Guetig

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2019
Datensammlung: Peter Gasser
Foto 002815 Das Häimä Guetig liegt am Eingang des Tals an der Isenthalerstrasse bevor diese den Isenthalerbach überquert.
Das Gelände ist relativ flach, der angrenzende Wald ist steil.
In ortsnamen.ch wird Guetig mit ‘Beim Hof der Familie Guot‘ gedeutet. Die Verbindung mit ‘von guter Qualität’ wird fürs Isenthal als unwahrscheinlich beschrieben, da diese Deutung nur fürs Berner Oberland belegt ist.
Drohnen-Video: Flug über das Guetig.
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 75
(Hauptbuchblatt 66), Plan Nr. 3, Guetig
27’468 m²
Eigentümer
Peter und Barbara Gasser
Guetig, 6461 Isenthal
Die Besitzer des Guetig
Das Guetig ist nachweislich schon fast 300 Jahre im Besitz des Gasser-Stammes aus dem Isenthal.
Als erster belegter Besitzer wird Andreas Gasser 1739– , verh. mit Magdalena Zwyssig.
Es folgt deren Sohn Michael Gasser 1782– , verh. mit Anna Aschwanden (… „ die Frau soll mit ihren 7 Buben ein ziemlich strenges Regiment geführt haben & selbst dem damaligen Pfarrer die Zähne gezeigt haben“….)
Der nächste Besitzer des Guetig war deren Sohn Michael Gasser 1812– , verh. mit Anna Infanger (…“die Ehefrau war dem alten Infanger, so den letzten Bär in Isenthal schoss, eine Schwester“)
Aus finanziellen Gründen musste Michael das Haus seinem Bruder Johann Josef 1817 verkaufen und zog mit seiner Familie ins Gubeli. Johann Josef blieb ledig und baute um 1850. as Haus im Guetig.
Der Sohn von Michael und Anna Gasser-Infanger Michael Gasser 1842 (Gubeler), verh. mit Josefa Arnold war der nächste Eigentümer. Michael Gasser 1842 war auch Besitzer des Restaurant Gasser (heute Tourist), des Ringli, der Bywald und der Säge.

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Auf Michael 1842 folgt Sohn Johann Gasser 1877 , verh. in erster Ehe mit Anna Aschwanden und danach mit Anna Gasser.
Johann war Posthalter und Gemeindeschreiber.
Guetig kommt beinahe in andere Hände
Am 10. Juni 1937 schrieb Gasser Johann Jg. 1877 in einem Brief an seinen Sohn Josef Gasser Jg. 1909 :
…die Hinterlassenschaft meines Vaters zeigte viel Guthaben, aber auch viel Schulden. Um alles zu bereinigen mussten die Liegenschaften Gutig, Ringli, Gasthaus, Bywald und Säge mit viel Holz verkauft werden. Damals waren die Liegenschaften niedrig, das Gutig wurde für Fr. 16800.—ausgerufen, es folgte aber kein Angebot. Es wären wohl 2 Käufer da gewesen, die glaubten aber mit Zuwarten das Gut noch billiger zu bekommen. Meine Mutter weinte, sprach mir zu, ich solle doch das Gutig als Vaterheim erwerben, es werde mir Glück bringen, denn es ruhe Vatersegen darauf. Ich wurde nachdenklich, war wohl ein fleissiger Arbeiter, ein geübter Holzer, aber kein Bauer, zu all dem hatte ich kein Geld. Fragte meine Frau, sie war mit dem Kauf einverstanden, ebenso der Waisenvogt, nach kurzer Zeit sagte ich zu und war so innert einer halben Stunde ganz unerwartet Gutig-Besitzer…
Weiter schrieb Johann Gasser an Sohn Josef Gasser:
…noch nie hat mich dieser Liegenschaftskauf gereut, es soll der Vatersegen auch meinen Nachkommen deren Haus erhalten und ihnen Frieden bringen…
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1938 übernahm Josef Gasser 1909, der Sohn von Johann und Anna Gasser-Aschwanden, das Guetig.
Josef war Gründer und erster Dirigent der Musikgesellschaft Isenthal. Auf dem Foto zusammen mit Karl Infanger, Hostet (‘ds Schorschä’).
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Nach dem sehr frühen Tod (1947) von Josef Gasser-Bissig ging die Liegenschaft Guetig an ‘Gasser Josef selig Erben und 3 Kinder Margaritha, Josef und Klara’.
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Der Sohn Josef Gasser 1945 von Katharina und Josef Gasser-Bissig wurde 1976 alleiniger Besitzer des Guetig. Er ist mit Cécile Walker vom Gärtli verheiratet.
vorn v.l. Irène 1983 / Reto 1981 / Peter 1978 / Iwan 1975
Besitzer im Jahr 2019
Foto 16515 2015 übernahmen Peter 1978 und Barbara 1982 (geb. Williner) Gasser das Guetig.
v.l. Josef 1945 / Cécile / Maya 2016 / Peter 1978 / Barbara / Julius 2019
Besitzer des Guetig laut Hypothekarbuch Uri
– | Andreas Gasser 1739 verh. mit Magdalena Zwyssig |
– | Michael Gasser 1782 (Sohn von Andreas und Magdalena) verh. mit Anna Aschwanden |
– | Michael Gasser 1812 (Sohn von Michael und Anna) verh. mit M. Anna Infanger |
– | Johann Josef Gasser 1817 (Bruder von Michael) ledig |
– | Michael Gasser 1842 (Sohn von Michael und M. Anna) Gubeler verh. mit Josefa Arnold |
– | Johann Gasser 1877 (Sohn von Michael und Josefa) verh. mit Anna Aschwanden u Anna Gasser |
1938 | Josef Gasser 1909 (Sohn von Johann und Anna) verh. mit Katharina Bissig |
1947 | Gasser Josef selig Erben und 3 Kinder Margaritha, Josef und Klara |
1976 | Josef Gasser 1945 (Sohn von Josef und Katharina) verh. mit Cécile Walker |
2015 | Peter Gasser 1978 (Sohn von Josef und Cécile) zusammen mit Ehefrau Barbara Gasser geb. Williner |
Der Betrieb Guetig
Foto 04361 Das Guetig, zur Zeit als jedes Telefon noch zwei eigene Drähte brauchte.
Foto 09135 Heuet im Guetig nach 1947
Der Stall im Guetig wurde vermutlich vor dem Haus gebaut, d.h. vor 1850.
Wer das Guetig bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bewirtschaftete ist uns nicht bekannt.
Johann Gasser 1877 liess im Guetig anfangs 20 Jahrhunderts Helfer und angestellten Heuer die Arbeit erledigen. Das gesammelte Heu wurde im Stall von Bauern «üsäghirtet». Ob es immer derselbe Bauer war, ist nicht bekannt.
v.l. Feriengast im Guetig / Margrit Gasser / Klara Gasser / Josef Gasser / Feriengast / Franz Schieli / Käthy Schieli
Foto 16508 Der ledige Johann Josef Gasser 1817 erstellte um 1850 ein grosszügiges Haus. Der erste Stock diente zum Wohnen, der zweite Stock wurde kaum ausgebaut. Gegen die Strasse hin war eine ‘Wittere’ angebaut, in der sich auch das ‘Plumpsklo’ befand.
Bis 1938 bewohnten die Schielis von der Heissrüti das Guetighaus. 1939 übernahm Josef Gasser 1909 von seinem Vater Johann das Guetig. Nach der Heirat 1942 mit Katharina Bissig vom Chlosterberg wohnten sie ab sofort im Guetig. Hier wurden ihre drei Kinder: Margrit, Josef und Klara geboren.
Nach der Heirat der Witwe Katharina Gasser-Bissig mit Andreas Schieli wohnte diese mit ihren Kindern in der Heissrüti. Das Haus hatte jahrelang keine Dauerbewohner. Gäste konnten hier wunderschöne Ferien im Isenthal verbringen.
45 Jahre Mieter im Guetig
Gusti und Marietheres Arnold-Gisler (Ds’Isidorä Gusti) haben 1964 zusammen mit ihren ersten zwei Kindern Toni und Ruedi das damals noch alte Haus (mit ‘Plumpsklo’ und nur einem Wasserhahn) im Guetig bezogen. Während ihre Familie mit fünf Kindern grösser wurde, haben sie den ganzen Hausumbau und den Einzug der zweiten Familie Gasser miterlebt. Es war eine schöne Zeit des Zusammenlebens. Leider verunglückte Gusti 2007 tödlich und Marietheres starb 2009 nach kurzer Krankheit.
Foto 16500 Bei der Renovation des Guetig-Hauses 1967/68 durch Josef Gasser 1945 zeigte sich die Bausubstanz noch immer kerngesund. Die ‘Wittere’ wurde abgerissen und neu gebaut und der Dachstuhl wurde erneuert. Es entstand das Zweifamilienhaus in der Form, wie wir es heute kennen.
Josef Gasser 1945 und seine Frau Cécile geb. Walker zogen 1974 ins Guetig-Haus. Seither sind zwei weitere Generationen Gasser dazugekommen.
Foto 16506 v.l. Feriengast im Guetig / Käthy Schieli (Witwe von Josef Gasser) / Res Schieli / Feriengast / Franz Schieli
Nach dem viel zu frühen Tod von Josef Gasser sen. im Jahre 1947 wurde das Wiesland verpachtet. Diese Bewirtschaftungsform hat bis heute seine Gültigkeit.
Als erste Pächter übernahm 1947 die Familie Bissig, Klosterberg.
Es folgte 1952 Otto und Theodor Aschwanden von der Bärchi.
Ab 1960 waren dies Res und Franz Schieli, Heissrüti und
ab 1972 die Fam. Walker vom Gärtli, später auch Heissrüti.
Seit Sommer 1993 wird das Guetig von Gerhard Infanger von der Halten bewirtschaftet.
Im Guetig wird seit längerem nur noch geheut. Der Stall wird seit Anfang 2000 nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und entspräche auch nicht mehr den heutigen Anforderungen (Grösse, Tierschutz).
Foto 16521 Die letzte Hausrenovation wurde unter den aktuellen Besitzern Barbara und Peter Gasser 2017 initiiert.
Das Wasser im Guetig
Die Wasserversorgung ist seit 1959 durch eine Trinkwasserleitung von der Dorf-Wassergenossenschaft her gesichert. Davor wurde das Wasser aus einem “Brunnen” am Bach vor der Heissüti entnommen und mit einem Widder ins Guetig hinaufgepumpt. Im Haus und Stall gab es je einen Wasserhahn.
Beim Bau des Wasserkraftwerks Bolzbach Isenthal wurde anfänglich der Wasserfluss des Isenthalerbaches total abgestellt. Die ‘Tränkrechte’ zum Bach konnten so nicht mehr aufrechterhalten werden. Das EWA musste eine Trinkwasserleitung bis ins Birchi verlegen.
Foto 16524 Das «Loch» wie es heute noch genannt wird, war im vorderen Teil wirklich ein «Loch» und wurde Ende der Achtziger, Anfang Neunziger Jahre als Bauschuttdeponie genutzt und bis auf Strassenhöhe aufgeschüttet.
Für den Neubau der ARA Isenthal wurde im Jahre 1985 der Bauplatz an die Gemeinde Isenthal verkauft.
Für den Bau des neuen Forstwerkhofes zuvorderst im «Loch» wurde im Jahre 2013 ebenfalls Boden an die Korporationbürgergemeinde Isenthal verkauft.