Wätzlig

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Peter Gasser

Foto 002095          Das Wätzlig liegt 500 m unterhalb des Dorfes am Alten Landweg auf 750 m ü.M. 
Wätzlig wird in ortsnamen.ch gedeutet: ‘Bei den Leuten, auf dem Hof des Waltzo’

Drohnen-Video: Flug über das Wätzlig

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 113

(Hauptbuchblatt 243), Plan Nr. 4, Wätzlig
5’775 m²

Eigentümer
Anton Infanger-Gamma
Oberer Baumgarten 6, 6466 Bauen

 

 

Die Besitzer des Wätzlig

Johann Andreas Arnold 1755-nach 1795 ist im Wätzlig, seit 1794 verh. mit Anna Maria Gasser 1770-nach 1795. – 1823 : das Gut Schattigmatt stosst … an Andres Arnolds Eggelin u. Wetzlin. Gü. Is. (Stiftmessenfonds). GA. Is.

 

Johann Josef Maria Theodul Aschwanden 1763-1853, verh. mit Maria Anna Josefa Magdalena Stadler und Karolina Gisler. Datenlage nicht klar, ist aber 1783  möglicherweise Erbauer des Wätzlighauses. Er zieht später nach Altdorf. Johann Aschwanden kommt aus der Familie von Franz Josef und Anna Aschwanden-Zwyssig, Mittlere Bärchi, die zu den wohlhabenden Isenthaler gehören.

 

 Ab 1827 ist Johann Josef Aschwanden 1799-1855  Besitzer des Wätzlig,
Sein Vater ist Johann Josef Maria Anton Andreas Aschwanden (1773-1848) von der äusseren Bärchi. Er ist der Stammvater der «Wätzliger».
Johann Josef heiratet 1824 (Maria Anna) Magdalena Arnold 1795-1861. Sie ist das einzige Kind von Andreas und Anna Maria Arnold-Gasser, die im Wätzlig gewohnt haben.
Der Ehe von Josef Maria und (Maria Anna) Magdalena Aschwanden-Arnold entspringen 9 Kinder.

Der Wätzliger

Johann Josef, der «Wätzliger», war sehr angesehen und bekleidete während mehr als zwanzig Jahren viele anspruchsvolle Ämter: Kirchenrat, Dorfrichter, Gemeindpräsident, Vormund sowie Mitglied mehreren Kommissionen. Nebst dem Wätzlig bewirtschaftete Johann Josef offenbar noch eine Alp auf dem Baberg und die Hintere Bodmi, die sich schon seit der Generation des Grossvaters in Familienbesitz befand. 1839 findet man folgende Holzvergabungen aufgelistet: «Dem Präsidenten Joh.Jos. Aschwanden für Bauenberg und den Wätzlig-Gaden zu bauen, zum Obergaden, zum Käsgaden und zur Hütte auf Bauenberg.»

Der jüngste Sohn Johann Josef Maria Aschwanden 1832-1908 übernimmt das Heimet Wätzlig. Er ist verheiratet mit Anna Josefa Katharina Aschwanden 1836-1914 .
Die Eltern von Katharina  sind Franz Josef Maria Anton Aschwanden (Marilis) und Maria Anna Josefa Eva Infanger. Franz Aschwanden ist Landwirt im Schipf, später im Gummen, Dorfrichter, Armenpfleger, Pflegvogt, Leuttevogt (Verantwortlicher für die Dorfwasserleitung).

Josef Maria ist nebst Bergbauer im Wätzlig  auch Holzer und Flösser, sowie, wie sein Vater, Gemeinderat, Gemeindepräsident, Schulvogt, Vermittler und Mitglied der Fallimentskommission (Konkursamt).

Die Nachkommen von Josef Maria und Katharina Aschwanden-Aschwanden

Von den zehn Kindern starben zwei im Säuglingsalter und drei waren körperlich behindert. Maria, die Älteste, wurde 1890 die Frau von Albin Infanger in der Hofstatt, dem Stammvater der «Binis». Anna, die Jüngste, ging 1904 die Ehe ein mit dem Posthalter Johann Gasser. Dessen Tochter Anna heiratete 1941 Fridolin Infanger und wurde somit Bewohnerin vom Wätzlig, wie einst ihre Mutter.

Im Wätzlig folgen  drei Söhne von Josef Maria Aschwanden als gemeinsame Besitzer: Josef Maria Alois Aschwanden 1869-1920 , Ferdinand Maria Andreas Aschwanden 18713-1936  und  Josef Maria Andreas Aschwanden 1871-1920.
Da keiner der männlichen Nachkommen eine Familie gründen kann, erlischt diese Linie der Wätzliger in der zehnten Generation.

Foto  05252  

1918 ersteigert Andreas Infanger  1869-1946  die Liegenschaft Wätzlig. Andreas Infanger ist ein Nachkommen des «Bärenjägers» von 1820. Dieser ist sein Urgrossvater. Andreas ist auch Besitzer des oberen Bergli mit einem Alprecht im Alpeli von 9 Kühen. Im gehört ebenfalls die Liegenschaft Schipf wie auch Flueh. Die Flueh verkauft er, bevor er das Wätzlig ersteigert. Trotzdem gibt es Leute, die die Nachkommen «Flueniger» nennen. Noch mehr wird aber der Beiname «Schipfler» genannt bis in die heutige Generation. 

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 Andreas Infanger ist seit 1898 verheiratet mit Anna Maria Gnos  1876-1911 . Sieben Kinder werden ihnen geschenkt. Das Familienglück wird jedoch 1911 zerstört durch den Tod der Mutter Maria Infanger. Es ist ein harter Schicksalsschlag für den Vater und die sieben Kinder zwischen eins und zwölf Jahren. Fridolin, der Jüngste und späterer Nachfolge im Wätzlig wird von den Geschwistern Schieli in der Hinteren Schwanden für gut zwei Jahre liebevoll aufgenommen.

Foto 00502                Familie von Andreas Infanger-Gnos
v.l.        Franz Infanger-Imhof 1902-1954  /    Johann (Hans) Infanger 1905-1980  /  Vater Andreas 1869-1946  /  Marie Infanger 1903-1994   /  Alois Infanger-Müller 1906-1978   /  Andreas Infanger 1899-1958 (Es fehlen Josef (Sepp) Infanger 1901-1988 und Fridolin Infanger-Gasser 1910-1995)

 Foto 18710

1938 geht das Wätzlig an den jüngsten Sohn Fridolin Infanger  1910-1995 . Er heiratete 1941 Anna Gasser  1910-2005, die Tochter von Posthalter Joh. Gasser.
Von ihren sieben Kindern sterben zwei in jungen Jahren; der 5-jährige Fridolin an einer Vergiftung und der 16-jährige zweite Fridolin an Leukämie.

Foto 18715                Die Familie von Fridolin und Anna Infanger-Gasser, Wätzlig
hinten v.l. Hans / Marie / Anna
vorn v.l. Toni / Mutter Anna / Vater Fridolin / Alois Wisi

Foto 18709

1977  kauft Sohn Anton Infanger  1946-  das Grundstück Wätzlig mit Eggeli und Wald. Das Wohnhaus im Wätzlig wird vorher von der Liegenschaft getrennt und zu einem separaten HB gemacht.

Toni Infanger ist ab 1974 bis zur seiner Pensionierung 2011 als eidg. Wildhüter im Urnerland angestellt.

Besitzer 2020

Foto  18712         

Toni Infanger heiratet 1988 Sandra Gamma. Da das Wätzlig Haus nicht mehr zur Liegenschaft Wätzlig gehört, bauen sie im Oberen Baumgarten in Bauen ein Haus und wohnen fortan dort.

Eigentums-Übergänge im Wätzlig laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

Johann Andreas Arnold 1755-nach 1795, verh. 1794  mit Anna Maria Gasser 1770-nach 1795
Johann Josef Maria Theodul Aschwanden 1763-1853, verh. mit Maria Anns Josefa Magdalena Stadler und Karolina Gisler, 1783  möglicherweise Erbauer des Wätzlighauses, später in Altdorf
1827 Johann Josef Aschwanden 1799-1855,  verh. 1824 (Maria Anna) Magdalena Arnold 1795-1861.
Sohn Johann Josef Maria Aschwanden 1832-1908 , verh. mit Anna Josefa Katharina Aschwanden 1836-1914 .
1918 Andreas Infanger  1869-1946, seit 1898 verheiratet mit Anna Maria Gnos  1876-1911
1938 Sohn Fridolin Infanger  1910-1995 . Er heiratete 1941 Anna Gasser  1910-2005
1977 Sohn Anton Infanger  1946- , heiratet Sandra Gamma, Das Ehepaar wohnt in Bauen

 

Der Betrieb Wätzlig

Foto 04245                      Das stattliche Haus im Wätzlig (links) in der Grafik von Heirich Triner weist auf einen wohlhabenden Besitzer hin. Das Haus wird 1783 gebaut von möglicherweise Johann Josef Maria Theodul Aschwanden 1763-1853 , dem Bruder von Josef Maria Aschwanden 1773-1848) von der Bärchi, dem Vater des Wätzlig-Besitzers ab 1827.

Foto 18752                            Aus dem Buchtext:  Wätzlig. Erste Nennung 1596. Beidseits Laufen, Ladenkästen füt Falläden erhalten. Im Obergeschoss Kuppelfenster mit Schiebeläden. Firstkammer. Im First zwischen Uristier bez.:”Ano 1783 MIN”. Pfettenkonsolen mit Rosskopfenden. An Fenstern, Lädenkästen und Schiebeläden Reste der ursprünglichen Rot-Weiss-Dekoration (geflammte Ständerung). Hausrückwand in Holz. Das Haus im Innern quergeteilt. In der Stube Buffet aus der Erstellungszeit . Tanne, dreiteilig, mit Schrankteil, originale Beschläge, Felder im frühen 19. Jh. bemalt mit Nelken, Rosetten, Tulpen u.a.

Foto 18753          Das Buffet aus der Erstellungszeit (um 1783) ist im neuen Wätzlighaus wieder eingebaut.

Foto 002196                   Der Stall wird 1839 vom damaligen Besitzer Joh. Jos. Aschwanden gebaut. Fridolin Infanger baut auf der oberen Dachhälfte eine Lukarne (Guggere) ein, damit man das Heu direkt von der Kleintalstrasse in den Stall seilen kann. Ebenso wird der Stall um einen Schopf erweitert. Der aktuelle Besitzer Toni Infanger vergrössert schliesslich den Stall östlich um  weitere 5 Meter.

 

Foto 002080                            Das Eggeli im oberen Teil des Häimä könnte früher eine eigenständige Liegenschaft gewesen sein, da es in frühen Quellen neben Gütern wie Schattigmatt und Wätzlig genannt wird.

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So sieht die Alte Landstrasse (der Alte Landweg) im Gebiet Wätzlig bis 1900 aus. Sie ist die Verbindung vom Dorf zum See und nach Seedorf. Erst 1901 führt eine Strasse von Isleten zum Dorf Isenthal. Diese wird nun auf der Höhe des Wätzlig auf der anderen Bachseite geführt.

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Das Wätzlighaus, an der alten Landstrasse gelegen, soll vor dem Bau der Isenthalerstrasse (1900) als Sust gedient haben, damit die Säumer ihre Ware zwischenlagern konnten. Es hatte zwei sehr grosse Keller und einen kleinen mit idealer Temperatur für Käselagerung.

 

Foto  001810                    Fridolin Infanger-Gasser kauft auf Oberalp eine alte Hütte. 1941 baut er sie neu.

Von den Eigenälplern zum Alprecht auf Oberalp

Die alte Hütte auf der Oberalp (Vorgänger der «Schipfler Hütte») war früher die sogenannte «Eigenälpler-Hütte». Die Eigenälpler von Gitschenen, Geissboden und Kneiwies hatten das Recht, mit 40 Kühen 4 Wochen lang auf der Oberalp zu weiden. Dies erst ab Alpauftrieb der anderen Älpler. Die Sennen sollen die «Älpreruschtig» über den Oberalpgrad getragen haben. Einmal hätten sie sogar ein kleines Kalb hinübergetragen. Allmählich kamen die Bauern von ennet dem Grat dann nicht mehr und so gab es ein Alprecht von 15 Kühen.

Dank Auftrag von Fridolin Infanger kommt es zur Säge in der Riedmatt

Das Holz für die neue Hütte von Fridolin Infanger in Oberalp (1941) wollten die Zimmermänner mit einer Feldsäge neben dem Seil auf Gossalp schneiden. Die im Isenthal bekannten Zimmermannen waren Domini und Sebi Aufdermauer (Jonesen). Die Feldsäge kam mit dem Schiff an die Isleten. Infolge eines frühen Wintereinbruches konnte der Fuhrmann Franz Infanger mit seinem Rossgespann diese Säge nur bis ins Schattenberg-Loch transportieren. Im Frühling hatten die beiden Zimmermannen keine Zeit zum Sägen und so übernahm Josef Zurfluh (Sagä Sepp) diese Arbeit. Die Zurfluhs kauften nachher die Säge und so entstand in der Riedmatt eine Sägereibetrieb.

Foto 18708               Besuch auf Oberalp bei der Familie Fridolin und Anna Infanger-Gasser
hinten v.l. unbekannt / Vater Fridolin Infanger-Gasser / unbekannt / Agatha (Schwester von Mutter Anna) / Mutter Anni Infanger-Gasser / unbekannt / unbekannt
vorn v.l. Toni / Hans / Fridolin -1949 / Anni / Wisi

Foto 18713                     Das Haus im Wätzlig wird 1977 von der Liegenschaft getrennt und 1987 an Hans Infanger-Walker übertragen. Das Haus ist ein geschütztes Objekt. Hans Infanger verkauft es seiner Tochter Petra Infanger, die mit Kilian Imholz und ihren Kindern im Winterhalbjahr im Wätzlig, im Sommer aber auf der Alp Wilderbutzen wohnt.

Foto 18778

Das sanierte Wätzlighaus um 1985
Fridolin Infanger war ein guter Handwerker. Allmählich saniert er das Haus im Wätzlig in den 80er Jahren umfassend.           

Foto 18756                  Mit strengen Auflagen des Heimatschutzes dürfen Kilian und Petra Imholz-Infanger das alte Wätzlighaus durch ein neues, zeitgemäss eingerichtetes ersetzen.    

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Die Liegenschaft Wätzlig wird seit 1988 von der Familie Otto und Franziska Aschwanden, Port, als Pächter bewirtschaftet.