Obere Furggelen

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2019
Datensammlung: Josef Schuler-Bissig
Foto 003559 Das Häimä Obere Furggelen liegt im weiten Sattel zwischen Scheidegg und Oberbauenstock auf 1220 m üM. Der Blick geht von dort auf den Urnersee und zu den Mythen. In der anderen Richtung öffnet sich der Blick ins Grosstal bis nach Gitschenen. Den Platz in diesem Sattel, der ein Übergang ist von Isenthal nach Bauen, teilen sich die zwei Häimä Obere und Untere Furggelen. Diese Sattellandschaft liegt vollständig im BLN-Gebiet (Bundesinventar schützenswerter Landschaften).
Der Name Furggelen (oft auch Furgelen, Furgeln) bedeutet “weichgerundete Übergangsstelle in einer Bergkette“.
Drohnen-Video: Flug über die Obere Furggelen
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 164
(Hauptbuchblatt 38), Plan Nr. 15, Furggelen
192’822 m²
Eigentümer
Andreas Bissig-Grossmann
Obere Furggelen, 6461 Isenthal
Die Besitzer der Oberen Furggelen
Ein Jost Anton Arnold besass 1682 die Furggelen.
Johann Aschwanden 1829-1865 vom Wätzlig verh. mit Theresia Planzer 1831-1888 ist der Stammvater der Aschwanden-Furggeler. Er siedelt sich 1857 auf der Oberen Furggelen an. Ein tragisches Geschick entriss ‘Wätzlig bzw. Furggelen Hans im Alter von 36 Jahren den Seinen. Die junge Witwe mit 7 Kindern harrte noch einige Jahre auf der Furggelen aus, dann verliess sie das Isenthal und zog nach Bürglen. (Aschwanden Familienchronik von Hedy Kleiner S. 108)
Nach Aussagen von Nachkommen, war die Furggelen früher auch auf zwei Besitzer aufgeteilt. Wann die beiden Häimä zu einem zusammen kamen, ist unklar. Im Hypothkarbuch sind in der Unteren Furggelen
1859 die Erben von Kaspar Truttmann aufgeführt.
Der nachfolgende Besitzer heisst dort Alois Bissig
und danach folgt ein Jakob Arnold, bei dem es sich vermutlich um einen Bärcheler handelt.
1912 ist Johann Josef Bissig Besitzer beider Furggelen
1919 lässt er diese für seine Söhne aber wieder in zwei Häimä trennen.
Foto 06634 Johann Josef Bissig-Infanger 1850-1924, obere Furgelen
Er ist der Furggelen-Stammvater. Ihm gehörte die ganze Furggelen. Mit seiner Frau Anna Josefa Aloisia geb. Infanger hatte er 8 Kinder.
Johann Josef ist der Bruder von Getschi Wisu, Alois Bissig, in der Halten.
Foto 00713 Vater Johann Josef Bissig-Infanger mit seinen 8 Söhnen
hinten v.l. Johann / Alois / Theodul / Severin / Augustin
vorn v.l. Hermann / Vater Johann / Josef / Andreas
- Hermann Bissig 1881-1932, ist der Älteste und zog weg.
- Josef Bissig 1882-1956 übernahm 1919 mit Ehefrau Anna Imholz (Sack) die Untere Furggelen.
- Andreas Bissig (1883-1937), zog mit Agatha Infanger (1880-1973) ins Horn. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Andreas arbeitete im Winter als Holzer und im Sommer oft bei seinem Bruder Severin auf der Oberen Furggelen.
- Severin Bissig 1885-1963, bewirtschaftete vorerst mit den Brüdern, später allein die Obere Furggelen.
- Alois Bissig 1886-1965, bewirtschaftete den Lätten, Bielenrütti.
- Augustin Bissig 1887-1957, zog nach Küssnacht.
- Johann Bissig 1889-1973, bewirtschaftete den Berg in Isenthal.
- Theodul Bissig 1890-1973, zog nach Altdorf.
Foto 05308/07238
Severin Bissig 1885-1963 und Gertrud geb. Ziegler 1903-1982 übernehmen 1919 die Obere Furggelen, nachdem der Vater Johann-Josef Bissig die Furggelen wieder (wie es früher war) in zwei Häimä geteilt hat. Bruder Josef zieht auf die Untere Furggelen.
Gertrud geb. Ziegler hat zwei Schwestern, die auch im Isenthal verheiratet sind: mit dem Bruder von Severin auf der Unteren Furggelen und mit Imholz Josef Egg
Foto 04153 Familie Bissig-Ziegler Furggelen
v.l. Vater Severin 1885-1963 / Mutter Gertrud 1903-1982 / Trudi / Andreas 1929 / Tante Agatha Bissig-Infanger (Horä Agi) 1880-1973 / Severin 1927-1997 (Sohn Josef 1930- fehlt auf dem Bild)
Foto 00743 Die Familie Bissig-Ziegler, Obere Furggelen anlässlich der Silbernen Hochzeit 1950
v.l. Josef / Gertrud / Severin / Mutter Gertrud / Andreas / Vater Severin
Ab 1953 bewirtschaften die Brüder Andreas und Severin die Obere Furggelen gemeinsam. Severin zieht dann aber 1956 in das Obere Horn und heiratet.
Foto 17020 Im Jahr 1956 übernimmt Andreas Bissig 1929-2018, der Sohn von Severin Bissig-Ziegler, die Obere Furggelen. Er heiratet 1960 Annemarie Infanger 1940- (z Heizer Wisus).
Kinder hinten v.l. Anton 1961 / Marie 1962 / Heidi 1967 / Martha 1963 / Andreas Res Junior 1966-
Annemarie Bissig-Infanger erinnert sich
Das Leben auf Furggelen war geprägt durch Landwirtschaft. Wir betrieben Viehzucht, hatten zusätzlich auch Ziegen, Schafe, Hühner, Katzen und einen Hund. Das Haus war sehr einfach. Nur die Küche wurde nach der Heirat etwas vergrössert. In den Kammern hatte es wenig Platz für die grosse Familie. Auch die Schwiegereltern und Agatha lebten im Haushalt und wurden gepflegt.
Oft hatte es wenig Wasser, die Trockenheit im Winter machte das Leben mühsam. Mit den Kindern hatten wir Glück. Bis 1975. Da versetzte uns Tonis schwerer Unfall beim Misten in Schrecken. Sein Bein verfing sich in der Seilwinde und war kaputt. Die Ärzte wussten nicht, ob man es abnehmen müsse. Zum grossen Glück nicht! Wieder zu Hause hütete Toni geduldig das Heim. Er lernte gut kochen und machte sein Hobby zum Beruf, bis heute.
Besitzer im Jahr 2019
Foto 17004 Res Bissig 1966 übernimmt die Obere Furggelen 1992.
Im Jahr 1992 heiratet er Marietta Grossmann aus Sisikon.
Ihre vier Kinder: Erika 1993 / Thomas 1994 / Ueli 1997 / Markus 1999
Besitzer der Oberen Furggelen laut Hypothekarbuch Uri
1682 | Jost Anton Arnold |
1857 | Johann Aschwanden (Stammvater der Aschwanden-Furggeler) |
– | Johann Josef Bissig-Infanger |
1919 | Severin Bissig-Ziegler, Obere Furggelen |
1953 | Gebrüder Severin und Andreas Bissig |
1956 | Andreas Bissig-Infanger |
1992 | Andreas (Res) Bissig-Grossmann |
Der Betrieb Obere Furggelen
Foto 17000 Das alte Haus und der alte Stall in der Oberen Furggelen.
Foto 17031 Noch in den Sechziger-Jahren ist Heuen vor allem Handarbeit. Da ist es wichtig, dass die Verwandtschaft mithilft.
v.l. Vater Res / Toni / Martin Infanger (Bruder von Annemarie) / Marie / Mutter Annemarie / Grossmutter Bethy Infanger / Grossmutter Trudi Bissig
Foto 17005 Der neue Stall wurde bereits 1980 fertiggestellt. Er wurde aber später umgebaut.
Andreas und Mariette Bissig-Grossmann bewirtschaften den Hof mit rund 11 Kühen, 8 Rindern, Kälbern und 25 Ziegen. Sie betreiben Vieh- und Mastkalbaufzucht mit IP-Swiss-Label.
Sie haben den Riedgarten mit rund 3 Hektaren gepachtet. Einen grossen Teil des Winters stehen deshalb ihre Rinder im Riedgarten-Stall. Der Weg von der Furggelen dorthin ist schmal und bei Schnee nicht immer gefahrlos.
Im Sommer wird noch immer in der Wildi Hoftersmatt (ca. 300 Höhenmeter oberhalb Furggelen gegen den Oberbauen) Heu gesammelt.

Fotos 17030 und 17034 In der Wildi Hoftersmatt hoch über der Furggelen. Wie ‘schon immer’ machen die Bauern von der Furggelen in der Wildi Hoftersmatt Wildheu, das sofort, oder von der Triste im Winter, zur Furggelen hinunter geseilt wird.
Foto 17008 Der alte Stall wird heute als Hühnerstall genutzt. Hier wohnt eine glückliche Hühnerschar ohne Dichtestress.
Zum Häimä gehören auch noch drei Heu-Gädeli.
Foto 17002 Das neue Haus wurde 1992 pünktlich zur Hochzeit von Andreas Bissig mit Mariette Grossmann fertiggestellt. Das neue Haus und der neue Stall wurden näher bei der Seilbahn errichtet.
Foto 17006 und 17027 Der Eingangsbereich ins Haus in der Oberen Furggelen wirkt sehr einladend.
Foto 17013 Die 25 Ziegen verbringen den Sommer im Wallis. In der übrigen Zeit macht Mariette aus ihrer Milch feine Geiss-Chäsli.
Foto 17016 Andreas ist oft mit seinem Viehtransporter unterwegs. Als Viehhändler kann er damit das gekaufte Vieh zur neuen Adresse bringen. Er macht aber auch Transporte für Bauern. Z.B. liefert er IP-Swiss-Mastkalber aus Uri und andern Kantonen an die Migros im Kanton St. Gallen. In dieser Zeit erledigt Mariette auf der Oberen Furggelen die anfallenden Arbeiten auf dem Hof.
Fotos 17017 und 17018 Bild links: die noch immer aktuelle Bergstation, rechts: das moderne ‘Gifi’ in der Talstation Weid.
Schon 1922 wurde die erste Transportseilbahn nach Furggelen gebaut.
1953 wurde eine Luftseilbahn erstellt, mit der auch Personen fahren durften. 1970 wurde sie elektrifiziert.
Vierzig Jahre später 1993 wurde die Seilbahn mit einem zeitgemässen Antrieb und einer automatischen Steuerung ergänzt. Heute kann auch direkt aus den Häusern der beiden Häimä ‘geseilt’ werden. Touristen lieben die Fahrt mit der Bahn, die langsam fährt und so den herrlichen Ausblick länger ermöglicht.
Annemarie Bissig-Infanger erinnert sich
Die Bahn war eine grosse Erleichterung, wenn auch nicht ungefährlich. Sie erforderte Gegengewicht und fuhr wie ein Pfeil talabwärts. Im Sommer füllte man Wasser in das Fass auf dem ‘Gifi’. Im Winter nahm man wegen des Wassermangels Holzspälten, die man dann im Tal unten verkaufte, oder es wurden Schneeblöcke geladen, nicht immer zur Freude in der Weid. “Hoffentlich apert es auf der Furggelen bald!”, meinte dann Weid Hans trocken.
Bei Wind war Personentransport nicht immer möglich. Als 1969 der elektrische Antrieb kam, musste man sich an die Langsamkeit gewöhnen.
Fotos 17021 und 17009 Dank einer 2008 erstellten Güterstrasse vom Sack hinauf zur Furggelen scheint eine Zukunft für die beiden Häimä möglich. Man spürt im Gespräch mit den Familien die Zuversicht, dass es weitergeht.
Foto 09690 Die Güterstrasse in die Furgglen