Oberer Stalden

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Vreni Bissig-Herger

Foto 004427           Der Obere Stalden liegt am sonnigen Hang im vorderen Teil des Grosstals auf 910 m ü.M. unter dem Gruenwald. Das Häimä ist über die Erschliessungsstrasse Sonnenhalb gut zu erreichen. Haus und Stall liegen. geschützt durch eineb Ablenkdamm, in der Schneise der Wiss Gand-Ribi.
In ortsnamen.ch wird Stalden gedeutet: ‘ansteigende Stelle im Gelände, steiler Abhang’

Drohnen-Video: Flug über den Oberen Stalden

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 282

(Hauptbuchblatt 226), Plan Nr. 6, 7,  Stalden
32’135 m²

Eigentümer
Robert Josef Herger-Walker
Byfangweg 3,  6460 Altdorf

 

 

Die Besitzer des Oberen Stalden

1789 erwirbt Anton Aschwanden 1768-1840 (Stalde-Toni) als 21 jähriger den Unteren Stalden. Im gleichen Jahr hat er Agatha Jauch 1759-1834  von der Fernen geheiratet. 1793 kauft er auch den Oberen Stalden und wohnt fortan mit seiner Familie dort.

‘Stalde Toni’ gilt als Stammvater der meisten Isenthaler Aschwanden

Das Ehepaar Anton und Agatha Aschwanden-Jauch wird Eltern von 10 Kindern, die kräftig zur Bevölkerungsentwicklung im Isenthal beitragen: Jost wird Stammvater der ‘Aschwanden-Riedmättler’  /  Anton Stammvater der ‘Fienggis’, ‘Träppis’, ‘Römer’ und ‘Theoduler’  / Ursula bleibt ledig  /  Franz Landwirt im Schipf und Gummen /  Maria Stammvater der ‘Finkeler’, ‘Horeler’ und ‘Schindeler’  /  Franziska bleibt kinderlos  /  Johann Stammvater der ‘Aschwanden-Haltiger’  /  Katharina bleibt kinderlos  /  Andreas bleibt ledig  /  Josef  Stammvater der ‘Portler’ und ‘Zachis’

1830 teilt der ‘Stalde Toni’ den Stalden für zwei Söhne auf.

Sohn Josef Maria Aschwanden 1796-1863 (‘Maryjä-Sepp’), verh. mit Maria Ursula Huber 1809-1878 bleibt mit seiner Familie im Oberen Stalden. Josef Maria lebt in finanzieller Bedrängnis, was nicht verwunderlich ist, da er 15 Kinder hat (4 davon ganz klein gestorben. Josef Maria ist der Stammvater der ‘Finkler’-, ‘Horeler’- und ‘Schindeler’-Aschwanden.

Sohn Johann Josef Aschwanden 1805-1848 (Stalde Sepp) übernimmt den Unteren Stalden.

1859  bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri ist als Besitzer des Oberen Stalden Andreas Bissig 1822-1879, verh. mit Aloisia Salome Barbara Aschwanden 1841-1906, der Tochter von Josef Maria Aschwanden und Aloisia Müller vom Unteren Stalden verzeichnet.

Aloisia ist seit 1848 verwitwet. 1862 heiratet sie den Witwer Andreas Bissig gest. 1879 (Schuenis) vom untern Schluchen, dessen Frau A.M. Zwyssig bereits 1851 bei der Geburt des ersten Kindes stirbt. Das Ehepaar Aloisia und Andreas Bissig-Aschwanden hat 3 Kinder: Aloisia stirbt 3jährig. 1872 werden die Zwillinge Marie und Johann geboren. Der Sohn Johann, genannt Staldiger, ist als ‘Alpen-Clochard’ im Isenthal eine Legende. Er verunglückt oberhalb des Steinhüttli tödlich, wird aber erst Wochen später aufgefunden.

Laut Hypothekarbuch besitzt ihre Tochter Anna Maria Hediger geb. Bissig als nächste den Oberen Stalden.   Sie ist verh. mit Dominik Hediger. Er ist Besitzer des Mittleren Baberg und später auch der Oberen Egg. 1920 ziehen Dominik und Marie aus dem Isenthal nach Schwarzenberg LU.
Ihre Tochter Agatha 1898-1972 bleibt als einziges ihrer 10 Kinder im Isenthal und heiratet 1920 Michael Gasser (Mättler.

Foto 00497    Aufnahme von 1901

1920 erwirbt Albin Infanger 1868-1937 den Oberen Stalden für seinen Sohn Franz. Dieser ist vorerst mangels Finanzen Pächter, bis er 1928 den Betrieb kaufen kann.

Vater Bini Infanger  ist dreimal verheiratet. Von seiner 1. Frau Marie Aschwanden 1864-1900 hat er diese 8 Kinder. Marie stirbt bei der Geburt von Theresia. In der zweiten Ehe kommen weitere 10 Kinder dazu. Die dritte Ehe bleibt kinderlos.

Vater Albin Infanger-Aschwanden um 1901 mit seinen 8 Halbwaisen im Oberen Stalden.
hinten v.l.     Anna 1891-1971 / Josef 1893-1983 / Karl 1894-1986 / Vater Albin Infanger-Aschwanden 1868-1937
vorn v.l.       Franz 1896-1966 / Marie 1897-1991 / Alois 1895-1955 / Albin 1898-1990 / Theresia 1900-1908

Foto 00494             Fam Infanger zBinis – 1925 anlässlich des 1. Todestages der 2. Mutter. Albin hatte 3 Frauen , zwei starben bei Geburten
hinten
v.l.      Franz (von 1. Frau) 1896-1966 Stalden  /  Josef Sepp (1.) 1893-1983  /  Karl Bini Kari (1.)  /  Alois Wisi (1.)  /  Albin Bini (1.) 1898-1990 Infanger-vonRotz
Mitte
v.l.     Christian (von 2. Frau)  /  Rosa (2.) Scheiber-Infanger Wolfenschiessen  /  Katharina Käthy (2.) Temp-Infanger Root Mutter von Schwande Theres  /  Elisabeth (2.) 1916- Infanger-Infanger Bini Bethy  /  Johann Hans (2.) 1911 Attinghausen Sins  /  Friedrich Fridel (2.) 1904-1978 kam von Amerika zurück alter Pfarrhof
vorn
v.l.       Josefina Josy (2.) 1907-1980 Odermatt-Infanger Stans  /  Marie (1) 1897- Jauch-Infanger Wyler   /  Bertha (2.) 1920- Zemp-Infanger Luzern  /  Martha (2.) 1924- Bättig-Infanger Mutter starb bei ihrer Geburt mit 49 Jahren  /  Vater Albin 1868-1937  /  Adolf (2.) 1918-1998 Zug  /  Anna Anni (1.) 1891-1971 ledig Haushälterin in Stans und Basel  /  Dora Dorli (2.) 1915- Joller-Infanger Stans

Foto  00505  und 18489                1928 kann Sohn Franz Infanger 1896-1966 den Oberen Stalden übernehmen.
Er hat schon 1920 mit Marie Jauch 1899-1988 eine Familie gegründet, die den Rufnamen ‘Bini Franzä’ erhält.

 

Foto  18486                   Franz und Marie Infanger-Jauch  (ds Bini-Franzä) werden Eltern von 10 Kindern:

hinten v.l.       Meinrad 1933-  / Albert 1921-  / Anna 1923-   / Regina 1927-   / Franz 1924-  / Alfed  1928-  / Marie  1925-
vorn v.l.          Rosa 1935-  / Mutter Marie 1899-1988  / Emilie 1939-  / Vater Franz 1896-1966  /Paula 1931-

Foto  18068a

1956 übernimmt Sohn Franz 1924-2009 den Oberen Stalden.

Foto  18068 b             

In Josefine (Fini) Herger 1926-1997  findet Franz Infanger 1967, also im Alter von 43 Jahren eine Frau. Josefine stammt vom Schattenberg, heisst als Mädchen Ziegler, heiratet Albert Herger 1916-1962 von der Unteren Fernen und hat mit ihm 6 Kinder. Nach dem frühen Tod von Albert muss Fini die Familie selber durchbringen.

Franz zieht zu Fini in die Untere Fernen und bewirtschaftet den Stalden von dort aus.

 

Foto  18069

Franz Infanger-Herger fühlt sich wohl mit der Familie von Fini. Fini und er haben keine eigenen Kinder.
Hier sehen wir Franz mit einem Enkel Philipp, Sohn von Robi und Luzia.

Besitzer 2020

Foto 18101                              1984 wird das Häimä Oberer Stalden auf Robert Herger, dem Sohn von Fini Infanger-Herger, überschrieben. Er ist mit Luzia Walker aus Silenen verheiratet. Robert war schon als Bub immer mit Franz auf der Alp.
Da Robert nicht Bauer ist, verpachtet er den Oberen Stalden seinem Bruder Oswald von der Unteren Fernen.

Eigentums-Übergänge im Oberen Stalden laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

1793 Anton Aschwanden 1768-1840 (Stalde-Toni), verh. mit Agatha Jauch 1759-1834
1830 Sohn Josef Maria Aschwanden 1796-1863 (‘Maryjä-Sepp’), verh. mit Maria Ursula Huber 1809-1878
Andreas Bissig 1822-1879, verh. mit Aloisia Salome Barbara Aschwanden 1841-1906
1859 Witwe Aloisia Salome Barbara Aschwanden 1841-1906 und deren Kinder Johann und Maria Bissig
Anna Maria Hediger geb. Bissig, vermutlich Tochter von Andreas und Aloisia Bissig-Aschwanden, verh. mit Dominik Hediger
1920 Albin Infanger 1868-1937, verh. in 1. Ehe mit Marie Aschwanden 1864-1900, 8 Kinder aus 1. Ehe
1928 Sohn Franz Infanger 1896-1966, verh. seit 1920 mit Marie Jauch 1899-1988 (z’Bini-Franzä)
1956 Sohn Franz 1924-2009, heiratet 1967 Witwe Fini (Josefine) Herger 1926-1997 (6 Kinder), diese Ehe bleibt kinderlos
1984 Robert Herger, Sohn von Fini Herger, verheiratet mit Luzia

 

Der Betrieb Oberer Stalden

Foto  04570                      Der Zaun ist die Grenze zum Unteren Stalden.
Um 1800
scheint es der Familie von Anton Aschwanden im Oberen Stalden gut zu gehen.
Die Teilung des Häimä 1930 für zwei Söhne führt dazu, dass Sohn Josef Maria im Oberen Stalden mit seiner grossen Familie in finanzielle Bedrängnis gerät, während sein Bruder Josef im Unteren Stalden seinen Besitz durch Zukäufe vergrössern kann und so offenbar weniger Not leidet.

Foto 04580           Das Haus im Oberen Stalden wird evtl. von Anton Aschwanden (Stalde-Toni) um 1800 erbaut. Es bietet der grossen Familie recht viel Komfort und Platz (für damalige Verhältnisse).

Foto 18085          

Franz und Marie Infanger-Jauch (Häimä-Besitzer 1928-1956) sind zum grossen Teil Selbstversorger. Marie baut im Gruenwald Kartoffeln, Zwiebeln und Rüebli an, die im Herbst nach der strengen Heu-Zeit geerntet werden können und sich für das Einlagern eignen.
Das Paar hält auf ihrem Betrieb 3-4 Kühe und Kälber, ein paar Geissen und Schafe. Marie hat immer auch ein paaar Hühner.
Im Herbst werden dann zwei Alpschweine geschlachtet. Das Fleisch wird haltbar gemacht: gewurstet, sterilisiert, eingesalzen und luftgetrocknet.

Diese Stange beim Haus dient dazu, die Tiere fürs Metzgen aufzuhängen. Das Fleisch wird gleich in der danebenliegenden Küche zerschnitten und portioniert.

Foto 18081

Da das Haus im Oberen Stalden nie grundlegend verändert worden ist, kann es zeigen, wie einigermassen begüterte Bergbauern vor 200 Jahren gewohnt haben.

Wir machen einen Rundgang durch das heute noch gut erhaltene Haus im Oberen Stalden und lassen uns von der Freundlichkeit der Räume und Einrichtungen überraschen.

Foto 18071, 18075          Die Stube ist recht gross und vor allem geschmackvoll und sorgfältig ausgestattet. Der Kachelofen ist die einzige Heizung im Haus. Die Ofenbänkli sind immer sehr begehrt von jenen, die gerade von der Arbeit in der Kälte kommen, oder auch am Abend, wenn bei Einbrechen der Dunkelheit, diskutiern und erzählen als einzige Beschäftigung möglich sind.

Foto 18072, 18073       Von der Stube führt eine Tür in die Kammer der Eltern. Der Kachelofen heizt auch hier. Durch die verschliessbare Öffnung in der Decke, kann die warme Luft über dem Ofen in den oberen Stock aufsteigen.

Foto 18077, 18078                       Die Möbel könnten wirklich aus dem Anfang des 19. Jh. stammen.

Foto 18087, 18080, 18086                Auch der Keller ist gut eingerichtet und bietet viel Platz für die Bedürfnisse einer grossen Familie von damals. Der Vorrat für Wochen muss hier eingelagert werden. Im ‘Fleigägänterli’ (ganz rechts) werden Speisen vor den Fliegen geschützt, wie heute im Kühlschrank. Die Ski aus Holzbrettern, im Isenthal produziert, erleichterten den Kindern und Erwachsenen den Weg hinunter zur Strasse und zur Schule.

Foto 18079              

Auf dieser Nähmaschine hat Mutter Marie Infanger-Jauch bis ins hohe Alter Kleider genäht und geflickt.

Foto 18487                   Verlobung im Oberen Stalden                   Die jüngste Tochter Emilie Infanger verlobt sich mit Oskar Bissig vom Oberbächi.
v.l.   Eltern Franz und Marie Infanger-Jauch, Oberer Stalden   /  Eltern Johann und Rosa Bissig-Gisler, Oberbächi  /  Albert Infanger

Steine aus der Wiss Gand

Emilie Bissig-Infanger, Wiler, erzählt: “Ich war mit den Kindern der Schwester zu Besuch bei unserem Bruder Franz im Oberen Stalden, in meinem Elternhaus. Plötzlich hörte ich lautes Geschrei. Der kleine Neffe sass gerade auf dem Plumpsklo. Ich packte den Kleinen und lief mit allen Kindern aus dem Haus.
Wir hatten grosses Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Von der Wiss Gand waren Steine heruntergerollt und hatten, dort wo sich das Klo befand, die Hauswand beschädigt.

Foto 18090

Nach dem oben geschilderten Vorfall, der wohl auch das ganze Haus hätte zerstören können, wird im nächsten Jahr 1958  mit dem Bau des Schutzdammes begonne. Er soll Steine am Haus vorbeileiten. Die Eile beim Erstellen wird schon im nächsten Jahr belohnt.
Auch ein Schutzdamm braucht Pflege. Robi Herger renoviert ihn 2017

 

Foto 004447

Der Schutzdamm im Oberen Stalden ist ein grosses Bauwerk, das dem Haus aber Sicherheit bringt.


Foto  18103

Die ‘Wiss Gand’ ist eine stete Bedrohung für Haus und Stall im Oberen Stalden.  1959 übersart eine riesige ‘Ribi’ aus der Wiss Gand den Oberen Stalden. Die Geröllmassen werden vom Schutzdamm neben dem Haus vorbeigeleitet. Die Ribi geht weiter und bleibt erst vor der Haustür im Unteren Stalden stehen.

Foto 18099    

Zum Oberen Stalden gehört auch die Privat-Alp Mittler Baberg. Von Mitte Juni bis in den September arbeiten ‘Z Bini-Franzä’ da oben. 

Ihr Haus im Oberen Stalden wird in dieser Zeit an Feriengäste vermietet.

Foto 18082                   Zwischen Haus und Stall ist vom Oberen Stalden ein Heuseil hinauf zum Mittler Baberg gespannt. Anfänglich wird es als Heuseil ohne Antrieb genutzt.
1950 wird es in ein Warentransportseil umfunktioniert. Damit auf dem Baberg die Person an der Seilwinde weiss , wann sie ‘ziehen’ kann (Telefon gibt es nicht), wird unten mit einem Leintuch ‘gezeichnet’, wenn die Ware aufs ‘Wägeli’ geladen ist.

 

Nicht überlebt

Im Herbst, beim Zügeln vom Baberg hinunter in den Oberen Stalden, mussten alle mithelfen. Die Kinder bekamen den Auftrag, die Hühner hinunter zu tragen.
Die Kinder dachten, es würde leichter gehen, wenn sie die Hühner in einen ‘Heupinggel’ einpacken und diesen an einem Haken am Heuseil hinuntersausen lassen. – Leider haben die Hühner diese Fahrt nicht überlebt!