Gitschenen

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2019
Datensammlung: Annemarie Wallimann-Aschwanden

Foto 004189       Das Häimä Gitschenen umfasst ein grosses Gebiet, das sich von Haus und Stall auf 1533 m ü.M. bis hinauf auf den Zingelgrat auf 2100 m ü.M. erstreckt. In Gehdistanz, nur 40 m höher, liegen oberhalb des kleinen bewaldeten Hügels die Gebäude der ‘Alp’, die ein integraler Teil des Häimä ist . Im steilen Hang hinauf gegen den Zingelgrat wird Wildheu gemacht und in den beiden Gädeli gelagert. In ortsnamen.ch erfahren wir, dass ‘Zingel’ von ‘cingulum’ = Gürtel kommt, bezeichnet Stellen, die ober- oder unterhalb markanter Felsstreifen liegen.

Drohnen-Video: Flug über das Häimä Gitschenen

 Grundbuch-Auszug

Liegenschaft Nr. 354

(Hauptbuchblatt 49, 50), Plan Nr. 11, 24, Alpeler, Chessel, Chüeband, Geissboden, Grotzenplangge, Gitschenen Berg, Gitschene Alp, Maisander, Sulztal, Zingel
1’034’284 m²

Eigentümer
Josef Aschwanden
Gitschenen 2, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer des Häimä Gitschenen

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Schon 1682 konnte der Stammvater Andreas Aschwanden den Gitschenen Berg und die Alp Gitschenen käuflich erwerben (Kaufurkunde im Staatsarchiv). Die Grundstückgrenzen sind genau umschrieben: Zingel, Risettenstock, Glattigrat und Brisen. In der Urkunde wird nicht erwähnt, wem das Heim und die Alp abgekauft wurden, vermutlich dem Kloster Engelberg.

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Alois Aschwanden 1829 – 1910 bewirtschaftete mit seiner Familie den Gitschenen Berg und im Sommer die Alp Gitschenen. Jeweils Ende Januar zog die Familie in die Bärenmatte nach Altdorf.
Alois hatte mit seiner Frau Rosa Zurfluh (Riedmatt-Rosi) drei Söhne und fünf Töchter.
Der Schattenberg im Grosstal wurde ebenfalls von der Familie bewirtschaftet. Er wurde 1872 verkauft (daher der heutige Zuname „Schattenbergler“).

Foto 04154               1923 übernimmt Josef Aschwanden 1871-1936 die Gitschenen. Er ist ein Sohn von Alois und Rosa Aschwanden-Zurfluh.
Er heiratet Agatha Imholz 1897-1930 vom Schwarzwald (eine Schwester von Josef Imholz Egg (Vrendler Sepp).
hinten v.l.    Wendelin Imholz (Vrendler Wändel)  /  Josef Aschwanden-Imholz  /  Agatha Aschwanden-Imholz   vor dem Haus im Gitschenen Berg.

Bärenstark am Bärenstock

Josef Aschwanden-Zurfluh hatte auch ein Alprecht auf Oberalp. Er zog also mit rund vierzig Kühen runter ins Grosstal, nach Gossalp und hinauf nach Oberalp.
Diese Strecke ist ihm wohl zu weit gewesen, wenn er ohne Vieh von Gitschenen nach Oberalp musste.
So soll Josef mit dem grossen Chäs-Chessi (für die Milch von 40 Kühen) vom Sulztal  ‘bolzgrad’ zum Fifer (2091 m ü.M.) westlich des Bärenstocks gestiegen sein. Auf der Oberalperseite ging es dann ebenso ‘grad’ hinunter. Beim Runtersteigen habe Josef rückwärts gehen müssen, weil sonst das Chessi am Hang anstand.
Im Spätsommer nahm er das schwere Kupfer-Chessi wieder an den Rücken und machte mit ihm den Heimweg wieder über den Fifer. Er muss ein echt bärenstarker Kerl gewesen sein.

Foto 17693                 Familie Josef und Agatha Aschwanden-Imholz mit ihrem einzigen Kind, dem Sohn Josef, geboren 1927.
Sohn Josef wurde mit dem Tod der Mutter Agatha 1930 schon früh Halbwaise. Durch den Tod des Vaters Josef 1936 war der Junge mit 9 Jahren Vollwaise.
Josef wurde von Verwandten in der Bärenmatt in Altdorf aufgenommen.

 

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Das Kind Josef wurde von der Witwe Marie Aschwanden-Betschart 1898-1977  in der Bärenmatt, Altdorf zu ihren drei eigenen Kindern Martin, Anna und Alois in der Familie aufgenommen.  Josef Aschwanden ging ab der zweiten Klasse in Altdorf zur Schule.

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1946,  mit 20 Jahren, übernahm Josef Aschwanden Jg. 1927 sein Vater-Häimä Gitschenen.

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1952 heiratet  Josef Aschwanden Anna Bissig 1925-2002, die Tochter von Wendelin und Katharina Bissig-Arnold (Schueni Wendel).

Foto 17683          Familie Anna und Josef Aschwanden-Bissig, Gitschenen  Familienfoto von 1979
stehend v.l.          Annemarie  /  Käthy  /  Bernadette  /  Mutter Anna  /  Vater Josef  /  Zwillinge Monika und Ruth  /  Dolores
vorn v.l.               Stefanie  /  Trudi  /  Josef  /  Marietta  /  Agatha

Foto 17640 u 17645               1993 übergibt Josef Aschwanden-Bissig das Häimä Gitschenen seinem Sohn Josef  Jg. 1961.
Im Foto ist Josef Aschwanden-Bissig 85 jährig

Die Besitzer 2019

Foto 17748               Josef und Cornelia Aschwanden-Bucher mit Kindern

1993 übernimmt Josef jun. den Hof und heiratet 2001 Cornelia Bucher.
 Das Ehepaar Josef und Cornelia Aschwanden-Bucher wird Eltern von 5 Kindern.

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Vater Josef Aschwanden-Bissig lebt, unterdessen 92 jährig, auch im Haus seines Sohnes. Seine 10 Töchter besuchen ihn oft auf Gitschenen.  Foto von 2011
hinten v.l.     Cornelia Aschwanden-Bucher  /  Töchter:   Agatha  / Käthy  /  Trudi  /  Bernadette  /  Marietta  /  Stefanie  /  Monika  /  Annemarie
vorn v.l.        Josef  /  Wendelin  /  Dolores  /  Magdalena  /  Josef jun.  /  Sarah  /  Ruth  /  Josef sen.

Besitzer des Häimä Gitschenen laut Hypothekarbuch Uri und andern Quellen

1682 Andreas Aschwanden der Stammvater der Gitschener Aschwanden kauft den Gitschenenberg und die Alp Gitschenen
Das Häimä Gitschenen bleibt im Besitz der Aschwanden Familie bis heute.
Aschwanden Alois, Josef und Paul
Alois Aschwanden 1829-1910 bewirtschaftet den Gitschenenberg im Sommer, im Winter in der Bärenmatte, Altdorf
1923 Josef Aschwanden 1871-1936, verh. mit Agatha Imholz 1897-1930 (Vrendler)
1936 Nach dem Tod von Josef Aschwanden-Imholz verwaltet das Waisenamt Altdorf das Häimä für Sohn Josef Jg. 1927
1947 Josef Aschwanden Jg. 1927 übernimmt das Häimä Gitschenen, er heiratet Anna Bissig (Schueni Wändels)
1993 Josef Aschwanden Jg. 1961, er heiratet 2001 Cornelia Bucher

 

Der Betrieb Gitschenen

Foto 04134                     1936-1947, nach dem Tod von Josef Aschwanden-Imholz   bewirtschaftete Wendelin Imholz das Häimä Gitschenen. Der Erbe Josef Aschwanden Jg. 1927 übernahm mit seiner Volljährigkeit 1946 den Betrieb selber.

Foto 17688              Der junge Josef Aschwanden Jg. 1927 hatte in den ersten Jahren kein eigenes Vieh. Er heute im Häimä und verkaufte das Heu seinen Nachbarn, vor allem den Stinis.
Schon 1952 hatte er 5 eigene Kühe und nach und nach auch Rinder und Kälber.
Er betrieb hauptsächlich Milchwirtschaft, produzierte Butter und Käse.
Später lag das Hauptgewicht bei der Aufzucht von Stieren und Rindern (Stierenmarkt Zug).

Foto 04139                Die Alp Gitschenen liegt nur 10 min Fussweg vom Wohnhaus Gitschenen Berg entfernt. Es ist keine eigentliche Alp, wurde aber früher, bevor auch im Winter auf Gitschenen gewohnt wurde, als Alp genutzt.
Josef wohnte mit seiner Frau Anna und der Familie im Winter im Gitschenen Berg und im Sommer auf der Alp Gitschenen.

Hilfe aus Siebenbürgen

Josef Aschwanden-Bucher beschäftigt schon seit Jahren Angestellte aus den Staaten Osteuropas. Früher kamen sie von Polen und der Tschechei. Seit mehreren Jahren arbeitet während 10 Monaten der gleiche Knecht, mit Namen Levente, aus Siebenbürgen, Rumänien bei ihm. Dieser kennt den Betrieb inzwischen sehr gut und ist für Sepp eine grosse Hilfe. Weil Levente jetzt in Siebenbürgen eine Familie hat, wechselt er jeweils nach jeweils 2 Monaten mit seinem Cousin ab.
Auch Cornelia hat hie und da eine Haushalthilfe. Und wichtig sind auch die Schwestern von Sepp, die während dem Heuet und in der Wildi grosse Arbeit leisten.

Foto  001190               Die beiden Betriebs-Teile: links unterhalb des Hügels Gitschenen Berg (Hauptsitz) und rechts 40 m höher in der Mulde die Gebäude der Alp. Von der Alp führt ein Fussweg durch die Wiese hinunter zum Berg.

Josef Aschwanden-Bucher verfügt heute über einen relativ modernen Maschinenpark.  Das war nicht immer so. 1957 wurde die erste Rapidmähmaschine gekauft, die auch den Heuwagen zog. In den 60er Jahren kam der Schilter-Transporter dazu. In den 70ern folgten Schwarbner und Heuzetter. 1975 wurde erstmals ein Heugebläse eingesetzt. Der erste Ladewagen wurde 1980 gekauft. Als letztes Gerät kam 2019 der ‘Twister’ dazu. Auf Heubläser und Motorsensen wird bis heute verzichtet.
Die Betriebsgebäude sind langsam in die Jahre gekommen. Der Stall in Gitschenen Berg wurde 1975 erweitert und der grosse Alpstall auf Alp Gitschenen wurde 1952 erbaut.
Josef Aschwanden-Bucher besitzt heute 8-9 Kühe und gegen 40 Stück Jungvieh, betreibt also weiterhin Aufzucht.
Das Vieh wird bis Ende Dezember auf  Gitschenen Alp gefüttert und während des Hochwinters unten in Gitschenen Berg gehalten.

Foto 17684 u 004108           1986 renoviert und vergrössert Josef Aschwanden-Bissig das Haus.  2004 brennt das Haus nieder. Josef und Cornelia Aschwanden-Bucher bauen am gleichen Standort ein neues Haus.

Foto 004085         Wildheu sammeln ist eine wichtige Aufgabe im Betrieb. Die grossen privaten Wildheu-Flächen gegen den Zingelgrat hinauf, ermöglichen das Gewinnen von  Winterfutter für zusätzliches Grossvieh.
Im Bild sind die beiden Heugädeli zu sehen: im untern Teil hinter den Bäumen, und oben über dem Felsenband, lawinengeschützt auf dem abfallenden Grat.

Fotos  17658 / 17667 / 17644 / 17661 / 17676 / 17666    Fotos von Felix Renner
Wildheuen ist nicht nur Arbeit, es ist auch Leidenschaft und ein Gefühl von Freiheit. Die Arbeit ist aber auch gefährlich, auch im Winter, wenn das Heu in den Stall geholt wird. 1841 kamen zwei Brüder von Alois Aschwanden ums Leben, als sie im Winter vom Chessel Heu ab der Triste holen wollten.
Im März 2014 hatten Mitglieder der Familie Aschwanden grosses Glück, als sich schon um 11 Uhr eine Lawine löste und die dort Anwesenden beinahe verschüttete.

Foto 09987           Mit dem Wildheu baut Josef Aschwanden auch Tristen. Damit wird eine uralte Technik der Vorrathaltung angewendet. Das Heu wird im Winter, wenn die Heuvorräte in den Ställen geschwunden sind, in Garne gefasst und über den Schnee nach unten gezogen. Heute sind im Häimä mehrere Wildheuseile gespannt, an denen man die Pinggel runtersausen lässt.
Im Bild-Vordergrund:  Josef Aschwanden sen.  / hinten Josef Aschwanden jun.

Foto 11918 u 11916               Winterarbeit mit Wildheu: Das Heu wird heruntergeseilt, in den Stall transportiert und anschliessend aus dem Garn befreit.

Foto 17691         Betruf durch Josef Aschwanden-Bissig: “Es walte Gott und der Heilige Brüeder Chlaus.”  Foto von José Amrein http://www.alpgalerie.ch/