Birchi

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2019
Datensammlung: Peter Gasser

Foto 002634       Das Häimä Birchi ist das vorderste Häimä des Isenthals. Es ist aufgeteilt in Z’Hinkis, Birchi und Biel. In älteren Schriften ist vom Unter und Ober Bäbig die Rede, wahrscheinlich die Teile unter- und oberhalb der alten Landstrasse. Haus und Stall liegen auf 731 m ü.M.
Nach ortsnamen.ch ist der Name Birchi von Birke hergeleitet. Quelle: ‘1951 durch die schattenseits liegenden Güter Birchi (Birki, Birkli). Oechslin,Isental, p.9’

Drohnen-Video: Flug über das Birchi

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 77

(Hauptbuchblatt 4), Plan Nr. 3, 4, Birchi
172’650 m²

Eigentümer
Andreas Walker-Furrer
Birchi, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer des Birchi

1762 erbauen die Gebrüder Gasser das alte Birchihaus.

Maria Anna Aschwanden 1802-1858 (Wätzliger) verh. 1828 mit Kirchenvogt Johann Josef Gasser, wohnte im Birchi (Aschwanden-Familienchronik von Hedy Kleiner)

Franz Gisler ist um 1859, bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri, Besitzer des Birchi. Er ist ein Bruder von Alois Gisler, dem Besitzer des Oberen Gitschenenberg und der Schwändi. Ein weiterer Bruder ist Kommissar Gisler in Bürglen.

Witwe Severina Gisler erbt zusammen mit ihren zwei Töchtern das Birchi nach dem Tod ihres Mannes.

Walker im Birchi

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Josef Walker wurde im vordern Spiss in Bürglen UR geboren. Nach der Rekrutenschule am 1. Mai 1885 wechselte Josef Walker die Stelle, zu Alois Gisler Schwändi-Gitschenen im Isenthal. Das war ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben. Isenthal sollte zur zweiten Wohnheimat werden. Fünf Jahre dauerte dieses Arbeitsverhältnis und endete mit einem Liebesverhältnis zur einzigen Tochter seines Arbeitgebers Anna Gisler.
Er begab sich wieder zu Kaspar Planzer und arbeitete in dem der Sennerei angeschlossenen Landwirtschaftsbetrieb. Inzwischen wurde das Birchi zum Kauf angeboten. Dabei leistete Pfarrer und Kommissar Gisler in Bürglen eine Vermittlerrolle. Er war ein Bruder von Alois Gisler, seinem ehemaligen Arbeitgeber, und auch ein Bruder von Franz Gisler dem verstorbenen Besitzer vom Birchi. Seine Hinterlassenen waren die Witfrau und zwei Töchter. Tochter Ida war verheiratet mit Dominik Müller von Seedorf, er bewirtschaftete vorübergehend das Birchi. Dieses Arbeitsverhältnis muss nicht allseits befriedigt haben und man entschloss sich zum Verkauf der Liegenschaft.

1893  wurde Josef Walker dank der verwandtschaftlichen Beziehung seiner Geliebten zur Besitzerfamilie zum bevorzugten Käufer vom Birchi.

Josef Walker und Anna Gisler heirateten am 12. Januar 1894.

 

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Severina Gisler wird 1903 die zweite Ehefrau von Josef Walker, nachdem Anna bei der Geburt von Johann 1899 gestorben war. Severina ist eine Cousine von Anna. Auch die Ehe mit Severina dauert nicht lange, sie verstirbt 1908 an einem Rückenleiden.

Franziska Bissig vom Hermisegg wird 1910 die dritte Ehefrau von Josef Walker.

Foto 00608               Die Familie Josef und Franziska Walker-Bissig, Birchi

hinten v.l.          Hans (Mutter: Anna Walker-Gisler) /  Franz  /  Michael  /  Res  /  Gustav  /  Josef (Bruder Theodul) (Mutter: Anna Walker-Gisler)
Mitte v.l.            Severian  /  Mutter Franziska  /  Vater  Josef  /  Franziska
vorn v.l.              Karl  /  Katharina  /

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1933 stirbt  Josef Walker. Das Birchi gehört nun 14 Jahre den Erben: Witwe Franziska Walker-Bissig und den 8 Kindern aus der 3. Ehe.

Andreas 1918-1979  und Karl Walker übernehmen das Häimä Birchi 1947 gemeinsam.

 

Andreas heiratet Emma Aschwanden von der Bärchi (Guschtis). Der Ehe entstammen 6 Mädchen und 5 Knaben.

 

1960 verkauft Karl Walker seinen Teil am Birchi seinem Bruder Andreas Walker-Aschwanden, und verlässt das Isenthal.

1982  übernimmt Andreas Walker, der Sohn von Andreas Walker-Aschwanden, das Birchi. Er heiratet Bernadette Furrer. 
Dem Ehepaar Bernadette und Andreas Walker-Furrer werden drei Kinder geboren: Andreas  /  Christian  und  Gabriela Walker

Der Besitzer 2019

Foto 17571  u 17570        Die Familie Walker-Furrer, Birchi
links v.l.        Mutter Bernadette   /  Gabriela  /  Vater Andreas  /  Andreas   Im rechten Bild links aussen Christian.

Besitzer des Birchi  laut Hypothekarbuch Uri

1762 Gebrüder Gasser bauen das alte Birchihaus
1828 heiratet Kirchenvogt Johann Josef Gasser, Birchi  Maria Anna Aschwanden
1859 Franz Gisler Bruder von Alois Gisler, Schwändi und Kommissar Gisler, Bürglen (Stinis)
Witwe Severina Gisler und zwei Töchter
1893 Josef Walker 1865-1933 aus Bürglen, heiratet 1. Anna Gisler, 2. Severina Gisler, 3. Franziska Bissig
1933 Erben: Witwe Franziska Walker-Bissig und 8 Kinder aus der 3. Ehe.
1947 Gebr. Andreas und Karl Walker
1960 Andreas Walker-Aschwanden als Alleineigentümer
1982 Andreas Walker-Furrer

 

Der Betrieb Birchi

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Das alte Birchihaus wird 1762 durch die Gebrüder Gasser erbaut. Heute ist es unbewohnbar.

Foto 04543            Die alte Landstrasse Isleten-Isenthal führte am neu erbauten stolzen Birchihaus vorbei. Es wird 1864/65 von den Nachkommen von Ratsherr Gisler errichtet.

In dieser Zeit werden auch die beiden Liegenschaften Ob- und Undr dr Gass zusammengelegt, früher sprach man da vom oberen und unteren Bäbig. 

Ziegeltransport von der Isleten

Im Frühjahr 1893 übernahm Josef Walker die Bewirtschaftung mit Unterstützung seines Bruders Johann. Damit begann eine arbeitsreiche Lebensaufgabe im Isenthal. Auch konnte er die kleine Landwirtschaft an der Isleten pachten. Gleichzeitig war vorgesehen den Hausstall im Birchi mit Ziegel neu einzudecken. Da habe er nach Besorgung des Viehes an der Isleten, eine Traglast Ziegel mitgenommen und so den Ziegeltransport in den täglichen Arbeitsablauf einbezogen. Diese Pacht wurde aufgelöst und der Vater Walker sagte einmal: Es war für meine Gesundheit gut, dass ich die Pacht nicht mehr bekam!

Foto 09746          Zum Birchi gehört aber auch “Ds’Hinkis”. Die Familie Imhof hatte den Übernamen von ihrer Mutter Verena Imhof-Schieli, die eine Beinprothese trug.

Sepp Imhof 1883-1974, dr’Hinki

Aus “Weisch nu? Gsichter und Gschichtä, Isenthaler Chilbiausstellung  2014”:
Hinki Sepp hatte mehrere Brüder. Einer wurde vom Blitz erschlagen und ein anderer nahm sich das Leben. Das Heim im Birchi wurde Hinki Sepp weggenommen. Er wurde als Spinner in die Psychiatrie nach Oberwil eingewiesen. Altersheime kannte man im Kanton Uri kaum. Armengenössig wurde der 68 jährige Hinki bei seinen Verwandten im Chneiwis auf Gitschenen untergebracht. Fortan war er immer auf Gitschenen und gehörte im Chneiwis zum Inventar.”

Foto 002630               Hinkis lebten ganz links aussen im Birchi. Ihr Haus, das abgebrochen wurde, stand unter dem grossen Stein, der neben dem Stall zu sehen ist.
Die Hinkis gingen im Sommer im Jäntli (unter Bywald) z’Alp. Damals wurde das Jäntli eigenständig bewirtschaftet, bevor es zu Bywald kam.

Foto 002645               Das Haus im Birchi wird von Andreas Walker-Furrer nach und nach umgebaut. Eine neue Küche, ein Bad und warme Schlafzimmer machten vieles einfacher und bequemer.
Der Stall wird 1979 von Andreas Walker-Furrer durch einen Neubau  ersetzt und 1995 zu einem Laufstall umgebaut.

Foto 001838                       Zum Birchi gehört auch der Privatbesitz Kirchenrüti , die seit 1969 vom Birchi mit einer Luftseilbahn erschlossen ist. Die Gebäude auf der Kirchenrüti werden 1924/25 erbaut. Auf der Kirchenrüti wird ein grosser Teil geheut. Das Heu wird dann zum Teil oben verfüttert oder ins Birchi geflogen.

Zusätzlich kann Andreas Walker-Aschwanden 1960 auch die Alp Scharti erwerben, die an die Kirchenrüti anschliesst.
Die ganze Alp Scharti gehörte früher einem Tresch aus Attinghausen. Er bewirtschaftete die Scharti und ging auch für ca. 6 Wochen auf den Oberberg (am Gitschen), der damals noch Allmend war. Auf Tresch folgte ein Herger. Andreas Walker-Aschwanden kaufte das ganze Scharti von den Gebr. Michael und Josef Arnold vom Dimmerschachen in Schattdorf.
Andreas Walker-Furrer baut 1992/1993 eine neue Wasserleitung im Ober und aufs Mittst Scharti. Es wurde rund 1.5 km Leitung verlegt.
Um das Schartihöreli bestehen Naturwiesen zum Wildheuen.

Foto 17572          Wildheuen im Turä, beim Schartihöreli.

Foto 002567               Der hinterste Teil des langgestreckten Birchi heisst Biel. Der Biel kommt erst nach 1977 zum Birchi, als Gustav Walker, der Bruder von Andreas gestorben ist. Im Biel, also oberhalb der alten Landstrasse, stand auch ein Stall. Er wurde abgerissen.
Im Biel befinden sich gut erhaltenen Überreste eines Kalkbrennofens.

Foto 002586               Früher wurde im Birchi Milchviehhaltung betrieben. Im Sommer wurde die Milch auf dem Mittst und oberen Scharti zu Käse verarbeitet. Andreas Walker-Furrer stellte seinen Betrieb 1991 auf Mutterkuhhaltung um. Damit war es möglich die Eigenalp auf dem Scharti auch in Zukunft alleine zu meistern. Er war der erste Bauer im Isenthal mit Mutterkuhhaltung und leistete somit Pionierarbeit. Andere Isenthaler Bauern zogen später nach. Die Mutterkuhhaltung wurde anfänglich mit dem bestehenden Braunvieh umgesetzt. Heute züchtet Andreas Walker vorwiegend Anguskühe. Der Betrieb ist Bio zertifiziert.

Zusätzliche Information    Urner Wochenblatt 30. Sept. 2020  von Doris Marty