Untere Furggelen
Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2019
Datensammlung: Josef Schuler-Bissig
Foto 003530 Das Häimä Untere Furggelen liegt im weiten Sattel zwischen Scheidegg und Oberbauenstock auf 1200 m üM. Der Blick geht von dort auf den Urnersee und zu den Mythen. Den Platz in diesem Sattel, der ein Übergang ist von Isenthal nach Bauen, teilen sich die zwei Häimä Obere und Untere Furggelen.
Der Name Furggelen (oft auch Furgelen, Furgeln) bedeutet “weichgerundete Übergangsstelle in einer Bergkette“.
Drohnen-Video: Flug über die Untere Furggelen.
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 165
(Hauptbuchblatt 39), Plan Nr. 15, Untere Furggelen
204’994 m²
Eigentümer
Augustin Rudolf Bissig
Untere Furggelen, 6461 Isenthal
Die Besitzer der Unteren Furggelen
Die ersten Besitzer der Furggelen (Obere und Untere Furggelen)
1579 ist ein Wipfli im Eigentümer-Schuldner-Verzeichnis eingetragen.
1682 ist Jost Arnold Besitzer der Furggelen
1772 gehört die Furggelen einem Ziegler.
1859, als das Hypothekarbuch Uri erstellt wird,sind die Erben von Kaspar Truttmann Besitzer.
Truttmann Kaspar selig Erben waren , die Besitzer des Häimä.
Für sie, wie auch für die folgend genannten Eigentümer fehlen uns weitere Angaben.
Die nachfolgenden Besitzer sind laut Hypothekarbuch Uri:
Bissig Alois 1888
Arnold Jakob (vermutlich ist er ein Bärcheler)
Foto 06634 Johann Josef Bissig-Infanger 1850-1924, obere Furgelen
Er ist der Furggelen-Stammvater. Er wird 1912 Besitzer der ganzen Furggelen. Mit seiner Frau Anna Infanger hatte er 8 Kinder:
Hermann,
Josef (Untere Furggelen),
Andreas (Obere Furggelen),
Severin (Horn),
Alois (Lätten),
Augustin,
Johann (Berg),
Theodul.
Johann Josef Bissig war ab 1906 auch Besitzer der Bielenrüti. Dieses Häimä übernimmt 1919 Sohn Alois.
Johann Josef war der Bruder von Getschi Wisu, Alois Bissig, in der Halten.
Foto 00713 Vater Johann Josef Bissig-Infanger mit seinen 8 Söhnen
hinten v.l. Johann / Alois / Theodul / Severin / Augustin
vorn v.l. Hermann / Vater Johann / Josef / Andreas
Ab 1919 sind wir bestens dokumentiert. Der neue Besitzer Josef Bissig notierte ab diesem Jahr die Vorkommnisse in einer Chronik der Unteren Furggelen.
‘Hofchronig’ untere Furgelen
Foto 04946 1919 Übernahme der Unteren Furggelen durch Josef Bissig 1882-1956 mit seinen Kindern Josef 1906 / Franz 1907 (Kaplan) / Maria 1910.
Die Mutter Anna, geb. Imholz vom Sack 1880-1910 ist bei der Geburt von Maria verblutet. Als der Arzt nach 3 Studen Fussmarsch auf der Furggelen ankam, war es zu spät. Die Ehe dauerte vom 1905 – 1910.
1926 kauft Josef Bissig die Weid und bewirtschaftet sie von der Furggelen aus.
Foto 05310
In Ida Ziegler von Bauen von der Rüti in Bauen fand Josef seine zweite Frau.
Josef und Maria 1894-1957 Bissig-Ziegler heirateten 1920.
Weitere zwei Schwestern von Ida verheirateten sich ins Isenthal:
Trudi wurde die Frau von Josefs Bruder Severin auf der Oberen Furggelen und
Marie heiratete den Josef Imholz vom Schwarzwald, sie lebten dann auf der Egg.
Die Mutter der drei Schwestern, Marie Ziegler-Walker 1866-1941, durfte die letzten Lebensjahre bis zu ihrem Tod 1941 auf der Furggelen verbringen
Foto 15826
Die Familie im Juli 1933.
oben: Grossmutter Marie Ziegler und Mutter Ida Bissig-Ziegler
Mitte: Ida und Hans (später in der Weid),
unten: v.l. Stini (der Nachfolger auf der Unteren Furggelen),
Alois (er wurde auch Priester wie sein Bruder Franz)
Rosy und Anni (beide später im Kloster Gubel)
Foto 15841 Sohn Augustin Bissig Jg. 1930 übernimmt 1956 die Untere Furggelen.
Die Weid wird Hans und Ida überschrieben.
Foto 15843 Im Jahr 1959 heiratet Stini mit Barbara Capol eine Bündnerin.
Die Hochzeitsfeier für Augustin und Barbara Bissig-Capol fand auf dem Steinerberg statt.
Besitzer im Jahr 2019
Foto 16545
Im Januar 1992 findet die Hofübergabe an den Sohn Augustin Bissig Jg. 1968 statt.
Im Foto von 2019 mit seiner Frau Sarah und Sohn Fabian.
Eigentums-Übergänge in der Unteren Furggelen laut Hypothekarbuch Uri
1859 | Truttmann Kaspar selig Erben |
Bissig Alois | |
Arnold Jakob | |
1912 | Johann Josef Bissig obere Furgelen |
1919 | Bissig Josef untere Furgelen |
1956 | Augustin Bissig-Capol |
1992 | Augustin Bissig Jg. 1968 |
Der Betrieb Untere Furggelen
Foto 15821 So hat es in der Unteren Furggelen ausgesehen, als Josef Bissig sie um 1950 übernahm.
Foto 15824 Alle Arbeit musste von Hand geleistet werden. Maschinen gab es noch nicht. Stini Bissig Sen. ist sitzend in der Mitte.
Foto 15829 Eine elektrische Windkraftanlage lieferte am 7. Mai 1943 erstmals Strom für die Stubenbeleuchtung.
Foto 15833 und 15834 1945 errichtet Stini ein Sägereigebäude und 1946 wird dort die Gattersäge montiert.
Damit hat Augustin die Grundlage geschaffen für einen Nebenerwerb, die Schreinerei, und vor allem für den Umbau des Hauses.
Foto 15836 und 15837 Das Haus ist zu klein für die grosse Familie. 1949 wird das Dach abgebrochen und ein weiteres Stockwerk aufgesetzt. Das neue Dach wird mit Welleternit gedeckt.
Für den Innenausbau wird eine Hobelmaschine angeschafft.
Foto 15838 Bis 1948 wurde die Gülle von Hand verteilt. Eine neue Güllenpumpe erleichtert die Düngarbeit gewaltig.
Der Mist wurde schon seit 1931 mit einer motorgetriebenen Seilwinde die Hänge hinauf gezogen.
Denkwürdiges aus der Chronik
Immer wieder liest man in der Chronik der Unteren Furggelen ähnliche Sätze wie von 1925: “Den Dolengraben durchs Ried 145 m lang fertig gemacht. Ca. 116 m3 Aushub.” (ohne Maschinen)
oder: 1938 “In der Weid 180 m2 Land gemacht.”
Einen spezielle Arbeit: 1937 “Den neuen Widder aufmontiert. Derselbe tut um 10.50 Uhr den ersten Schlag.”
Staunen: “Vom 8.-12 Aug. 1932 folgende Anzahl Burdenen geheuet: 102, 87, 97, 61, 50, 64. In einer Woche fertig geheuet.”
“Am 16. Sept. 1947 die 1400ste Burdi eingetragen.
Schwere Lawinenniedergänge
14. Januar 1954 “Nachmittags um 3 Uhr schwere Lawinenniedergänge. Der unterste Stall wurde zertrümmert. 12 Stück Vieh begraben. Alle bis auf ein Rind wieder lebendig geborgen. Mit allem Vieh im Hausstall. 25 Stück.”
Im Frühjahr und Sommer wurde der unterste Gaden wieder neu erstellt.
Im Jahr 1956 wird “geteilt” Augustin Bissig Jg. 1930 übernimmt die Untere Furggelen. Hans Bissig hat die Weid übernommen.
Grunddienstbarkeiten Lasten und Rechte auf der Liegenschaft Untere Furggelen (Auszug)
i.Last: Notwasserrecht, der Besitzer der oberen Furgelen ist berechtigt , wenn es hier kein Wasser hat, in die unter Furgelen zum mittleren Gaden zu tränken & Wasser zu holen, unentgeltlich
o. Recht: Holzabtransportrecht, v. Martini bis Mitte März aus Eigenwald, durch Waseneggli, Gurgelitöbeli an den See, z.L. Waseneggli, Gurgeli (Töbeli)
Foto 0000 1964 Transport der Bodenfräse (3 Tonnen) mit der Seilwinde durch den Sack und die Obere Furgelen in den Waldweg bei der Plangge.
In 10 Tagen öffnete Herr Schweizer 1200 m Gräben für Drainage.
Weitere Zusatzarbeiten oder Errungenschaften, die in der Chronik erwähnt werden:
- “Abends zwischen 8-9 Uhr nach abnormalem Regen vor dem Weigädeli ein Erdrutsch abgefahren und hat schattenhalb 4500 m2 schönes Land überschüttet. Aufräumen braucht ca. 100 Tage. Schaden rund 1000 Fr. Von der Elementarversicherung gibts 100 Fr.”
- Weg frei für den elektrischen Strom 1959
- Endlich nach langem hin und her das Telefon bekommen 1960
- Eine neue Wasserversorgung wird gebaut 1961
- Beginn mit der Schweinezucht 1962
- Neue elektrische Seilbahn 1970
- Inbetriebnahme der neuen automatischen Seilbahn 1993
Foto 15849 und 15850 Der alte Stall wird 1972 ersetzt.
Natürlich stammt das Holz aus dem benachbarten Wald und wurde auf der Unteren Furggelen gesägt.
Sand und Kies müssen bei der Seilbahntalstation in Säcke abgefasst werden. (8 Schaufeln pro Sack, 6 Säcke pro Seilbahnfahrt)
Foto 15851 und 15853 Ein neues Haus soll das Leben auf der Unteren Furggelen angenehmer machen.
Wie immer, wenn schwere Lasten zur Furggelen transportiert werden mussten, kam der Heli zum Einsatz. Hier bringt er den Menzimuk für den Aushub fürs Haus.
Im Nov. 1980 kann die Familie von Barbara und Stini ins neue Haus einziehen.
Besitzer 2019
Foto 16549 Augustin Bissig Jg. 1968 in seinem neuen grossen Laufstall (Foto 2019). Das Vieh hat nun das ganze Jahr durch freien Auslauf. Stini kann alles Heu in einem Stall lagern. Alles Vieh ist an einem Ort, neben dem Haus, untergebracht. Das erleichtert die Arbeit.