Bielrüti

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2019
Datensammlung: Vreni und Kurt Infanger-Bissig

Foto 001608         Die Rüti ist eine Eigenalp und liegt zuhinterst im Grosstal auf 1300 m ü.M. Sie ist fast ganz von Wald umschlossen und daher sehr geschützt.
Das Häimä wird auch Bielrüti oder Götschirüti (die Bächeler sind ein Zweig der Getscheler) genannt. Auch Untere Rüti heisst es oft in Abgrenzung zur darüber liegenden Oberen Rüti. Diese beiden privaten Häimä sind eine Besonderheit, weil es in Hütten und Gossalp sonst nur Korporationsland gibt.

Drohnen-Video: Flug über die Bielrütti (Rüti, Götschirütti)

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 440

(Hauptbuchblatt 58), Plan Nr. 23, Rüti
51’726 m²

Eigentümer
Franz Bissig-Kempf
Alter Landweg 4, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer

Im Hypothekarbuch Uri erfahren wird, dass die Rüti bis 1879 im Besitz einer Viktoria Infanger aus Bauen war.
Von 1879-1906 gehörte sie den Brüdern Andreas und Johann Josef Infanger aus Bauen.

Die Furggeler in der Bielrütti

Foto 00713         Nach den Besitzern aus Bauen übernimmt 1906 Johann Josef Bissig-Infanger 1850-1924  von der Furggelen das Häimä.
Hier sehen wir ihn inmitten seiner Söhne:
Hinten v.l. Johann (Bärg Hans) / Alois (Furggele Wisi Lätten) / Theodul / Severin (Vater von Severin im Horn) / Augustin –
vorn v.l. Hermann / Vater Johann / Josef (Untere Furggelen / Andreas.
Die Ehefrau und Mutter Anna Josefa Aloisia 1849-1897 lebt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Foto 04764  Josef Bissig 1882-1956 (Furggelen Sepp) mit den drei Kindern aus der ersten Ehe mit Anna Maria Imholz:  Josef / Franz (Kaplan)/ Marie. (Foto ca. 1916) Die Rüti gehört dem Vater Johann Josef Bissig-Infanger.
1919 wird die Furggelen geteilt und Josef wird Besitzer der Unteren Furggelen. Gleichzeitig übernimmt sein Bruder Alois (Furggälä Wisi, Lättä) die Bielrüti.
In zweiter Ehe mit Ida Ziegler wird Josef Vater weiterer 10 Kinder.

 

Foto 08018  Nach Johann Josef Bissig übernimmt 1919 Sohn Alois 1886-1965 (Furggele Wisi, Lätten) und seine Frau Katharina 1897-1980 (Sigersten) Bissig-Aschwanden die Bielrütti.

Der Klopfgeist in der Bielrütti

Der Besitzer der Bielrütti Alois Bissig und besonders seine Frau Trini hörten nachts immer wieder ein gleichmässiges Klopfen. Da sie dessen Herkunft nicht finden konnten, glaubten sie, ein Geist treibe hier sein Unwesen. Und so kam es, dass die Frau sich nicht getraute, alleine im Haus zu sein. Als dann auch noch ein Schlechtwettersommer kam und sie einen Teil der Bielrütti nicht heuen konnten, verkauften sie die Bielrütti.

Der neue Besitzer, Johann Josef Bissig-Gasser, hörte dann das nächtliche Klopfen auch und ging nachschauen. In der “Holzwitterä” fand er den Klopfgeist. An einer Schnur hing ein leeres “Kanneli”, das durch den leichten Wind hin und her schaukelte und so an die Wand schlug. Er entfernte das “Kanneli” und so hatten sie Ruhe vor dem Klopfgeist.

Die Bächeler in der Bielrütti

Foto 07567    1924 kann Johann Josef  1870-1956 (dr Getschi Hans) mit seiner Frau Josefa 1881-1958 (Gubeler) Bissig-Gasser die Bielrütti kaufen.

Ihre 8 Kinder:
Johann (Bächi Hans) /
Josefa (Bächi Seppä, Bannalp) /
Anna (Frau von Leo Imhof) /
Alois (Bächi Wisi Dorf) /
Rosa Bissig
Franz (Bächi Fränzu, Hostet / und
Josef (Bächi Seffu Hostet)      bekamen den Zunamen Bächeler.

Die Bächeler lebten fast das ganze Jahr in der Bielrütti.
Die Verbindung zum Dorf war im Winter oft zu gefährlich, da fielen wohl viele Schultage aus. Die Familie lebte karg. Der Vater, ein guter Schütze, soll aber mit gewilderten Tieren zur Ernährung beigetragen haben.
1926 konnte die Familie die Hostet kaufen. Fortan lebten sie nur noch im Sommer in der Rüti.

Foto 16063             Johann Bissig-Gasser besass auch Alprechte auf Hütten und Oberalp. Hier sitzt  Johann Bissig-Gasser neben seiner Frau Josefa Bissig-Gasser und seinem Sohn Josef (Seffu) Bissig vor der Hütte auf Oberalp.

Foto 11662  Bei den Bächeler in der Bielrütti wusste man zu feiern. Die Aufnahme stammt von 1941. Die Personen sind bis jetzt nicht benannt, bis auf Andreas Gasser-Hess (Gubeler) im Fenster und seine Frau Marie Gasser-Hess (zweithinterst).

Foto 16117  Deutsche Feriengäste am Küchentisch in der Bielrütti (ca. 1957). Der Raum sieht heute noch ähnlich aus.

Foto 07566    Familie Bissig-Gasser in der Bielrütti: v.l.  Anna, Seppä, ? , Mutter Josefa, Alois

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Franz und Theres Bissig-Aschwanden übernehmen die Bielrüti 1948 . Sie wohnen mit ihren 6 Kindern im Sommer in der Rüti. Im Winter ist ihr Zuhause die Schattighofstatt.

Die Besitzer im Jahr 2019

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Franz Bissig-Kempf, Hofstatt besitzt die Bielrütti seit 1974. Zusammen mit seiner Frau Theres bewirtschaftet er die Rüti als Alp.
7 Normalstösse, d.h. 12-13 Braunvieh-Rinder (nicht eigene) lassen sie im Sommer dort weiden. Täglich einmal fahren sie den Weg von der Hostet und schauen nach dem Vieh.

Eigentums-Übergänge in der Bielrüti laut Hypothekarbuch Uri

bis 1879 Viktoria Infanger, Bauen
1879 -1906 Andreas und Johann Josef Infanger, Bauen
1906 -1919 Johann Josef Bissig, Furggelen, Isenthal
1919 -1924 Alois Bissig, Lätten, Isenthal
1924 -1948 Johann Josef Bissig, Bächi, Isenthal
1948 -1974 Franz Bissig-Aschwanden, Hofstatt, Isenthal
1974 – Franz Bissig-Kempf, Hofstatt, Isenthal

Der Betrieb Bielrüti (Götschirüti, Rüti)

Foto 001593       Ennet der Brücke, zwischen der unteren und oberen Strasse liegt das Blackenrütteli (Stall mit dem roten Dach). Das Grundstück gehört der Kapelle St. Jakob. Die Bächeler haben es gepachtet und lassen ihre Rinder zwischendurch dort weiden.

Foto 12583  Die Bielrütti liegt nur ca. 250m neben der Strasse nach Gossalp. Einen Fahrweg mit einer Holzbrücke über den Bach gab es schon lange. Nachdem aber Karis Kari mit seinem Traktor-Fuhrwerk in der Brücke eingebrochen war, wurde sie ca. 1956 in Beton erstellt.

Foto 001601       Der Stall ist neueren Ursprungs. Er funktioniert als Anbindstall. Die Rinder bleiben aber heute über Nacht draussen. Der grosszügige Güllenkasten zeigt aber, dass die Tiere vor 1982 in den Stall kamen. Bis zu diesem Jahr wurde noch täglich gemolken. Aus der Milch wurde Käse und Butter für den Eigenbedarf produziert. Butter ging wöchentlich an die Butterzentrale in Luzern.
Das Port wurde schon immer geheut. Auf den flachen Wiesen konnte das Heu mit einem Fuhrwerk zum Stall gefahren werden. Bis 1954 wurde im Winter bis Ende Dezember das Heu gehirtet.

 

Foto 09141  In der Rüti der Bächeler gab es schon ab 1940 einen Telefonanschluss. Die Älpler von der Oberalp und den anderen Alpen mussten in die Rüti, wenn sie den «Vehdokter» brauchten. Auch im Winter war das Telefon bei Unglücksfällen zugänglich.

Bis 1981 war die Bielrütti auch eine bekannte Unterkunft für Wintertouristen auf dem Weg zum Urirotstock oder Brunnistock. Im alten Hüttenbuch befinden sich bekannte Namen aus Wirtschaft, Politik und Kultur.

Foto 001616      Das Haus in der Bielrütti wurde 1860 von Andreas und Johann Josef Infanger erstellt. Es ist gewandet, das heisst die Wände wurden mit aufeinanderliegenden Balken (ca. 20 cm) erstellt. Es macht einen stattlichen Eindruck und weist mit seiner Grösse darauf hin, dass es nicht einfach eine Alphütte ist. Hier lebte die ganze Familie einen Grossteil des Jahres.

Foto 001633       Im hinteren Teil des Grosstals sind nur die beiden Rüti der Bächeler und Isidorä Privatbesitz. Rundherum gehört der Boden der Korporation Uri. Die Älpler nutzen die Wiesen der Korporation als Unterstafeln.
Beide Liegenschaften haben eine eigene Wasserquelle.