Siti
Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2020
Datensammlung: Vreni Bissig-Herger
Foto 005267 Das Siti liegt am Eingang zum Kleintal am steilen Hang zum Horn auf 930 m ü.M. Es wird auf zwei Seiten vom Wald begrenzt, im Süden bildet das Sititobel die Grenze und unten im Häimä der Chlitalerbach.
Der Name Siti wird in ortsnamen.ch gedeutet mit: ‘Die kleine Seite des Tales’.
Im Häimä Siti fehlt seit1950 das Haus. Aber bis ins 20 Jh. soll das Siti ganzjährig bewohnt gewesen sein.
Drohnen-Video: Flug über das Siti
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 205
(Hauptbuchblatt 222), Plan Nr. 20, Siti
31’659 m²
Eigentümer
Walter Lorenz Bissig-Arnold
Oberbächi, 6461 Isenthal
Die Besitzer des Häimä Siti
Das Siti scheint schon sehr früh besiedelt gewesen zu sein. Quelle 1554 ‘ ab einem sinem gut, genannt uff herbisseg, unnd Volter Madt … stost… oben nider an den weg, so gen Mussenalp gadt, hinden zu an die hewledj, vor zu an … gut, genannt Sittj.’
1859 bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri besitzt Johann Josef Aschwanden 1799-1879 das Siti. Johann Aschwanden ist der Sohn von Stalden Toni, Anton Aschwanden im Oberen Stalden, Stammvater der meisten Isenthaler Aschwanden. Er wohnt mit seiner Frau Anna Maria Josefa Katharina Barbara Infanger 1803-1889 aus der Halten in diesem kleinen und abgelegenen Häimä. Sie werden Eltern von 14 Kindern, von denen aber 2 bei der Geburt sterben.
Später zieht die Familie Johann und Anna Aschwanden-Infanger in die Halten, dem Häimä der Eltern von Anna.
Johann ist im Isenthal Dorfrichter, Waisenvogt, Pflegrat, Kirchenvogt, Marcher, zeitweise vermutlich Wirt. Er ist der Stammvater der Haltiger-Aschwanden. Seine Frau Anna ist im Isenthal Hebamme, eine sehr wehrbare und geschäftige Frau, klein gewachsen, hiess im Volksmund nur “s’Marili”, starb als Seniorin der Gemeinde.
Die Linie der Haltiger Aschwanden stirbt mit dem blinden ledigen Enkel Johann Josef Christian Aschwanden 1869-1939 ,Halten aus.
Johann Josef Maria Andreas Infanger -1870 , auf der Säge, aus der Familie des berühmten Bärenjägers , heiratet 1861 als Witwer Maria Anna Josefa Katharina Ursula Aschwanden 1839-1901, eine Tochter der Vorbesitzer Johann und ‘Marili’ Aschwanden-Infanger. Johann stirbt schon 1870.
Zu den nachfolgenden vier Besitzern des Siti haben wir nur die äusserst knappen Angaben im Hypothkekarbuch Uri.
Johann Zwyssig
Johann Gisler
Johann Jauch
Johann Bissig Viehhändler und Franz-Josef Bissig-Gasser
Foto 12646A und 12646B
Christian Gisler des Dominik 1879-1958 (dr Chrischtäli) aus Seelisberg, verh. mit Maria Anna Aschwanden 1881-1951. Das Ehepaar bleibt kinderlos. Christian ist Besitzer und Bewirtschafter des Siti, wohnt aber mit seiner Frau im eigenen Haus im Dorf.
Foto 12440 Der Ertrag aus dem kleinen Häimä Siti reicht nicht fürs Leben des Ehepaares Anna und Christian Gisler-Aschwanden. ‘Dr Chischtäli’ sucht Nebenverdienste. Hier arbeitet er 1948 bei der Bauunternehmung von Hans Bissig Oberbächi, die die Aushub- und Betonarbeiten für das neue Haus von Kari und Josy Aschwanden-Zurfluh macht.
hinten v.l. unbekannt / Julius Aschwanden / Christian Gisler, dr Chrischtäli
vorn v.l. unbekannt / Vater Gnos, dr Gnos (mit Pfeife) / Sepp Aschwanden, Gemeindeschreiber, dr Sigerschtä Sepp
Foto 08180
Da das Ehepaar Anna und Christian Gisler-Aschwanden selber keine Kinder bekommt, nehmen sie Julius (Jüülä) Aschwanden an Sohnes Statt an.
Julius ist der Sohn von Annas Bruder Alois, der in Hausen am Albis einen Bauernhof betreibt. Julius hat 5 Geschwister.
Julius Aschwanden wird fortan ‘Chrischtä Jüülä’ genannt.
v.l. Julius Aschwanden (Chrischtä Jüülä) / unbekannt / Josef Aschwanden (Sigeschtä Sepp)
Foto 05658
1943 kann Julius Aschwanden 1915-1989 das Häimä Siti von seinen Zieheltern Christian und Anna Gisler-Aschwanden übernehmen.
Foto 12464 Cäsilienverein Isenthal mit Chrischtä Jüülä hinten ganz links
Schaffleisch-Essen bei Chrischtä Jüülä
«Chrischtä Jüülä» war Mitglied des Kirchenchor Isenthal. (Cäcilienverein). Mit seiner sicheren Tenorstimme war er eine wertvolle Stütze dieses Chores. Als Hobby-Schafbauer lud Jüülä die Sänger und Sängerinnen nach einer Probe zum Schaffleischessen in in sein Haus neben s’Heiris, das er dazumal allein bewohnte. Obwohl das Fleisch gut gekocht war, mochte keine Gaumenfreude-Stimmung aufkommen. Grund war der eher oberflächlich geführte Männerhaushalt, der sich auch auf den fehlenden Reinglanz des Essgeschirrs auswirkte. Die Geladenen dankte jedoch Jüülä für den feinen «Schaffbratis» mit Brot und den Kaffee, den er zum mitgebrachten Kuchen spendete.
Foto 09668 Isenthaler-Schützen am Jagdmattschiessen 1940.
Schiessen ist die grosse Leidenschaft von Julius Aschwaden (Chrischtä Jüülä).
v.l. Karl Aschwanden-Zurfluh / Heiri Infanger / Alois Imholz / Hans Gasser / unbekannt (vorn) / Michael Gasser (hinten) / Alois Gasser / Franz Infanger / Julius Aschwanden (vorn)
Foto 16528
Ruedi Aschwanden-Bissig, Oberbächi, kann das Siti von Julius Aschwanden kaufen.
Fam. Ruedi und Regina Bissig-Aschwanden, Oberbächi
v.l. Ruedi, Beatrice, Elisabeth, Mutter Regina, Vater Ruedi, Walter, Ruth
Besitzer 2020
Foto 18758 Familie Michaela und Walter Bissig-Arnold, Oberbächi mit ihren 3 Söhnen Sandro, Reto und Lukas.
Seit 1997 ist die Familie Bissig-Arnold vom Oberbächi Besitzer des Siti.
Eigentums-Übergänge im Siti laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen
1554 | ‘gut, genannt Sittj’ wird als eigenständiges Häimä genannt |
1859 | Bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri besitzt Johann Josef Aschwanden 1799-1879 das Siti. Er ist verh. mit Anna Maria Josefa Katharina Barbara (Marili) Infanger 1803-1889 aus der Halten |
– | Johann Infanger |
– | Johann Zwyssig |
– | Johann Gisler |
– | Johann Jauch |
– | Johann Bissig,Viehhändler und Franz-Josef Bissig.Gasser |
– | Christian Gisler des Dominik 1879-1958 (dr Chrischtäli), verh. mit Maria Anna Aschwanden 1881-1951 |
1943 | Julius Aschwanden 1915-1989 (dr Chrischtä Jüülä) |
– | Ruedi Aschwanden-Bissig |
1997 | Walter und Michaela Bissig-Arnold, Oberbächi |
Der Betrieb Siti
Foto 01437 Das ist unsere älteste Aufnahme des Siti. Leider haben wir kein Bild vom Siti-Haus. Es ist 1950 niedergebrannt. Hier ist nur noch der Standort und die Grundmauern zu sehen.
Man erzählt es habe 1950 einen sehr kalten Winter gegeben. Im Siti sei das Wasser in der Wasserleitung gefroren. Mit Gasbrennern habe man versucht die Wasserleitung aufzutauen. In der folgenden Nacht sei das Haus abgebrannt.
Das Haus wird nicht mehr aufgebaut, da Julius sowieso in seinem Haus im Dorf wohnt.
Foto 18796
Heute sind noch diese Mauern des Hauses im Siti zu sehen.
Man beachte den Blick auf die Pfarrkirche Isenthal.
Foto 005287 Oberhalb des Stalls, sind die Reste der Hausmauern noch immer zu sehen.
Der Stall ist klein wie das Grundstück. Sein Alter ist nicht bekannt. Er ist gut erhalten.
Foto 18761 1949 plant Oberförster Max Oechslin eine Wiederaufforstung des Sitiwaldes.
aus: Plakate Chilbiausstellung 2008 Isenthaler Kleintal
Foto 01430 und 01431 Im Archiv der KKI liegen diese beiden Pläne unter dem Titel Hangstabilisierung im Siti. Wo genau und wann diese Hangstabilisierung stattgefunden hat, ist nicht bekannt.
Foto 04091
Christian Gisler, dr Chrischtäli, hält im Siti Schafe. Er hat auch im Dorf, oberhalb des Untergässli einen kleinen Schafstall.
Auch sein Ziehsohn Julius (Chrischtä Jüülä) nutzt das Siti für Schafe. Sie sind seine Nebenbeschäftigung. Er arbeitet in einer festen Anstellung in der Sprengstoff-Fabrik Isleten.
Schafweide auf der Grobgand-Gallerie
Julius Aschwanden suchte immer öffentliche Weideplätze für seine Schafe. Besonders im Frühling möchte er die Schafe lieber woanders weiden lassen als in seinem Heimet Siti. So kam es, dass er eines Tages das Gras auf dem Dach der Schutzgallerie bei der Seestrasse Isleten – Seedorf entdeckte. Kurzentschlossen erstellte Julius auf dieser Gallerie einen Schafhag und liess das Gras mit seinem eher kleinen Rudel Schafe weiden. Diesem Vorhaben wurde aber bald von den zuständigen Amtsstellen der Riegel geschoben.
Foto 08126 Und plötzlich 1954 kommt Betriebsamkeit ins einsame Siti. Am Gegenhang werden unter der Kleintalstrasse Baracken gestellt. Von dort wird ein Weg und zusätzlich eine Treppe hinunter zum Chlitalerbach erstellt.
Foto 00153 Durch die neu erstellte Schotterstrasse vom Mättlistei ins Siti wird Beton angeliefert und mit einer Schienenbahn in die Schlucht oberhalb des Siti befördert.
Foto 00170 Entlang der Transportpiste werden schwere Eisenrohre vergraben.
Foto 00156 In der Schlucht beim Siti wird das Wasser des Chlitalbaches gefasst und Turbine beim Stausee Isenthal geleitet.
Foto 005260 Heute ist von der ganzen Bauwerken nur noch wenig zu sehen. Nur hie und da muss der Kraftwerk-Wärter im Siti kontrollieren.
Foto 18797 Die Familie Walter und Michaela Bissig-Arnold bewirtschaftet das Siti vom Oberbächi aus. Sie mähen es drei Mal. Und im Herbst ‘eetzen’ die Schafe im Siti. Auch die drei Söhne Sandro, Reto und Lukas arbeiten kräftig mit.
Foto 18791 Und wenn Walter Erholung braucht, zieht er hinauf in die Wandflue zum Wildiheuen.
Video
Der letzte Bär im Isenthal
Ein SQWISS-Video Hans Infanger, Heiris Hans erzählt wie sein Urgrossvater den letzten Bären erlegt hat.