Hintere Schwanden

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Susanne Stadler und Josef Schuler

Foto 005057            Die Hintere Schwanden liegt auf 880 m ü.M. sonnenhalb im Grosstal zwischen Chämmental und Schosstobel. Das Häimä liegt an der Grosstalstrasse, ist also problemlos erschlossen.
Der Flurname leitet sich von “swanden” ab. Früher gewann man Kulturland durch das Schwenden, das Entrinden von Bäumen.

Drohnen-Video: Flug über die Hintere Schwanden

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 290

(Hauptbuchblatt 214A), Plan Nr. 7,  Schwanden
74’214 m²

Eigentümer
Elisabeth Bissig-Huber
Hintere Schwanden, 6461 Isenthal
1/2 Miteigentum

Simon Bissig
Dorfstr. 5, 6461 Isenthal
1/2 Miteigentum

Die Besitzer der Hinteren Schwanden

Im Ahnenblatt Isenthal sind 7 Generationen der Schieli in der Hinteren Schwanden aufgeführt:

  • Johann Schieli gest. 1722, verh. mit Maria Barbara Zwyssig, 1 Kind
  • Johann Schieli 1699-1777, verh. mit Maria Anna Aschwanden 1705-1785, 8 Kinder
  • Johann Theodul Schieli 1739- , verh. mit M. Elisabeth Rosalia Herger , 8 Kinder
  • Jost  Schieli 1784-1856, verh. mit Anna Maria Aschwanden gest. 1845, 8 Kinder, alles Knaben
  • Joh. Jos. Schieli 1823-1883, heiratet 1859 Aloisia Infanger 1831-1888, 11 Kinder, nur  3 Kinder leben bis ins Erwachsenenalter: Katharina, J. Maria und Joh. Jos.
  • J. Maria Schieli 1863-1900, heiratet 1893 Salome Aschwanden 1865-1930, 6 Kinder
  • Geschwister Schieli alle ohne Nachkommen: Anna 1894-1983 / Theresia 1895-1971 / Maria (w) 1897-1976 / Josef 1898-1903 / Alois 1899-1974 / Agatha 1900-1991

Foto Staatsarchiv Uri 90572

 Jost Schieli 1784-1856 heiratet 1816  Anna Maria Aschwanden gest. 1845.

Jost Schieli hat sich vom unbemittelten Bäuerlein zum wohlhabenden Mann emporgearbeitet. Die Erziehung der Kinder hat er mit so viel Verständnis besorgt, dass diese in höchste Ämter gewählt werden.

Das Ehepaar Jost und Anna Maria Schieli-Aschwanden wird Eltern von 8 Kinder, von denen wir hier drei herausheben.

Sohn Josef Maria Schieli ist der Grossvater von Res und Franz Schieli Heissrüti und Josef Maria Schieli im Dorf

 

Und zwei Söhne werden in den Regierungsrat des Kantons Uri gewählt.

Sohn Joh. Jos. Schieli 1823-1883 bleibt in der Hinteren Schwanden, heiratet 1859 Aloisia Infanger1831-1888.

Sohn Johann Schieli 1818-1898, verh. mit Katharina Infanger 1821-1894, ohne Kinder

Foto 18176

Joh. Jos. Schieli 1823-1883, verheiratet mit Aloisia Infanger, ist Landwirt in der Hinteren Schwanden, bekleidet das Amt des Dorfvogts, wird Bezirksrichter und Landrat.
Am 5. Nov. 1878  wird  “Hr. Rathsherr Joh. Jos. Schieli vom Isenthal” zum Regierungsrat gewählt.  1880 wird er für eine neue Amtsdauer wieder bestätigt. 1881 wählt ihn die Landsgemeinde für eine dreijährige Amtsdauer. Diese kann Joh. Jos. Schieli nicht erfüllen. 1883 stellt er ein Entlassungsgesuch aus dem Regierungsrat. Er stirbt im selben Jahr. Er war, unseres Wissens der 1. Regierungsrat aus dem Isenthal.

Das Ehepaar Joh. Jos. und Aloisia Schieli-Infanger wird Eltern von 11 Kindern. Sechs von ihnen sterben bei der Geburt, zwei mit 4 und 7 Jahren. Nur Katharina,  J. Maria und Joh. Jos. werrden erwachsen. Katharina und Joh. Jos. bleiben ledig,  nur J. Maria hat Nachkommen.

Amts-Blatt des Kantons Uri 1883             1883 wird Johann Schieli 1818-1898, der ältere Bruder von Joh. Jos. Schieli als Nachfolger in den Regierungsrat gewählt. Damit hat Isenthal den 2. Regierierungsrat, und bis heute den letzten.

Foto  04159

J. Maria Schieli 1863-1900, der Sohn von Regierungsrat Joh. Jos. Schieli verh. sich 1893 mit Salome Aschwanden 1865-1930. Ihnen werden 6 Kinder geschenkt. Im Geburtsjahr der jüngsten Tochter Agatha 1900 stirbt der Ehemann und Vater.

Familie von J. Maria und Salome Schieli-Aschwanden, Hintere Schwanden ca. 1901, ein Jahr nach dem Tod von J.Maria Schieli.

hinten v.l.      Josef 1898-1903   /  Mutter Salome Schieli-Aschwanden 1865-1930  /  Marie 1897-1976

vorn v.l.         Grossmutter Anna-Marie Aschwanden  /  Agatha 1900-1991  /  Theresia 1895-1971  /  Alois 1899-1974 /  Anna 1894-1983

 

1913 werden die Kinder von J.Maria Schieli im hypothekarbuch Uri als Besitzer der Hinteren Schwanden aufgeführt. Davor wurde das Häimä vom Waisenamt verwaltet.

Foto  05341

1930 stirbt die Mutter Salome Schieli-Aschwanden in der Hinteren Schwanden.
Ihre 6 Kinder bleiben ledig und bewirtschaften gemeinsam die Hintere Schwanden.

Foto  11729            Vier der 6 Geschwister mit einer unbekannten Besucherin. (mit Blick über den Bach zum Stall in der Bürglen)
vl.          unbekannt  /  Anni  /  Marie  /  Wisi  /  Theres

Gastfreundlich und gutmütig

Toni Bissig erzählt, dass die Geschwister Schieli gutmütige, freundliche Leute gewesen seien. Sie nahmen Fridel Infanger 1910-1995  (Schipf Fridel) als Neugeborenen auf, weil seine Mutter bei der Geburt gestorben war.
Auch Theres Infanger 1930-, ein Kind von Bini Käthy, wuchs bei den Geschwistern Schieli auf. Es gefiel ihr so gut, dass sie nicht mehr zu ihrer, inzwischen verheirateten, Mutter zurück wollte. Sie war viel mit den Bissig-Kindern vom Oberen Schluchen zusammen und war wie eine Schwester  zu ihnen.
Während und nach den Kriegsjahren nahmen die Schielis auch erholungsbedürftige Kinder aus Österreich und Deutschland auf. Daraus erwuchsen langjährige Freundschaften.

Foto rechts 18169           Theres Infanger 1930-   wächst bei Schieli-Geschwistern auf

Foto  18123  

Weil die Schwandigers so gutmütig und fromm waren, kamen immer wieder ‘Fecker’ oder Bettler vorbei.
Mit Zeichen, wie dieses umrandete Kreuz, das sie am alten Schwanden-Haus einritzten, zeigten sie ihren ‘Fecker-Kollegen’ auf, dass diese ‘Tour’ erfolgreich gewesen sei.
Das Zeichen sagt: ‘Hier hat man auf die fromme Tour Erfolg!’

Foto  10379

1974 verkaufen die Geschwister Schieli die Hintere Schwanden an Anton Bissig 1932-  vom Oberen Schluchen. Die Verkäufer haben das lebenslange Wohnrecht in der Hinteren Schwanden.  Agi stirbt 1991 als letzte.

Toni Bissig wohnt auch nach der Übernahme der Hinteren Schwanden weiterhin im Oberen Schluchen und bewirtschaftet die Schwanden von dort aus.

 

Toni Bissig heiratet 1987  Elisabeth Huber. Die beiden wohnen zuerst im Oberen Schluchen.

1994 ziehen sie, zusammen mit ihrem Sohn Simon,  ins neu gebaute Haus in der Hinteren Schwanden.

 

Schulweg im Winter und ein Bubenstreich

Toni Bissig vom Oberen Schluchen erzählt: “Der Schulweg war im Winter oft gefährlich, wegen der Lawinengefahr. – Einmal warteten wir in der Hinteren Schwanden auf die Kinder, die zu Fuss von St. Jakob kamen.
Weil Warten ja nicht so kurzweilig ist, stieg mein Bruder Sepp aufs tiefverschneite Dach des Schwanden-Hauses. Aus Übermut warf er Schnee in den Kamin. Dieser fiel direkt in die Milchpfanne, die in der Küche über dem Feuer hing. Durch den herunterfallenden Schnee, spritzte es die Kakao-Milch, die in der Pfanne  gewärmt wurde, durch die ganze Küche.”

Besitzer 2020

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Anton Bissig überschreibt 2006 die Hintere Schwanden seiner Frau  Elisabeth Bissig-Huber und  seinem Sohn Simon Bissig zu je 1/2 Eigentum.

Eigentums-Übergänge in der Hinteren Schwanden laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

Johann Schieli gest. 1722, verh. mit Maria Barbara Zwyssig
Sohn Johann Schieli 1699-1777, verh. mit Maria Anna Aschwanden 1705-1785
Sohn Johann Theodul Schieli 1739- , verh. mit M. Elisabeth Rosalia Herger
Sohn Jost Schieli 1784-1856, verh. mit Anna Maria Aschwanden gest. 1845
1859 Erben des Jost Schieli: Gebr. Schieli Kaspar Josef / Johann / Josef Maria / Frz. Jos. / Joh. Jos. / Alois / Michael / A.M. Franz
Bruder Joh. Jos. Schieli 1823-1883, heiratet 1859 Aloisia Infanger 1831-1888
1883 Sohn J. Maria Schieli 1863-1900, heiratet 1893 Salome Aschwanden 1865-1930
1900 Witwe Salome Schieli-Aschwanden und ihre 6 Kinder unter Waisenamt
1913 Witwe Salome Schieli-Aschwanden und ihre 5 Kinder  Anna / Theresia / Maria / Alois / Agatha
1919 Geschwister Schieli Anna 1894-1983 / Theresia 1895-1971 / Marie 1897-1976 / Alois 1899-1974 / Agatha 1900-1991
1974 Anton Bissig 1932- , Oberer Schluchen
2006 Ehefrau Elisabeth Bissig-Huber und Sohn Simon Bissig zu 1/2 Eigentum

 

Der Betrieb Hintere Schwanden

Foto  18137           Das alte Schwandenhaus ist ein gewandetes Gebäude, dessen Dachstock später aufgestockt wird. Das Alter des Hauses ist uns nicht bekannt.

Foto 18164            

Im Winter 1945 donnert eine Lawine vom Baberg herunter bis in die Hintere Schwanden und richtet erheblichen Schaden an.

Foto 18128

Im alten Schwandenhaus wird mit einem Kachelofen geheizt, wie das damals üblich ist.

Die Hintere Schwanden hat auf ihrem Grundstück eine eigene Quelle. 1919 gewähren die Witwe Salome Schieli-Aschwanden und ihre Kinder (vertreten durch den waisenamtlichen Beistand Joseph Bissig, alt Waisenvogt) den Geschwistern Arnold von der Vorderen Schwanden für 350 Fr.  das Recht vom oberen Stall eine halbzöllige Röhre in die Vorder Schwanden zu verlegen. Dieses Recht wird ab 1959 hinfällig mit dem Anschluss an die Wasserversorgung “Sonnenhalb” ab Schluchen-Brunnen.

im Bild v.l.      Anni Schieli   /   Agatha Schieli

 

Foto 018133               1950/51 saniern die Schieli-Geschwister den alten Stall.

Foto 18170               

Die Hintere Schwanden wird in den Sommern mehrmals durch ‘Ribenen’ verwüstet. Die Steine müssen danach jahrelang mit Baggern weggeräumt werden. Bei einer dieser Katastrophen wird Zachis Gaden im Unteren Neien in Mitleidenschaft gezogen. Der Gaden brennt später ab, als ein Blitz in ein Heuseil schlägt.


Foto  18171                

In der Hinteren Schwanden wird das Haus in den 70er Jahren von der ‘Ribi’ verschont. Das Land aber wird grossflächig übersart.

Foto  18125          Toni Bissig-Huber ‘tängelät si Sägäsä’, mit der er später das  Gras schneidet. Beim ‘Tängälä’ wird die Sense auf dem kleinen stählernen Amboss scharf geklopft.

Foto 18148       

Für das neue Haus in der Hinteren Schwanden lassen Toni und Elisabeth Bissig-Huber zuerst einen Schutzdamm erstellen. Darunter kommt ihr grosszügiges Haus zu stehen, das mit Solar-Panels Warmwasser aufbereitet.

Foto 18138                          Ab 1974 bewirtschaftet Toni Bissig die Schwanden zusammen mit dem oberen Schluchen als Stufenbetrieb. Er betreibt als Kleinbauer Viehzucht und hat Kühe, Schafe und Ziegen. Im Alter von 66 Jahren (1998) übergibt er die Betriebsleitung seiner Frau Elisabet, die ihn bis zur Altersgrenze für Direktzahlungen führt. Nebst Viehzucht möchte sie Obstbäume pflanzen. Elisabets Anliegen ist ein Betrieb im Einklang mit Mutter Erde. Dazu gehört die Pflege eines Waldgartens.

Foto 18135           

Toni und Elisabeth Bissig-Huber mit ihrem Sohn Simon bewirtschaften die Hintere Schwanden und den Oberen Schluchen. Simon aber tritt nicht in die Fussstapfen der Eltern, er wird Ing. Elektrotechnik.


Foto 18160        Im Hintergrund sieht man die Transportseilbahn hinauf zum Zweitbetrieb Oberer Schluchen.

Foto  18159    

Sohn Simon Bissig hilft, neben seiner Ausbildung zum Ing. Elektrotechnik, seinen Eltern Toni und Elisabeth bei der Arbeit in der Hinteren Schwanden.


Auch wenn Maschinen die Arbeit erleichtern und Sohn Simon zeitweise mithilft, müssen Elisabeth und Toni ihre Landwirtschaft ab  2013 verpachten.

Von 2013 bis 2018 hat Seppi Arnold (Holzschuenis) diese Pacht. Er stellt den Betrieb in dieser Zeit auf Muttertier-Kuhhaltung um.


Seit 2019 ist Thomas Eberli
von der Oberbärchi Pächter der Hinteren Schwanden. Für ihn ist dieser Betrieb eine passende Ergränzung zur Bärchi.