Vordere Schwäntlen

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Josef und Cécile Gasser-Walker

Foto 004565            Die Vordere Schwäntlen liegt im vorderen Teil des Kleintals, bald nach der Bogenbrücke über den Kleintalerbach, von der Strasse aus ennet dem Bach. Haus und Stall liegen auf rund 1100 m ü.M. Das Häimä ist über eine Brücke leicht zu erreichen.
Schwäntlen wird in ortsnamen.ch gedeutet: Schwand, Althochdeutsch swant, ‘Verwüstung, Zerstörung, Aushauen des Waldes’

Drohnen-Video: Flug über die Vordere Schwäntlen

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 184

(Hauptbuchblatt 216), Plan Nr. 18, 20, Schwäntlen
76’840 m²

Eigentümer
Ernst Jauch-Kryza
Kleintalstrasse 19, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer der Vorderen Schwäntlen

Um 1780 ist Michael Jauch 1755- , aus dem Stamme «Ferniger» und Vorfahre der Miseeler, Besitzer der Vorderen Schwäntlen. Er ist seit 1782 verheiratet mit Josefa Feer und ab 1794 mit Martha Indergand.

Später ging der Besitz an Leonz Bissig über. Laut Urner Stammbuch stammte er ev. von den «Rämsiger» aus Unterschächen.

In der Vorderen Schwäntlen folgt als Besitzer Johann Josef Jauch 1851-1917, «Miseeler», verh. mit Anna Maria Aloisia Aschwanden 1865-1903. Johann Josef Jauch ist das Grosskind von Michael Jauch *1755 (Eigentümer um 1780).

 

Foto 00524                Die Kinder von Johann Josef  (Miseeler) und Anna Maria Jauch-Aschwanden
hinten v.l.      Jost 1898-1986  /  Dominik 1897-1963  /  Hans 1893-1984  /  Alois 1894-1977  /  Michael 1899-1976
vorn v.l.      Severina 1902-  /  Marie 1885-1982   /  Margrit 1903-1986  /  Anna 1900-1988   /  Josef fehlt auf diesem Foto

1917 sind fünf Söhne als Besitzer der Vorderen Schwäntlen eingetragen. Michael gehört nicht dazu. Er soll schon früh verbeiständet worden sein. Den fünf Brüder n gehören auch die Vorder Wang und die Rütlenen.
Josef Jauch scheidet 1926 als Besitzer aus, weil er 1924 die Unterbärchi von den Erben des Franz Imhof kauft.

Dem Zuchthaus entkommen

Josef Jauch schoss im Dezember 1924 im Affekt des Jähzorns, Angst und Notwehr auf seinen Erzfeind Johann Aschwanden von Bauen, ohne Absicht, ihn zu treffen, wie er sagte. Dieser war sofort tot. Josef Jauch wurde zu 20 Jahre Zuchthaus verurteilt, konnte fliehen und setzte sich nach Frankreich ab. 1964 kehrte er wieder ins Isenthal zurück. Da wohnte er fortan im Hinteren Schluchen, im nicht benötigten Haus der Schueni Wendels. 1987 starb er mit 92 Jahren. 

Foto 07577

Foto  17980          

1930 wird Jost Jauch alleiniger Besitzer der Vorderen Schwäntlern.

Jost heiratet 1929 Mathilde Aschwanden aus dem Stamm ‘Zachi’ vom Unteren Neien. 9 Kinder gehen aus der Ehe hervor. Sie bewohnen abwechselnd das alte Haus in der Schwäntlen sowie das Haus in der Vorder Wang.

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Familie Jost 1898-1986 und Mathilde 1908-1955 Jauch-Aschwanden, Vordere Schwäntlen
v.l.    Walter  /   Oskar  /  Marie  /  Josef  /  Vater Jost  /  Domini  /  Theres  /  Mutter Mathilde
Es fehlen Annegreth, Hedwig und Ernst.

Foto 05232             

Im Jahr 1955 stirbt Mathilde Jauch-Aschwanden im Alter von 47 Jahren an Darmverwicklung. Für Ehemann Jost Jauch ist das ein harter Schlag. Das jüngste ihrer 9 Kinder (Ernst) ist gerade 10 Monate alt. Ernst verbringt einen grossen Teil seiner Kindheit bei seiner Tante Eva im Schwarzwald.

Foto 05230 und 17974

1980 übernimmt Ernst Jauch 1954-  die Vordere Schwäntlen von seinem Vater Jost. Sie bewirtschaften ab da die Vordere Schwäntlen und die Vorder Wang gemeinsam.

Jost Jauch-Aschwanden stirbt 1986. Er wird 88 Jahre alt.

Ausschnitt aus “Alternative” Mai 1988

An Land fehlt es Ernst Jauch nicht. Die Liegenschaft “Schwäntlen” im Chlital und der Besitz auf dem “vorderen Wang” sind zusammen recht ausgedehnt. Eine Existenz für eine Familie ist garantiert. Viel Land – dazu noch an zwei verschiedenen Orten – ist mit viel Arbeit verbunden. Hilfe erhält Ernst Jauch von seinen Geschwistern, sowohl bei der Stall- als auch bei der Hausarbeit.
Der “Wang”, eigentlich das schönere Heimwesen, liegt auf 1500 Metern und wäre als Ganzjahresbetrieb nur schlecht denkbar. Er ist nicht erschlossen, die Seilbahn endet auf der halben Wegstrecke.
“Schwäntlen” dagegen ist auf der Strasse ins Chlital erreichbar. Das Hin- und Herpendeln zwischen den beiden Heimwesen macht Ernst Jauch nichts aus. Wegen der unterschiedlichen Höhenlage verteilen sich die Arbeiten ziemlich gut.

Foto 001883    

Die Vorder Wang ist Bestandteil des Familienbesitzes. Ernst Jauch bearbeitet sie zusätzlich zur Vorderen Schwäntlen, wohnt aber hauptsächlich in der Schwäntlen.

Besitzer 2020

Foto 17973

Ernst Jauch heiratet 1995 Barbara Kryza aus Polen. Sie lernt rasch die Sprache und kommt mit den Bergen gut zurecht. Mit ihren beiden Kindern spricht sie noch heute Polnisch.

Familie Jauch-Kryzy, Vorder Schwäntlen
hinten Patrick und Alexandra  Jauch
vorn ihre Eltern Barbara und Ernst Jauch-Kryza

Eigentums-Übergänge in der Vorderen Schwäntlen laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

um 1780 Michael Jauch 1755- , aus dem Stamme «Ferniger» und Vorfahre der Miseeler, verh. 1782 mit Josefa Feer und 1794 mit Martha Indergand
Leonz Bissig
Johann Josef Jauch 1851-1917 (Dr Miseeler), verh. mit Anna Maria Aloisia Aschwanden 1865-1903
1917 5 Söhne von Johann Josef Jauch: Jost 1898-1986 / Dominik 1897-1963 / Johann 1893-1984 / Alois 1894-1977 und Josef 1895-1987
1930 ihr Bruder Jost Jauch 1898-1986 wird Alleinbesitzer der Vorderen Schwäntlen
1980 Sohn Ernst Jauch übernimmt das Häimä

 

Der Betrieb Vordere Schwäntlen

Foto 17981           

Das alte Haus in der Vorderen Schwäntlen

Foto 17971               Als Ernst Jauch 1954-  die Vordere Schwäntlen übernimmt, ist das Heimet schlecht erschlossen und die Gebäude baufällig. Im Hause gibt es nicht einmal einen Wasseranschluss (bis 1962 musste das Wasser sogar vom Kleintalerbach geholt werden) und auch die Küche verdient ihren Namen nicht. Trotzdem will Ernst Jauch, der auch auf dem Bau gearbeitet hat, Bauer bleiben. Er plant eine Wohnhaussanierung und setzt diese mit der tatkräftigen Hilfe seiner Geschwister und der finanziellen Unterstützung gemeinnütziger Institutionen um.

Subventionen gestrichen

Als 1986 Vater Jost Jauch stirbt, werden die spruchreifen Sanierungspläne des Wohnhauses durchkreuzt. Da nur noch ein Einzelner auf dem Hof lebt, erfüllt das Projekt die Bedingungen für Bundessubventionen nicht mehr. Damals sagt Ernst Jauch. «Für Alleinstehende ist es ein bisschen ein Teufelskreis: weil wir allein sind, können wir nicht ausbauen, wenn wir nicht ausbauen, dann überlegt es sich eine Frau natürlich zweimal, ob sie an einen solchen Ort einziehen will. Und schliesslich müssen doch auch Alleinstehende in einem Haus leben»

Das Sanierungsprojekt musste reduziert werden, wurde aber verwirklicht.

Foto

Foto 00842                   Das sanierte Haus in der Vorderen Schwäntlen 1989       

 

Foto 17983 und 17976       

Bis 1990 wird in der Schwäntlen immer Viehhaltung betrieben, ca. acht Grossvieheinheiten.
Von 1990 – 95 wird das Heu gesammelt und zum «Üsähirtä» verkauft.
Ab 1995 wird auf Schafhaltung umgestellt. Bis zu 25 Schafe können zusammen mit Heu von der Wang gefüttert werden.

Von 1990 – 2013 arbeitet Ernst Jauch noch als Angestellter beim Forstbetrieb Isenthal. Nach einem Arbeitsunfall arbeitet er bis zur Pensionierung 2019 als Seilwart bei der Luftseilbahn Gitschenen.

Beim Stall werden laufend die nötigen Unterhaltsarbeiten gemacht.

Foto  17977 und 17984

2011 bauen Ernst und Barbara Jauch-Kryza eine Doppelgarage an der Kleintalerstrasse. Das Bienenhaus ist heute nicht mehr belegt.


Foto 00846                    Ernst Jauch baut die Erschliessung mit Transporterstrasse und Fussweg aus.
Die landwirtschaftliche Mechanisierung mit Mähmaschinen, Transporter, Ladewagen usw. hielt natürlich auch Einzug in der Schwäntlen.