Weid

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Antoinette Kempf

Foto 004913               Die Weid liegt hinter dem Dorf  auf der sonnigen Seite auf 850 m ü.M. Das Häimä ist mit einem Strässchen zur Grosstalstrasse erschlossen. Das Weid-Tobel zerschneidet das Gut. Der Wanderweg hinauf zur Furggelen geht direkt oberhalb des Stalls durch und führt dann übers Tobel.
In ortsnamen.ch wird Weid gedeutet: Weid: Wiese zum Abweiden

Drohnen-Video: Flug über die Weid

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 141

(Hauptbuchblatt 246), Plan Nr. 6, Weid
19’432 m²

Eigentümer
Anton Kempf-Wyrsch
Weid 2, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer der Weid

Um 1859 bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri ist als Besitzer der Weid Kaspar Gisler notiert. Im Stammbuch Uri findet sich für diesen Zeitraum nur Mann dieses Namens:   Kaspar Gisler 1818-1881, Sohn von Johann Gisler 1774-1855  und Anna Maria Huber 1777-1858, in Isenthal. Kaspar bleibt ledig.

 

Michael Ditttli ist als nächster Eigentümer eingetragen. Ein Michael Dittli 1834-1909 heiratet 1959 Josefa Gisler 1820-1881. Sie ist eine Schwester des Vorbesitzers Kaspar Gisler.

 

Johann Josef Zwyssig 1841-   ist der nachfolgende Besitzer der Weid. Er ist 1872 verh. mit Agatha Stump. Ihr Sohn Peter Johann Josef Christian Zwyssig  ist verh. mit Salome Aschwanden. Deren 2. Kind, von insgesamt 9, ist im Isenthal bekannt als  “Dr Stumm”, Josef Zwyssig 1905- . Er verbringt einen grossen Teil seines Lebens bei Stinis in der Schwändi/Lanzigschwand.

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1926 kauft Josef Bissig 1882-1956, Untere Furggelen, zusammen mit seiner zweiten Frau Ida 1894-1957  Bissig-Ziegler  die Weid.
Die Weid wird in der Folge von der Unteren Furggelen aus bewirtschaftet.

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Die Familie von Josef und Maria Bissig-Ziegler, Untere Furggelen.

hinten v.l.        Marie  /  Rosa Sr. M. Veronika Kloster Gubel /  Vater Josef  /  Anna Sr. M. Michaela Kloster Gubel

Mitte v.l.          Mutter Ida  /  Kaplan Franz  /  Wisi  /  Ida

vorn v.l.           Hans  /  Stini  /  Toni  /  Andreas

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1956 wird Hans Bissig (Weid Hans) 1922-2005, der Sohn von Josef und Maria Bissig-Ziegler offizieller Besitzer der Weid.
Schon viele Jahre davor hat Hans die Weid im Auftrag seines Vaters bewirtschaftet.

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Ida Bissig  1920-2010  (Weid Idi)  zieht mit ihrem Bruder Hans hinunter in die Weid und führt ihm den Haushalt.

Foto  04748             Die Geschwister Ida und Hans Bissig nehmen Theodul Bissig an Kindes statt an und werden so zur Familie.

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1984 übernimmt  Theo Bissig 1962-  das Häimä Weid von seinen Zieheltern Hans und Ida Bissig.

Besitzer 2020

Foto  17601              Familie Antoinette und Toni Kempf-Wyrsch
1996  kaufen Anton und Antoinette Kempf-Wyrsch die Weid von Theo Bissig.

v.l. Flavia / Richi / Mutter Antoinette / Vater Toni / Erika

Eigentums-Übergänge in der Weid laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

1859 Kaspar Gisler 1818-1881, Sohn von Johann Gisler 1774-1855  und Anna Maria Huber 1777-1858, in Isenthal. Kaspar bleibt ledig.
Michael Dittli 1834-1909 heiratet 1959 Josefa Gisler 1820-1881. Sie ist eine Schwester des Vorbesitzers Kaspar Gisler.
Johann Josef Zwyssig 1820-1895, verh. 1846 mit Maria Anna Exer 1818-1883, beide von Isenthal
1926 Josef Bissig 1882-1956, Untere Furggelen, zusammen mit seiner zweiten Frau Maria 1894-1957  Bissig-Ziegler
1956 Hans Bissig (Weid Hans) 1922-2005, der Sohn von Josef und Maria Bissig-Ziegler
1984 Theo Bissig 1962- übernimmt von seinen Zieheltern
1996 Anton und Antoinette Kempf-Wyrsch

 

Der Betrieb Weid

Foto 14208             Dieses Haus steht bis Anfangs der 1950er Jahre in der Weid.

Foto 04739                      1955-56  bauen Hans und Ida mit grosser Hilfe ihrer Geschwister dieses grosszügige Haus in der Weid. Das Haus entsteht  praktisch ganz in Eigenarbeit der Eltern und Geschwister von Hans und Ida. Die Pläne werden von Kaplan Alois Bissig gezeichnet. Das Holz wird auf der Furggelen gefällt und gesägt. Alle helfen mit beim Rohbau und dem Innenausbau des neuen Hauses.

Die Hexe und der Felsblock im Isental

“Einmal brachte eine Hexe in ihrer Fürscheibe einen fürchterlichen Stein von der Ba-bergerschooss her bis ob das Gut Weid. Dort stellte sie ihn nieder, band ihn an einen Faden und zog an ihm, so viel sie mochte und eine andere Hexe stiess hinten am Stein. Sie fuhren mit ihm abwärts gegen das hölzerne Kirchlein, das damal noch einige Schritte westlich des ‘tosenden Teines’ gestanden haben soll. Aber die Leute erblickten sie, liefen zur Kirche und läuteten. Da rief die Hexe, die am Felsblock zog: ‘Lunni stoss!’ und die andere entgegnete: ‘Ich mag nimmä g’stossä, ds Sywli gysset.’ Und beide verschwanden, aber der Felsblock blieb in der Weid liegen, wo er heute noch liegt. Man sieht Eindrücke von den Krallen der Hexe in der Steinmasse zu Stunde noch.”

(Müller, Josef: Märchen, Sagen, Schwänke, Legenden aus Uri. Altdorf, 1987)

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Hans und Ida führen auf ihrem Häimä ein arbeitsreiches aber ungestresstes Leben.

Der kleine Landwirtschaftsbetrieb ist gut zu bewältigen, bringt aber wenig Einnahmen. Darum sind die beiden Geschwister froh, dass Hans hie und da mit seiner Schreinerei etwas dazu verdienen kann.

Foto18834                    Hans und Ida Bissig bauen ihr Daheim nach und nach weiter aus. Die Gärten verraten, dass Ida nicht nur Haushälterin ist, sie arbeitet überall tatkräftig mit.
Hans hat sich im Kellergeschoss eine Schreinerwerkstatt eingerichtet. Dort fertigt er neben der Landwirtschaft für Kunden Massivholzmöbel.

Holländische Feriengäste

Die zwei Wohnungen in den Obergeschossen des Weidhauses sollten als Ferienwohnungen vermietet werden. Das Finden von Mietern war aber nicht einfach. Eine Familie aus Holland, die ihre Ferien im Isenthal verbrachte, verhalf zum Durchbruch. Der Ehemann und Vater dieser Familie arbeitete in einer führenden Position im niederländischen Energieunternehmen PZEM. Deren über tausend Mitarbeiter suchten jedes Jahr Möglichkeiten für Ferien in der Schweiz. Der Mann, der die Weid entdeckt hatte, organisierte ab diesem Zeitpunkt die Vermietung der zwei Wohnungen in der Weid für die Mitarbeiter des Stromuntermehmens.
Hans und Ida hatten administrativ nichts mehr damit zu tun. Sie bekamen jedes Jahr aus Holland einen ausgefüllten Plan, auf dem die Feriengäste für den ganzen Sommer, für Weihnachten, Neujahr und Ostern fein säuberlich in einem Zwei-Wochen Rhythmus eingetragen waren.
So waren die beiden Ferienwohnungen jahrelang an holländischen Fereingäste vermietet. Das brachte Hans und Ida einen willkommenen Nebenerwerb.

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Beim Jass mit Toni und Wisi

Die Geschwister von Hans und Ida besuchen die Weid oft. Bei diesen Gelegenheiten wird meist auch ein Jass geklopft.
Offenbar haben Geschwister bis nach 1996 ein Wohnrecht in der Weid.

Foto 04757                Die Gastfreundschaft in der Weid ist sprichwörtlich. Isenthaler, die vorbeikommen sind immer zu einem Kaffee eingeladen. In der Weid treffen sich aber auch Menschen aus der ganzen Welt, vermutlich meistens über religiöse Organisationen.                  

Mammi, ich has hit ganz scheen gha

Der 6 jährige Felix von Karis kommt nach einem Nachmittag bei Hans und Ida Bissig, Weid ganz glücklich nach Hause. “Dü Mammi, hit han ichs ganz scheen gha. Ich ha derffä zvordersch am Gülläschluch sie und d’ Gülle verteilä!” – ” Ich ha fascht eppis ä so vermuetet, chum ab id Badwannä!” 

Foto 004917                 1984,  nach Abschluss der Lehre als Schreiner und seiner Rekrutenschule übernimmt Theo Bissig die Weid von Hans und Ida Bissig.  Er verpachtet den Bauernbetrieb an Ruedi Bissig, Sack. Für sich baut er an der Zufahrtsstrasse im vorderen Teil der Weid eine neue Schreinerei .
Nach seiner Hochzeit und der Gründung einer Familie wird Theo Bissig immer klarer, dass er sich eine Weiterarbeit in der Branche im Isenthal nicht bis zur Pensionierung  vorstellen kann. 1995 beschliesst er zusammen mit seiner Frau, die Weid zu verkaufen und auswärts ein neues Leben aufzubauen. Sie ziehen zuerst in den Kanton Luzern und finden ihre Heimat schlussendlich in Erstfeld, wo Theo als Gemeinderat und Verwaltungsrat des EW Erstfeld amtet.

Foto 18826                           1996 übernehmen Toni und Antoinette Kempf-Wyrsch die Weid. Sie führen die Landwirtschaft wieder selber. Deshalb wird der Betrieb ihren Bedürfnissen angepasst, der Stall wird vergrössert und ein grosses Hühnerhaus gebaut. Mit der Direktvermarktung der Eier bedienen sie seit 24 Jahren zufriedene Kunden.
Hans und Ida Bissig wohnen noch viele Jahre auch in der Weid. Sie sind froh, dass die Nachfolger von Theo das Land wieder selber bewirtschaften. Sie unterstützen Antoinette und Toni bei den anfallenden Arbeiten auf dem Land, sei es beim Heuen oder Güllnen. Ida drückt ihre Zufriedenheit so aus: “Endlich kann ich wieder Weid-Ankä geniessen!”

Die Familie Kempf-Wyrsch, Weid hat auch noch das Unter Bergli im Kleintal gepachtet. Dieses bewirtschaften sie quasi als “Hobby”. Der aufwändigen Arbeit steht wenig Ertrag gegenüber. Aber: ‘Im Unter Bergli fühlen wir etwas wie Feriengefühle.’

Foto 18822 und 18825                 Die Schreinerei wird zum Haupterwerb des gelernten Schreiners Toni Kempf. Er fertig allerlei massgefertigte Möbel, macht den Innenausbau von neuen oder renovierten Häusern und ist auch als Kundenschreiner unterwegs.

Foto 004938                         Das oftmals unterschätzte Weidtobel öffnete am 23. August 2005, nach ca. 40 Jahren, seine Schleusen. In den folgenden Jahren schüttete das Weidtobel die Strasse und den Wanderweg regelmässig zu und war somit für den Verkehr und die Fussgänger nicht mehr passierbar.

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Mit jedem Rüfenniedergang vertieft sich die Einkerbung im Tobelkanal. Mit dem Einbau von Holzkästen im Jahr 2015 erhoffen sich Toni und Antoinette, dass das fliessende Wasser nicht mehr weiter in die Tiefe gräbt und somit der Schaden kleiner bleibt.

Foto 18803                        Ein massiver Föhnsturm am 11.11.1996 über die Furgelen hinab zur Weid drängte die jungen Eigentümer an ihre Grenzen. Abgedeckte Dächer, kaputte Fassaden und diverse Schäden erforderten viel Mut und Kraft alles wieder aufzubauen.

Foto 004920                     Wie das aktuelle Foto der Weid zeigt, hat es die Kempf-Familie geschafft alle Schäden zu beseitigen. Die Wanderer, die auf dem Mundartweg hier vorbeikommen sehen ein gepflegtes, vielseitiges Häimä.