Hintere Sunnighofstatt

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Vreni Bissig-Herger

Foto 004687             Die Hintere Sunnighofstatt liegt im Dorf, gegenüber dem Hotel  Urirotstock. Den Namen Sunnig hat sie, weil hier auch im Winter die Sonne länger scheint. Das Haus in der Hinteren Sunnig Hofstatt fällt durch seine Grösse auf. Es wirkt, im Vergleich zu andern, nicht wie ein Bauernhaus.

Drohnen-Video: Flug über die Hintere Sunnighofstatt

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 1

(Hauptbuchblatt 223), Plan Nr. 1, Sunnighofstatt
16’978 m²

Eigentümer
Martin Bissig
Dorfstrasse 38 , 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer der Hinteren Sunnighofstatt

1859 bei der Eröffnung des Hypothekarbuches Uri ist Johann Josef Franz Peter Alois (Paul) Aschwanden 1791-1852 als Besitzer der Hinteren Sunnighofstatt eingetragen. Die Regelung der Besitznachfolge scheint gedauert zu haben, weil der Tod von Johann Aschwanden bereits 4 Jahre zurück liegt. Johann ist 1816 verh. mit Maria Anna Josefa Franziska Aschwanden 1785-1827 und 1850 mit Maria Ida Truttmann 1810-1879.
Als Miteigentümerin wird seine Schwester Anna Josefa Aschwanden 1801-nach 1826 genannt.
Johann wohnt in Bauen im Oberen Baumgarten, im Sommer in Isenthal in seinem Besitz Sonnig Horlachen-Sulztal.

 

Johann Josef Maria Aschwanden 1820-1889,  Sohn von Johann und Maria Anna Aschwanden-Aschwanden übernimmt die Hintere Sunnighofstatt nach Vaters Tod. Er ist 1848 verh. mit Anna Maria Katharina Salomea Aschwanden 1829-1870. Durch die Heirat mit Salomea Aschwanden  von der Mittleren Bärchi geht das Heimwesen Berg seines angesehenen Schwiegervaters 1867 an ihn über.
Das Ehepaar wohnt in Bauen im Oberen Baumgarten, im Sommer in ihrem Besitz Sonnig Horlachen-Sulztal in Isenthal.  “Maryjä” ist einer der wenigen begüterten Bauern im Isenthal. Er besitzt auch ein Haus im Dörfli, das Haus in seinem Häimä Hintere Sunnighofstatt.

 

Johann Josef Michael Imholz 1849-1925 ein Vrendler aus dem Schwarzwald heiratet 1897 Anna Josefa Karolina Aschwanden 1855-1922, die Tochter von Maryjä und Salomea Aschwanden, ist also deren Schwiegersohn.
Michael und Karolina Imholz-Aschwanden werden Eltern von 15 Kindern, von denen 6 vor dem 3. Lebensjahr sterben.

1901  werden in der Wirtschaft Gasser drei Liegenschaften von Michael Imholz versteigert.

  • Schluchen und Elsiboden Schatzung Fr. 6000
  • Hintere Sunnighofstatt Schatzung  Fr. 12’000
  • Wyssigli  Schatzung Fr. 4000

‘Ds Schorschä’

Foto 18421 

Aus der Versteigerung 1901 kann Franz (genannt Georges) Infanger 1877-1911 das Häimä Hintere Sunnighofstatt erwerben.
Georges ist ein Sohn von Josef und Elisabetha Infanger-Blum, den Besitzern der Kirchenhofstatt und auch Wirte im Adler.
Georges ist Schreiner, Bergführer, Landwirt.
Georges  verheiratet sich 1903 mit Maria Anna Salome Aschwanden 1875-1956, eine Schwester von Jost im Tourist und Karl in der Bäckerei.
Anna und Georges Infanger-Aschwanden werden Eltern von 5 Kindern. Georges stirbt mit 33 Jahren 1911.  Zurück bleibt die Ehefrau Anna mit 5 Kindern im Alter zwischen 2 und 8 Jahren.

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Das Häimä Hintere Sunnighofstatt geht an die Erbengemeinschaft mit Mutter und Kindern über. Zum Glück ist das Haus so stattlich. Die obere Wohnung wird fortan an Feriengäste vermietet. Die Landwirtschaft wird verpachtet, anfänglich an Wirt Bissig vom Urirotstock und später an Hans Bissig 1901-1993 (Bächi), der die Pacht 40 Jahre hat.

Es gibt in dieser Zeit noch keine Witwen- und Waisenrenten. Die Familie ist deshalb auf die kleinen Erträge aus Vermietung und Verpachtung dringend angewiesen. Anna, mit Zunamen ‘Schorschlänä’ verdient nun das Brot für die Familie als Knabenscheiderin, Wochenpflegerin und Familienhelferin. Aber alle diese Verdienste reichen nicht weit. So lebt diese Familie in echter Armut. Die jüngste Tochter Berta wird von Onkel Andreas und dessen Frau aufgezogen und adoptiert. Ihre Geschwister müssen gleich nach der obligatorischen Schulzeit als Knechte und als Magd mitverdienen.

Aus “z’Marilis” – Bilder der verstorbenen Nachfahren und ihrer Angehörigen      von Markus Muheim, Bern, in isenthaler.ch/Dokumentationen

Foto  07227

1956  nach dem Tod der Mutter Anna geht die Hintere Sunnighofstatt in den Alleinbesitz von Hermann Infanger 1906-1963  über.

Die Landwirtschaft bleibt aber weiterhin an Bächi Hans verpachtet.

Foto  05253   

Nach dem Tod von Hermann 1963 geht das Häimä zuerst an die Erbengemeinschaft mit den Geschwistern.
Eduard Infanger-Niederberger 1905-1978 erwirbt von der Erbengemeinschaft die Hintere Sunnighofstatt als Alleinbesitz.
Schorschä Edi arbeitet, wie auch seine Frau,  in der Cheddite Sprengstofffabrik Isleten.

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Nach Edis Tod 1978 kann Paul Bissig 1941- , verh. mit Vreni Arnold das Häimä kaufen.

Paul hat schon seit 1968 die Landwirtschaft in der Hinteren Sunnighofstatt von Edi Infanger in Pacht.

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Sohn Martin Bissig  übernimmt das Häimä 2013 von seinen Eltern Paul und Vreni Bissig-Arnold

Besitzer 2020

Foto  18417              Martin Bissig, der Besitzer der Hinteren Sunnighofstatt seit 2013 heirat im Jahr 2020 Claudia Gasser.

Eigentums-Übergänge in der Hinteren Sunnighofstatt laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

1859 Johann Josef Franz Peter Alois (Paul) Aschwanden 1791-1852, verh. mit Maria Anna Josefa Franziska Aschwanden 1785-1827 und 1850 mit Maria Ida Truttmann 1810-1879, Wohnsitzt in Bauen, Oberer Baumgarten und Sonnig Horlachen-Sulztal, nie in der Hinteren Sunnighofstatt
Sohn Johann Josef Maria Aschwanden 1820-1889, verh. mit Anna Maria Katharina Salomea Aschwanden 1829-1870 Wohnsituation wie bei den Eltern
Johann Josef Michael Imholz 1849-1925, ein Vrendler aus dem Schwarzwald, heiratet 1879 Anna Josefa Karolina Aschwanden 1855-1922, die Tochter von Maryjä und Salomea Aschwanden, ist also deren Schwiegersohn.
1901 Franz (genannt Georges) Infanger 1877-1911, Sohn von Josef und Elisabetha Infanger-Blum, den Besitzern der Kirchenhofstatt und auch Wirte im Adler, verh. mit Maria Anna Salome Aschwanden 1875-1956, eine Schwester von Jost im Tourist und Karl in der Bäckerei.
1911 Erbengemeinschaft des Georges Infanger sel. Witwe Anna Infanger-Aschwanden und 5 Kinder
1956 Sohn  Hermann Infanger 1906-1963, ledig
1963 Bruder Eduard Infanger-Niederberger 1905-1978, verh. mit Marie Niederberger 1906-1996, kinderlos
1978 Paul Bissig 1941- , verh. mit Vreni Arnold
2013 Sohn Martin Bissig

Der Betrieb Hintere Sunnighofstatt

Foto  18416

In der Hinteren Sunnighofstatt steht ein sehr stattliches Haus. Einen solchen Bau kann sich kein Bauer, der von der Landwirtschaft Hintere Sunnighofstatt leben muss, leisten. Daher kann man annehmen (ohne dass wior Belege dafür haben), dass der begüterte Besitzer der Hinteren Sunnighofstatt Johann Josef Maria Aschwanden dieses Haus bauen lässt (vermutlich zw. 1860-1880).  Maryjä, wie er genannt wird, wohnt in Bauen, im Sommer im  Sonnig Horlachen-Sulztal (ihm gehört durch seine Frau auch der Berg)

Es könnte sein, dass er mit der Absicht baut, seinen Wohnsitz von Bauen ins Isenthal zu verlegen. Diese Annahme wird  gestützt durch ein Gemeinderatsprotokoll in dem steht, dass Maryjä 1858 den Antrag gestellt habe, dass man ihn  gegen eine Bezahlung von 1000 Fr. als Gemeindebürger von Isenthal aufnehmen soll. Sein Antrag wird abgelehnt.

Aus dem Gemeinderatsprotokoll ist weiter zu erfahren, dass Josef Maria Aschwanden 1889 sein Heimwesen im Dörfli (die Hintere  Sunnighofstatt) der Gemeinde um 12’ooo Fr.  verkaufen möchte. Das Angebot wird zurückgewiesen.

Foto 18031         Um 1910  (Datum dieses Fotos)  steht auch ein schöner Stall neben dem Haus. Ob er zusammen mit dem Haus erstellt worden ist, oder später dazu kam, ist nicht bekannt. Sicher ist, sowohl Haus, wie auch der Stall in der Hinteren Sunnighofstatt sehen noch heute, nach weit über 100 Jahren, in den Umrissen so aus wie damals nach dem Neubau.

Foto 004713                       Der Stall sieht noch heute nach über 100 Jahren sehr gut aus. Paul hat den Stall laufend renoviert und modernisiert. Er hält hier seine Schafe.

Foto 18406                 Edi und Marie Infanger-Niederberger wohnen lange in der Hinteren Sunnighofstatt. Sie belegen eine Wohnung , ihre Mutter die andere. Nach dem Tod der Mutter zieht Bruder Hermann, der neue Besitzer, in die Wohnung der Mutter. Erst wenige Jahre vor Edis Pensionierung  gehört das Häimä dem Ehepaar Edi und Marie Infanger-Niederberger. Edi pflegt seinen grossen Garten mit viel Hingabe. Er ist stolz, dass er die grössen Kabis-Köpfe hat.

In der Landwirtschaft ändert sich nichts. Seit dem Tod von Vater Georges hat Hans Bissig, Bächi den Stall und die Wiesen in Pacht. 1968 geht diese Pacht an Bächi Hans’ Sohn Paul Bissig.

Sie muss hinten rechts sitzen

Edi Infanger heiratete Marie Niederberger aus Stans. Die Ehe blieb kinderlos. Sowohl Edi wie auch Marie arbeiteten in der Chedddite Sprengstofffabrik Isleten. Den Arbeitsweg hinunter zur Isleten machte Edi mit seiner Frau anfänglich mit dem Motorrad, später war er stolzer Besitzer eines Renault Dauphine.

Seine Frau Marie musste immer hinten rechts sitzen, was dem Ehepaar einmal wirklich Glück brachte. Edi fuhr im Käppeli mit dem vorderen Rad neben die Strasse. Nur dank der ‘Gewichtsverteilung’ stürzte das Auto nicht ab.

Foto  12817 und 12666                           Edi Infanger hatte schon früh ein Motorrad. Hier ist er mit seinem Cousin Kari Aschwanden und Franz Infanger (Schipf Franz) unterwegs zu Besuch bei Verwandten.
In der Blasmusik Isenthal ist Edi 1939 Gründungsmitglied und während vielen Jahre ihr stolzer Mann am Bass. Edi, wie auch seine Frau Marie wurden zu Ehrenmitgliedern der Blasmusik Isenthal.

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Gleich nach dem Kauf der Liegenschaft beginnen Paul und Vreni Bissig-Arnold mit dem Umbau des Hauses. Im Erdgeschoss werden Heizung und Wäscheküche erneuert, in der Wohnung im ersten Stock werden Küche und Bad neu eingebaut. Auch die beiden oberen Wohnungen werden saniert und fortan vermietet.

Foto 18404            Selbstverständlich wird das Haus durch die vielen Besitzer immer wieder renoviert, modernisiert und aufgewertet. Paul und Vreni Bissig-Arnold renovieren neben den schönen Holztäfer und den Türen vor allem dieses Stuben-Buffet aus Nusssbaum sorgfältig.

Foto 18403              Bruno im Korb und Martin als Träger
Paul und Vreni werden Eltern von drei Kindern. 1980 wird Peter geboren und stirbt leider gleich nach der Geburt. 1981 kommt Bruno und 1982 Martin zur Welt. Die Familie ist oft in den Bergen unterwegs oder man trifft sie beim Skifahren. Leider verunglückt Bruno 2006 auf einer Bergwanderung tödlich.

Foto 18419                         Pauls grosse Passion sind bis heute seine Schafe. Er bewirtschaftet das Land in der Hinteren Sunnighofstatt im Nebenerwerb mit Schafen. Im Winter hält er hier 18 Mutterschafe und im Sommer sind es 35 Tiere, die unter der Oberalper Flue, im Waldegg, Schöntal und schliesslich auf dem Chaiserstuhl ihr Futter finden. Paul besucht sie regelmässig und schaut nach dem Rechten.

Hauptberuflich arbeitet Paul bei seinem Bruder Oskar in dessen Baugeschäft mit. Beim EWA ist er Wasserwärter für das Kraftwerk Isenthal.

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Früher stieg Paul am Wochenende oft zusammen mit seinen zwei Söhnen (l. Martin, r. Bruno) hinauf zu den Schafen. Heute ist er, als Pensionierter auch während der Woche auf Schafbesuch.

Foto 18407         Die Familie teilt sich das Haus und die Arbeit in der Sunnighofstatt.
v.l. Martin Bissig und seine Frau Claudia Gasser  /  Eltern Paul und Vreni Bissig-Arnold
Die Schafe im Hintergrund betreut Paul weiterhin und hilft tatkräftig bei der landwirtschaftlichen Arbeit mit.

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Und zu Hause sorgt Vreni für den prächtigen Blumenschmuck am Haus und im Garten ihres stolzen Heims.

Sohn Martin und die Schwiegertochter wohnen im zweiten Stock, den Martin selber ausgebaut hat.