967 | Frl. Käthi Gisler 1946- Tochter von Alois Gisler-Imhof verh. mit Toni Furrer |
– | Antonia Furrer Bissig, Tochter von Käthi Furrer-Gisler |
Der Betrieb Chneiwis
Foto 05097 Das Häimä Chneiwis wird früher Oberer Gitschenenberg samt Schwibalm genannt. Die Besitzer wohnen im Häuschen, das zwischen Chneiwis und dem Hof Gitschenen steht. Neben dem Haus stand zuvor auch ein Stall.
Aus dem Bericht über die Alpen-Inspektion in der Korporation Uri 1905-1908
Kneuwis 1570-1600 m ü.M. Besitzer Augustin Gisler, Isenthal
Kneuwis bildet ein Berggut und wird teilweise zur Heugewinnung und teilweise als Weide oder Alpland benützt, welch letzteres gegewärtig als Vorsäss zur Alp Hintergitschenen dient. Kneuwis hat eine sonnige und geschützte Lage. Das Terrain ist teils eben und teils leich abfällig und enthält eine fruchtbare, gutgräsige Narbe. Die vorhandenen Häge genügen zum Schutz des Weideviehs. Der zum Gut gehörende Wald genügt für die Bedürfnisse an Bau- und Brennholz. Auch Quellwasser ist genügend vorhanden. Der Dünger wird ordentlich gesammelt und ausgelegt. Die zum Berggut gehördenden Gebäulichkeiten, 1 Wohnhaus und 1 Stall sind in gutem Zustand und für die Verhältnisse praktisch eingerichtet. Besatz pro 1905: 37 Kühe, 3 Zeitrinder, 6 Maisrinder und 5 Kälber, zusammen 44 2/3 Kuhessen. Die Weidezeit dauert vom 8.-30. Juni und vom 8.-28. Sept., zusammen 42 Tage. 40 Kuhessen à 42 Tage = 1680 Weidetage.
Foto 04806 Im Winter 1915 zerstört die Zingel-Lawine den Stall neben dem Haus. Daraufhin zieht Augustin Gisler mit seiner Familie ins Haus im Chneiwis, das auch zum Besitz gehört.
Das Haus im Oberen Gitschenenberg wird im Sommer an Feriengäste vermietet. Die treuesten sind die Familie Grass aus Basel. So wird das Haus bald nur noch Basler-Hüsli genannt.
Dieses Haus, das über 150 Jahre an dieser Stelle stand, wird 1945 ebenfalls von niederstürzenden Schneemassen zerstört.
Foto 17363 1915, nach dem Lawinenunfall, wird das Chneiwis, das bis anhin nur als Alpgebäude benutzt wurde, soweit ausgebaut, dass es auch im Winter bwohnbar ist.
Obwohl es noch lange nicht ganzjährig bewohnt, gibt es im Chneiwis seit 1925 ein Telefon.
Foto 17350 Auch Stall und Gädeli im Chneiwis werden auf Vordermann gebracht. Bald einmal ist vergessen, dass hier eigentlich die Alp der Gisler war. Das Chneiwis ist nun Namengeber für das Häimä.
Mit dem Besitzwechsel zu Alois Gisler (Stini Wisu) wird der Hof nun ganzjährig bewohnt. Alois Gisler verkauft sein Alprecht auf Bolgen an die Gebr. Ziegler, Flüelen.
Foto 17342 Die Heuernte im Chneiwis ist für Isenthaler-Verhältnisse komfortabel. Wie das Foto zeigt, kann das Heu auf einem grossen Teil der Wiesen mit Wagen und Zwick in den Stall gefahren werden.
Foto 17351 Auch in den andern Jahreszeiten wird der Zwick vielseitig eingesetzt: sei es für den Transport des Wildheus, fürs Abschleppen von Holzstämmen, für das Ausbringen von Mist und Gülle.
Foto 17349
Dem alleinerziehende Vater Alois Gisler-Imhof gelingt es den Hof zu erhalten und den Kindern ein guter Vater zu sein.
Seine Kinder ( v.l. Marie-Theres / Xaver / Käthy) entwickeln sich zu aufgeweckten Jugendlichen.
Foto 00448
Zum Chneiwis gehört ab 1951 auch der Hinki Sepp (Sepp Imhof). Er kommt mit 68 Jahren aus der Psychiatrie zu den Verwandten auf Gitschenen. Im Chneiwis ist er nun zu Hause bis er 23 Jahre später stirbt.
Hinki
Er hinkt nicht. Der Name kommt von seiner Mutter, die ein Holzbein hatte. Die Familie hatte ihr Häimä im Äusseren Birchi. Ein Bruder von Hinki wird vom Blitz erschlagen, ein anderer nimmt sich das Leben. Hinki Sepp wird als Spinner eingestuft, ihm wird das Daheim weggenommen, man weist ihn in die Psychiatrie Oberwil ein.
Er wird armengenössig. Ein Altersheim gibt es für ihn nicht. Also wird er zu den Verwandten im Chneiwis verfrachtet und hat endlich ein wenig Glück. Im Chneiwis darf er seine Mätzchen behalten. Er hilft nie beim Heuen und im Gaden. Beim Holzen ist er gern dabei. Auf der Schrindi macht er Studengarben, und wenn es warm ist, schläft er auch dort in einem selbstgebauten Unterstand. Seine liebste Beschäftigung ist das Schiggen. Jeder Stumpenrest wird von seinen Zähnen zerrieben. Aber Hinki raucht nicht.
Foto 03795 Alois Gisler-Imhof schafft es den vielen Ansprüchen, denen er genügen muss, gerecht zu werden: er ist Bergbauer, alleinerziehender Vater, Betreuer eines Menschen mit Handicap und auch noch Gastgeber für Ferienleute.
Im Bild sehen wir, wie Stini Wisu dem Hinki Sepp die wöchentliche Sonntagsrasur verpasst.
Im Hintergrund sind zwei Gäste der Ferienwohnung zu sehen, links Stini Wisus Tochter Marie-Theres.
Foto 17354 Maschinen halten Einzug im Chneiwis. Xaver am Einachser, Käthi auf dem Fuder. (ca. 1952)
Foto 17604
Das Heu im Chneiwis kann auf dem einigermassen flachen Gelände zu einem grossen Teil mit dem Ladewagen gesammelt werden.
Foto 00090 Wertvolle Flachmoor-Landschaft im Chneiwis. Diese Flächen sind geschützt. Das Seeli ist heute leider fast ganz verlandet.