Vorder Chlosterberg
Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2019
Datensammlung: Edith Bissig-Zgraggen
Foto 03194 Der Vorder Chlosterberg liegt im Kleintal nach dem Wald hinter dem Roseggtobel-Bach am Fusse der Chulm auf 1100 m ü.M. Der Name weist darauf hin, dass diese Wiesen früher im Besitz des Klosters Seedorf waren.
Drohnen-Video: Flug über den Vorder Chlosterberg.
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 193
(Hauptbuchblatt 128), Plan Nr. 18, Vorder Chlosterberg
51’367 m²
Eigentümer
Gerhard Peter Infanger-Gisler
Dorfstrasse 2, 6461 Isenthal
Die Besitzer des Vorder Chlosterbergs
Der erste uns bekannte Besitzer des Vorder Chlosterbergs war Johann Josef Infanger 1797-1876 der mit Marie Anna Arnold 1796-1866 verheiratet war. Johann Josef, Ratsherr, war der zweite Sohn des Bärenjägers und ist der Stammvater der Schipfler, Haltiger und Fränzis. Sein Bruder, Karl Josef Infanger 1793 (Erster Sohn des Bärenjägers) ist Besitzer des Hinteren Chlosterberg.
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1898 übernimmt Johann Infanger, Säger1859-1920 (Grosskind von Karl Josef Infanger) und Bürgervogt den Chlosterberg. Er ist verheiratet mit Aloisia Aschwanden.
Dem Ehepaar Johann und Aloisia Infanger-Aschwanden gehören sowohl der Vorder wie auch der Hinter Chlosterberg. Ihre Enkel Fränzi und Seppli werden dereinst Besitzer des Vorder Chlosterbergs.
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Im Jahr 1920 übernimmt Franz Infanger 1867-1943, der Sohn von Johann und Aloisia Infanger-Aschwanden, das Häimä. Er heiratet 1907 Josefa-Gisler 1871-1952.
Franz Infanger gehört auch die Liegenschaft Ringli und der Alpstall und die Alphütte im Ney.
Aus dieser Ehe entstammen zwei Söhne: Franz und Josef, genannt Fränzi und Seppli.
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Als Franz Infanger-Gisler 1943 stirbt, geht der Vorder Chlosterberg an seine Witwe Josefa Infanger-Gisler und die beiden Söhne Franz und Josef Infanger über.
Josefa lebt noch 9 Jahre bei ihren Söhnen.
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Die beiden Söhne Fränzi und Seppli sorgen sich gut um ihre Mutter Josefa, vor allem als sie fast ganz erblindet ist.
Ruhiger Tod
Die Mutter von Fränzi und Seppli war oft auf dem Kanapee anzutreffen. Sie war fast blind. Als die Mutter auf dem Kanapee im Sterben lag, sass Fränzi auf dem Stuhl daneben und las die Zeitung. Während des Lesens verstarb die Mutter. Da sie halb sitzend auf dem Kanapee starb, war Josefa ziemlich “verchruglet”. Man musste sie stark zurechtbiegen, damit sie im Sarg Platz fand.
Foto 00999 und 01040 und 05132 Franz (Fränzi) Infanger 1908-1986 der ältere der Brüder war immer sehr unternehmungslustig und kontaktfreudig. Auf alten Fotos sieht man ihn sehr oft als Führer in den Bergen. Auch zusammen mit Frauen ist er oft auf Bildern. Ganz typisch für ihn war die Pfeife, die er den ganzen Tag im Mund hängen hatte. Bestimmt war Franz der bestimmendere und geschäftstüchtigere der Ringli Brüder. (Auf dem breitformatigen Foto ist Franz Infanger als Dritter von links zu sehen.)
Foto 05084 und 01051 und 00507 Von Josef (Seppli) Infanger 1911-1978 findet man kaum Fotos. Seppli war der ruhige, vorsichtige, eher gehemmte Bruder. Wenn er zu Kari und Josy im Dorf zum Telefonieren kam, war es für ihn immer selbstverständlich, dass er noch vor der Türe seine Schuhe auszog. Seine Stimme war leise, als wollte er sagen: “Ich will mich nicht aufdrängen.” Seppli sorgte sich rührend um seine alte, gebrechliche Mutter. (Fränzis Seppli ist im grossen Bild in der Mitte zu sehen.)
Foto 16007 und 05265 Marie Bissig 1893-1973 gehört in den letzten 20 Jahren ebenso zum Vorder Chlosterberg und ins Ringli. Sie ist eine Tochter von Karl Bissig (Schuenis). Man kannte sie fast nur unter dem Namen “Weibeli”. Den Namen bekam sie, weil ihr Vater in Isenthal Weibel war. Eigentlich arbeitet das Weibeli als Magd im Vorder Chlosterberg und dem Ringli. Sie ist aber für die Brüder wohl auch eine Art Mutter.
Das Weibeli sagte einmal, dass es die schönste Zeit in seinem Leben im Vorder Chlosterberg verbringen durfte, bei Fränzi und Seppli.
Vom Weibeli gibt es eine Menge Anekdoten, die einem zum Schmunzeln bringen.
Innert Sekunden gesund
Das Weibeli war oft auch beim “Hammerer Wendu” und dem “Herger Chaspers Agi” zu Besuch. So kam es wieder einmal bei ihnen vorbei und hatte den Arm in der Schlinge. Und es “jämmerlete” bei den beiden Gastgebern. Es wusste aber niemand, was es eigentlich hatte.
Da kam aus dem Chlosterberg im Isenthal von Fränzi ein Telefon: Seppli und er seien nicht so zwäg. Das Weibeli habe kurzerhand die Schlinge weggeworfen und sei ab ins Isenthal.
Wenig Platz
Das Weibeli war eine bescheidene Person. Es brauchte nicht viel.
So hatte es mitten in seinem Bett ein Brett. Das sei aber nicht gewesen, weil es Angst gehabt habe, dass sich jemand zu ihm legen könnte. Nein, das Weibeli brauchte einfach nicht mehr Platz.
Malaga
Das Weibeli trank gerne Malaga. Auch der Besuch wurde von diesem Getränk nicht verschont.
Wenn ein Besuch dem Weibeli als Geschenk eine Flasche Malaga brachte, konnte man ihm eine grosse Freude machen.
Auf der andern Seite hat das Weibeli penibel Buch geführt, wer an seinem Geburtstag nicht bei ihm erschien.
Die Besitzer im Jahr 2019
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Gery Infanger von der Halten ist ein Verwandter der Ringli Infanger. Nach dem Tod der beiden Brüder konnte Gerhard zusammen mit seiner Frau Doris Infanger-Gisler den Vorder Chlosterberg erwerben.
Gery hatte schon viele Jahre davor, die Wiesen im Ringli gepachtet gehabt. Das Ringli wurde dann von der Gemeinde als Baulandreserve erworben. Mit dem Vorder Chlosterberg konnte sich Gery einen Ersatz für diese Pacht beschaffen..
Eigentums-Übergänge im Vorder Chlosterberg laut Hypothekarbuch-Uri
– | Johann Josef Infanger 1797-1876 |
– | Johann und Aloisia Infanger-Aschwanden |
1920-1943 | Franz und Josefa Infanger-Gisler |
1943-1952 | Erben Wtw. Josefa und Söhne Franz und Josef Infanger |
1952-1986 | Gebrüder Franz und Josef Infanger |
1986-1991 | Erbengemeinschaft der Gebrüder Franz und Josef Infanger |
1991- | Gerhard und Doris Infanger-Gisler |
Der Betrieb Vorder Chlosterberg
Foto 04401 Der Vorder Chlosterberg wirkt idyllisch. Das führte wohl auch dazu, dass mit dieser Aufnahme eine Postkarte angeboten wurde. Die Brüder Fränzi und Seppli Infanger haben sich hier wohlgefühlt und es geliebt. Darauf weist auch die folgende Anekdote hin.
Fränzi und Seppli
Franz und Sepp Infanger vom Vorder Chlosterberg kauften oft Heu vom Bauer Alois Müller in Altdorf. Bevor sie aber einen neuen Kauf tätigten, nahmen sie immer etwas von dem Heu im Rucksack nach Hause. Sie wollten sicher sein, dass ihre Kühe das Heu fressen.
Das Weibeli hatte wohl ein Auge auf Seppli geworfen. Als man es einmal darauf ansprach, meinte es nur: “Är tuät eifach nid dr glichä!”
Seppli aber schätzte das Weibeli sehr. So sagte er einmal, dass es schön sei, nach Hause zu kommen, wenn die Suppe schon gekocht und die Stube beheizt sei.
Foto 05071 Die Besitzer des Vorder Chlosterbergs lebten dort sehr bescheiden. Das Geld reichte wohl kaum für den nötigsten Lebensunterhalt. Dazu kam, dass sie neben Haus und Stall im Chlosterberg der Unterhalt weiterer Gebäude im Ringli und Ney belastete. So war es gut, dass ihr Denken ganz auf bewahren und kaum auf erneuern ausgerichtet war.
Ds’Gras ab dä Stei
Der Gemeinderat fragte mal Seppli und Fränzi, ob sie bei ihnen im Land Steine ausgraben dürfen. Sie könnten diese beim Bau der Kleintalstrasse gut gebrauchen. Die beiden Brüder gaben zur Antwort: “Ds’Fleisch ab dä Beinä und ds’Gras ab dä Steinä, das sigi das Bescht.” – Also gab es bei ihnen keine Steine zu holen.
Die beiden hatten gar keine Freude am Ausbau der Strasse. “Da isch mä ja nacher nimmä sicher!”
Foto 04805 Der Alpstall in der Mitte und die Alphütte rechts im Ney gehörten auch zur Liegenschaft Vorder Chlosterberg. Die Familie Moser aus Zürich machte jahrelang Ferien in ‘ds Fränzis Alphüttä’. Heute gehört der Stall Andreas Bissig im Hinter Chlosterberg. Die Alphütte war ‘apä gfület’ und wurde 2012 abgerissen.
Foto 01849 Auch die Liegenschaft Ringli gehörte den Infanger im Vorder Chlosterberg. Es ist auch ihnen zu verdanken, dass dieses wohl älteste Haus im Isenthal so ursprünglich erhalten ist. Die Brüder und das Weibeli lebten im Winter und vor allem auch im Alter im Ringli. Komfort gab es zwar auch in diesem Haus wenig, aber es lag näher beim Dorf.
Foto 01049 Die Ringli-Brüder arbeiteten auf ihren Liegenschaften fleissig, aber ohne Hetze. Sie schafften sich keine Maschinen an, die ihnen die Arbeit hätten erleichtern können. Hier sind Fränzi (l.) und Seppli im Ringli an der Arbeit, während ihnen ihr Feriengast Herr Moser dabei zuschaut.
Geris Traum
Als Geri nach einer Wanderung mit seiner Frau Doris das Kleintal hinaus ging, sah er weiter oben im Land den Fränzi sitzen. Da sagte Geri einfach so aus dem Bauch heraus zu Doris: “Dieses Land sollte man besitzen können. Das würde noch gut zur Halten passen.” – Doris schaute entsetzt und mit grossen Augen ihren Geri an und dachte wohl: “Aber nicht dieser Berg, wo es mehr Steine als Gras hat!”
Damals ahnte noch niemand, dass Geri mal Besitzer des Vorderen Chlosterbergs wird.
Foto 003207 Gerhard Infanger, Halten, ging nach der Übernahme 1991 im Vorder Chlosterberg an die Arbeit. Das Haus wurde abgerissen, der Stall renoviert und im Land wurden Steine ausgegraben. So kann der untere Teil des Häimä maschinell geheut werden. Das Heu und Silofutter wird mit dem Transporter in die Halten gebracht.
Foto 003199 Im Frühling treibt Geri eigene Rinder in den Vorder Chlosterberg. Sie können das Gras zwischen den Steinen direkt verwerten.