Vorderer Oberer Schluchen
Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2020
Datensammlung: Susanne Stadler und Josef Schuler
Foto 002260 Der Vordere Obere Schluchen liegt oben am Sonnenhang in der Mitte des Grosstals auf 993 m ü.M. Das Chämmental bildet dieGrenze zum Neien. Oben schliesst ein dichter Wald die Wiesenflächen ab.
Drohnen-Video: Flug über den Vorderen Oberen Schluchen
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 293
(Hauptbuchblatt 210), Plan Nr. 7, Schluchen
28’815 m²
Eigentümer
Elisabeth Bissig-Huber
Hintere Schwanden, 6461 Isenthal
1/2 Miteigentum
Simon Bissig
Dorfstr. 5, 6461 Isenthal
1/2 Miteigentum
Die Besitzer des Vorderen Oberen Schluchen
In den Altgülten von 1778 und 1789 sind Josef Bissig sel. und seine Söhne Josef und Leonz als Besitzer des Vorderen Oberen Schluchen festgehalten. Im Stammbuch Uri finden sich folgende Angaben zu diesen Bissig:
- Johann Josef Mathias (Maria) Bissig 1720-1780 , verh. 1751 mit Maria Agatha Aloisia Gisler 1733-1791 , in Isenthal, Ratsherr (Vater lebte noch in Unterschächen)
- Sohn: Josef Leonz Bissig 1772-1850 , verh. 1794 mit Agatha Anna Maria Indergand 1779-1811
- Ihr Sohn: Franz Josef Bissig 1798-1859 , verh. 1822 mit Maria Anna Josefa Katharina Agatha Aschwanden 1801-1822 , in 2. Ehe 1825 mit Magdalena Helena Gnos 1797-1879 , in Isenhal, im oberen Schluchen
- Sohn aus 2. Ehe: Josef Anton Bissig 1829-1907 , verh. 1876 mit Agatha Josefa Huber 1852-1929
- Ihr einziges Kind: Josef Bissig 1879-1943, verh. mit Franziska Arnold, zieht weg: Landwirt, in Menzingen, Meienhof
1859 bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri ist Jost Bissig, Kirchenvogt, 1811-1884 als Besitzer des Oberen Schluchen notiert. Er ist seit 1867 verheiratet mit Anna Bissig. Jost Bissig stirbt in Attinghausen.
Laut einer Gülte von 1863/1869 schuldet der Waisenvogt Johann Josef Andreas Aschwanden 1825-1886 (ein Wätzliger) dem alt Kirchenvogt Jost Bissig den Betrag von 2500 Fr.. Dies deutet auf eine Liegenschafts-Übernahme hin. Der Wert des Häimä Oberer Schluchen betrug gemäss Dokument der Liegenschaftsschätzung 8700 Fr.. Aus einem Ehevertrag zw. Andreas Aschwanden und seiner Frau Anna Maria von 1860 geht hervor, dass sie auch Besitzer der Bodmi und der Alp Bauenberg waren.
1886 geht der Besitz an die Kinder von Andreas Aschwanden. Erwähnt sind die Geschwister Aschwanden: Jost 1861-1918 , Ferdinand 1862-1932 , Salomea 1865-1930 und Agatha 1866-1899.
Foto 18670 1893 kann Johann Andreas Jost Aschwanden 1861-1918 den Oberen Schluchen von seinen Geschwistern kaufen. Jost Aschwanden ist Landwirt im Oberer Schluchen, Kapellenvogt, Kirchenrat und Pflegrat. Er heiratet 1897 Anna Josefa Agatha Zwyssig 1872-1945.
Aufnahme um 1922, 4 Jahre nach dem Tod von Jost Ehefrau und Kinder
v.l. Agnes / Josef / Mutter Agatha / Hans / Marie
Foto 05251
1918 stirbt Jost Aschwanden an der Spanischen Grippe und hinterlässt Ehefrau Agatha Aschwanden-Zwyssig und vier Kinder: Josef (Stettli Sepp) Marie (Mutter von Toni Bissig-Huber, Schwanden), Johann (Wätzliger Hans) und Agnes (Gertsch).
So sind 1919 Witwe Agatha Aschwanden geb. Zwyssig Miteigentümerin zu einem Viertel Bruchteil und Kinder des Jost sel.: Josef, Maria, Johann und Agnes Miteigentümer zu drei Viertel Bruchteilen.
Glück in der Wildi
Die Grossmutter von Toni Bissig-Huber, ds Wätzliger Agi (Agatha Aschwanden-Zwyssig) war bekannt als ausgezeichnete Mäherin. Auch im Stotzigen fürchtete sie sich nicht.
Wieder einmal ging sie in die Riteren, die Wild-Planggen under dem Hinteren Baberg. Mitten im schwungvollen Mähen, stürzte sie und rutschte gefährlich weit hinunter. Kurz vor dem Abgrund konnte Agi eine Grotze erwischen und sich daran festhalten. Ohne dieses Bäumchen wäre sie zu Tode gestürzt.
1926 übernimmt Sohn Johann Aschwanden 1902-1991 (Wätzliger Hans) den Oberen Schluchen. Er ist mit Severina Hartmann von der Oberen Schwändi verheiratet (Chrüsis). 1928 zügeln sie ins Untere Stettli.
Foto 18215
Marie Aschwanden, die Tochter von Jost und Agatha Aschwanden-Zwyssig, heiratet 1927 den Josef Bissig 1896-1969.
Josef Bissig (dr Schueni Lahm) stammt aus der Unteren Egg von Josef Maria Anton (Schueni Sepp) und Maria Anna Josefa Bissig-Schuler. Hier wohnt das Paar auch ein Jahr im Haushalt seiner Eltern. Aber Schwiegermutter und Schwiegertochter haben Schwierigkeiten miteinander, was den Wechsel in den Oberen Schluchen auslöste. Josef Bissig(Schueni Lahm) hat 13 Geschwister.
Foto 03952
Marie und Josef Bissig-Aschwanden mit ihren ältesten Kindern Rosa und Sepp und Grossmutter Agatha Aschwanden-Zwyssig vor dem Haus im Oberen Schluchen. (Aufnahme 1930)
Die Familie wird mit 6 Kindern beschenkt.
Schueni Lahm
Josef Bissig-Aschwanden, der Vater von Toni Bissig, hatte den Zunamen ‘Schueni Lahm’. Seit früh hatte er einen Klumpfuss. Das erschwerte sein Laufen. Er hatte immer einen Stock, selbst Burdeli trug er mit dem Stock in der Hand durch die Planggen.
Als Marie Aschwanden vom Schluchen ihn heiraten wollte, warnten die Isenthaler die hübsche junge Frau: “Willst du wirklich einen Lahmen heiraten?”
Toni erzählt stets, dass er liebevolle Eltern hatte.
Foto 00331
Familie Josef und Marie Bissig-Aschwanden, Oberer Schluchen (Schueni Lahmä)
hinten v.l. Hans 1933-2015 / Toni 1932 / Sepp 1929- / Ruedi 1940-
vorn v.l. Marie 1936-2014 / Vater Josef 1896-1969 / Mutter Marie 1900-1981 / Rosi 1928-
Foto 18238
Aufnahme 1985
2006 Anton Bissig übergibt die Hintere Schwanden an seine Frau Elisabeth Bissig-Huber 1944- und seinen Sohn Simon Bissig 1982- zu je 1/2 Eigentum.
Besitzer 2020
2006 Anton Bissig übergibt die Hintere Schwanden an seine Frau Elisabeth Bissig-Huber 1944- und seinen Sohn Simon Bissig 1982- zu je 1/2 Eigentum.
Foto 18190
Sohn Simon Bissig 1982- ist zur Hälfte Eigentümer des Oberen Schluchen. Er ist seit 2010 mit Cerelyn Calibuso 1987- verheiratet. Zu Simon und Cerelyn Bissig-Caribuso gehören ihre 4 Kinder: Rafael 2011- / Angela 2012- / Gabrielle 2015- / Michaela 2019-
Eigentums-Übergänge im Oberen Schluchen laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen
1778 | Johann Josef Mathias (Maria) Bissig 1720-1780 , verh. 1751 mit Maria Agatha Aloisia Gisler 1733-1791 |
– | Sohn Josef Leonz Bissig 1772-1850 , verh. 1794 mit Agatha Anna Maria Indergand 1779-1811 |
– | Sohn Franz Josef Bissig 1798-1859 , verh. 1822 mit Maria Anna Josefa Katharina Agatha Aschwanden 1801-1822 , in 2. Ehe 1825 mit Magdalena Helena Gnos 1797-1879 |
– | Sohn aus 2. Ehe: Josef Anton Bissig 1829-1907 , verh. 1876 mit Agatha Josefa Huber 1852-1929 |
1859 | Jost Bissig, Kirchenvogt, 1811-1884 verh. mit Anna Bissig |
– | Johann Josef Andreas Aschwanden 1825-1886 (ein Wätzliger) mit Frau Anna Maria |
1886 | Kinder von Andreas Aschwanden Jost 1861-1918 , Ferdinand 1862-1932 , Salomea 1865-1930 und Agatha 1866-1899. |
1893 | Bruder Johann Andreas Jost Aschwanden 1861-1918 verh. mit Anna Josefa Agatha Zwyssig 1872-1945 |
1918 | Witwe Agatha Aschwanden-Zwyssig und vier Kinder: Josef, Maria, Johann und Agnes |
1919 | Witwe Agatha Aschwanden-Zwyssig Miteigentum zu 1/4 und Kinder des Josef sel. Josef, Maria, Johann und Agnes Miteigentümer zu 3/4 |
1926 | Sohn Johann Aschwanden 1902-1991 verh. mit Severina Hartmann von der Oberen Schwändi |
1928 | Josef Bissig 1896-1955 von der Egg (Schueni Lahm)verh. mit Anna Maria Aschwanden 1900-1981, der Schwester des Vorbesitzers |
1962 | Sohn Toni Bissig 1932- , später verh. mit Elisabeth Huber |
2006 | Ehefrau Elisabeth Bissig-Huber und Sohn Simon Bissig zu 1/2 Eigentum |
Der Betrieb Oberer Schluchen
Foto 04576 Das Haus im Oberen Schluchen liegt in traumhafter, sonniger Aussichtslage unter dem Wald. Das Haus ist im frühen 19. Jh. von Leonz Bissig-Indergand gebaut worden.
Foto 18202
Die Inschrift in den Kacheln des Ofens: ‘Für Herrn Leonz Bissig, Waisenvogt, erstellt ann 1837 von Hafner Lussmann in Flüelen’ geben den Hinweis auf die Bauzeit.
Foto 18214 Beim Haus fällt die zweiteilige Bauweise auf.
Der hintere Teil ist der Stall. Er wird 1957 von Josef Bissig-Aschwanden (Schueni Lahm) hinten ans Haus angebaut. Der gleichzeitig erstellte Schutzkeil schützt nun Stall und Haus gegen Lawinen und Steine. Das Haus gewinnt durch die vorgeschobene Lage viel Luft und Licht.
Dank des Telefonkabels, das vor 1972 von Altdorf über die Schonegg nach Nidwalden verlegt wird, bekommt der Obere Schluchen schon 1972 das Telefon.
Foto 18207 Heute schützt oberhalb des Hauses ein dichter Wald vor Steinschlag und Lawinen. Früher aber scheinen solche Naturereignisse das Häimä bedroht zu haben. Der Lawinenkeil am oberen Teil des Stalles erzählt diese Geschichten.
Auch das namenlose Bächli kann, wie aus diesem Foto ersichtlich, zu einer Gefahr werden.
Riesige Lawine
Am 8. März 1945 schneite es ununterbrochen. Grosse Schneemassen lagen schon seit langem im ganzen Gebiet des Baberg. Die Tage vor dem 8. März waren sehr schön und warm.
Da löste sich oben am Baberg eine riesige Lawine. Sie donnerte in der ganzen Breite zwischen Schluchen und Stalden ins Tal.
Zum Glück forderte sie keine Menschenleben. Im Oberen Schluchen blieb das Haus ganz, dank dem grossen Stein ob dem Haus. Nur der Pflaumenbau beim Haus wurde mitgerissen.
Foto 18213
Vor 58 Jahren hat Toni Bissig den Oberen Schluchen von seinem Vater übernommen.
Toni war ein Kleinbauer mit Schafen, Geissen und 2-3 Kühen, sowie Jungvieh. Solange sein Vater ihn noch im Betrieb unterstützte, fand er Verdienst als Holzer oder auf Baustellen, z.B. beim Kraftwerkbau Isenthal.
Auch wenn die Landwirtschaft verpachtet ist, etwas zu tun gibt es immer. Er schaut zu den Gebäuden. Der 2008 eröffnete Wanderweg führt direkt beim Haus vorbei. Toni plaudert gern mit Wanderern.
Und zwischendurch sitzt er gern am warmen Kachelofen.
Pachtvergaben
Die Wiesen sind an zwei Familien verpachtet. Gusti Zurfluh vom Unteren Schluchen bewirtschaftet seit 2002 das Land unter dem Haus und Bäumliweg. Ob dem Haus und Bäumliweg ist Erwin Imhof vom Oberen Neien seit 2010 der Pächter
Die private Wildheuplangge Hehlplangge, genannt ‘Riterä’ unter dem hinteren Baberg, die auch zum Obern Schluchen gehört, hat ebenfalls Erwin Imhof gepachtet.
Foto 18211 und 18209 Wo es aussieht wie im Museum, in der alten Seilbahnhütte hat Toni sein Warenlager. Das Bähnli wird um 1975 erstellt. Sohn Simon kann für die Schule im ‘Gifi’ noch im Dunkeln in die Schwanden hinuntergeseilt werden.
Es werden schon lange keine Personen mehr befördert. Zum Glück! 2018 reisst, infolge unglücklicher Zustände, das Zugseil. Das ‘Gifi’ zerschellt bei der Talstation
Sommergäste
Toni Bissig-Huber kann sich gut erinnern, dass in der Sommerzeit in fast allen Grosstaler Bauernhöfen Ferienleute waren. Auch seine Eltern hatten stets Gäste im Vorderen Oberen Schluchen. Nun musste die Familie zusammenrücken. Den Gästen überliess man Stube und Stübli. Kinder und Eltern verzogen sich auf den Estrichboden. Die Küche teilte man sich.
Toni sagt, dass ihn das nie gestört habe. Das Nebeneinander war kein Problem. Damit man ein paar Batzen verdienen konnte, rückte man gern zusammen.
Foto 002290 2005 wird vom hinteren Oberen Schluchen (Muther-Imhof) zum vorderen Oberen Schluchen ein Bewirtschafterweg erstellt. Er ermöglicht Transporte in das Häimä Oberer Schluchen.
Auf ihm wird auch der Wanderweg geführt. Der Weg verbindet das Dorf mit den Häima sonnenhalb.