Vorder Wang

Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden

Erstellt: 2020
Datensammlung: Josef und Cécile Gasser-Walker

Foto 005656           Die Vorder Wang finden wir auf dem Wang-Grat beim Schartihöreli. Das Haus (links im Bild) auf 1500 m ü.M. liegt  rund 50 Höhenmeter unterhalb des Grates auf der Seite gegen das Gigental, Seedorf. Der schnellste Zugang zur Vorder Wang führt von der Gietisflue über die Rüttlenen zum Wanggrat.

Drohnen-Video: Flug über die Vorder Wang

Grundbuch

Liegenschaft Nr. 188

(Hauptbuchblatt 132), Plan Nr. 18,  Vorder Wang
132’606 m²

Eigentümer
Ernst Jauch-Kryza
Kleintalstrasse 19, 6461 Isenthal

 

 

Die Besitzer der Vorder Wang

Josef Bissig 1721-1780, aus dem Stamm der Schluchiger ist seit 1763 Eigentümer der Vorder Wang

1859 zur Zeit der Eröffnung des Hypothekarbuches sind die Gebr. Imhof  Alois und Vinzenz als Besitzer vermerkt.

Später ist Bruder Johann Josef Alois Imhof 1827-1913 als Alleinbesitzer eingetragen. Er ist mit Maria Anna Josefa Gisler 1828-1871  verheiratet. Er stirbt in Spiringen.

Danach geht die Vordere Wang wieder an seinen Bruder Jost Vinzenz Imhof 1833-1906. Er ist verh. mit Severina Agatha Salome Gisler 18857-1935. Er stirbt im Isenthal.

Lorenz Flekli, Schwyz wird danach als Eigentümer aufgeführt.

 

Jauch im Vorder Wang

Mit Johann Josef Jauch 1851-1917 (Dr Miseeler) verh. mit Anna Maria Aloisia Aschwanden 1865-1903 wird dann die Ära der Jauch im Vorder Wang eröffnet.
Das Ehepaar Anna und Johann Josef Jauch-Aschwanden hat 9 Kinder: Marie, Johann, Alois, Josef, Dominik, Jost, Michael, Anna, Severina und Margrit.
Bei der Geburt von Margrit stirbt die Mutter Anna. Die jüngeren drei Mädchen werden zu Verwandten gegeben.
Der Schulweg bis ins Dorf dauert zwischen anderthalb und zwei Stunden. Teilweise ist er auch gefährlich, besonders im Winter. Oft fehlen die Kinder in der Schule. Man erzählt sich, dass Hans einmal 101 Absenzent gehabt habe und trotzdem einigermassen mithalten konnte.

Dr Miseeler

Johann Josef Jauch 1851-1917 hatte eine ganz besondere Liebe. Er redete ausserordentlich gern und lange an der Landsgemeinde in Altdorf. Für die Räte waren seine markanten und originellen Ausführungen nicht immer angenehm. Er wusste über alles zu reden und hatte dabei ganz eigene Meinungen.
Vor allem wurde er aber ‘berühmt’ weil er bei seinen Redevorträgen, zur Bekräftigung, dass er es Ernst meine, immer wieder dazwischen schob: “…, bi miner Seel!” – Das brachte ihme den Zunamen ‘Miseeler’ ein. Seine Nachkommen werden heute noch ‘Miseeler’ genannt.

1917 nach dem Tod des Vaters Johann Josef Jauch-Aschwanden übernehmen die 5 Söhne Johann, Alois, Dominik, Jost und Josef das Häimä Vorder Wang gemeinsam.

Foto 07228, 07587, 04782 und 05230

1926, nach dem Ausscheiden von Bruder Josef bleiben vier Söhne  von Johann Josef Jauch gemeinsame Eigentümer der Vordern Wang:  v.l.     Johann 1893-1984, Alois 1894-1977, Dominik 1897-1963  und Jost 1898-1986.  Ihnen gehören zu dieser Zeit auch die Vordere Schwäntlen und die Rütlenen.

Foto  01474 e

1930 kann Jost Jauch (Miseeler Jost) von seinen Brüdern die Vorder Wang als Alleinbesitzer übernehmen. Er heiratet 1929 Mathilda Aschwanden 1908-1955 (Zachis). Dem Ehepaar Mathilda und Jost Jauch-Aschwanden werden 9 Kinder geschenkt. Die Mutter Mathilde stirbt 1955 ein Jahr nach der Geburt des letzten Kindes.
Familie Jost und Mathilda Jauch-Aschwanden, Vorder Wang, ca. 1950
hinten v.l.    Oskar  /  Mutter Mathilde/  Walter  /  Josef  / Domini
vorn v.l.       Theres  /  Hedwig  /  Annagreth und Vater Jost
Auf dem Foto fehlen Marie und Ernst.

Foto  00523        Vater Jost Jauch-Aschwanden allein mit seinen 9 Kindern im  Vorder Wang, ca. 1965
hinten v.l.    Josef 1932-1986  /  Hedy 1948-  /  Oskar 1941-1966  /  Theres 1943-  /  Vater Jost 1898-1986 /  Walter 1636-  /  Dominik 1934-
vorn v.l.       Marie 1930-2019  /  Annagreth 1947-  /  Ernst 1954-

Foto 05233

1966 übernimmt Oskar Jauch 1941-1967 die Vorder Wang vom Vater. Schon im folgenden Jahr 1967  verunglückt er tödlich mit seinem Motorrad.

Foto 17975          Deshalb übernimmt 1967 sein Bruder Josef Jauch 1932-1986 das Häimä Vorder Wang. Sepp wohnt aber nicht im Isenthal, arbeitet bei der SBB und wohnt in Zürich. In seiner freien Zeit aber, eilt er in Riesenschritten von Bolzbach hinauf zur Wang, um dort das Häimä zu bewirtschaften. Seine Familienangehörigen helfen ihm dabei nach Kräften.
Josef Jauch stirbt 1986 an einer unheilbaren Krankheit.

Foto 09399             Ernst Jauch 1954- übernimmt 1987 nach dem Tod seines Bruders die Vorder Wang. Auf dem Foto ist er oben, neben Andreas Walker, Birchi zu sehen. Das Foto zeigt auch den Arbeitsplatz von Ernst. Viele Jahre arbeitet er bei der Forstgruppe Isenthal. Die Wang ist auch für ihn nur ein Nebenerwerb.

Die Besitzer 2020

Foto  17973        

Ernst Jauch heiratet 1995 Barbara Kryza.

Die beiden wohnen mit ihren zwei Kindern in der Vorderen Schwäntlen.

Ihre zwei Kinder heissen Patrick und Alexandra.

 

 

         

Eigentums-Übergänge im Vorder Wang laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen

1763 Josef Bissig 1721-1780 aus dem Stamm der Schluchiger
1859 Gebrüder Imhof Alois und Vinzenz
Bruder Alois Imhof 1827-1913  , verh. mit Maria Anna Gisler 1828-1871
Bruder Vinzenz Imhof 1833-1906 , verh. mit Agatha Gisler 1857-1935
Lorenz Flekli, Schwyz
Johann Josef Jauch 1851-1917 (Dr Miseeler) verh. mit Anna Maria Aloisia Aschwanden1865-1903, 9 Kinder
1917 Söhne  Johann, Alois, Dominik, Jost und Josef
1926 Gebr. Johann 1893-1984, Alois 1894-1977, Dominik 1897-1983 und Jost 1898-1986
1930 Jost Jauch als Alleinbesitzer verh. mit Mathilde Aschwanden 1908-1955 (Zachis), 9 Kinder
1966 Oskar Jauch 1941-1967, ledig, verunglückt tödlich
1967 Josef Jauch 1932-1986, ledig, wohnt in Zürich
1987 Ernst Jauch 1954- , verh. mit Barrbara Kryza, 2 Kinder

Der Betrieb Vorder Wang

Foto 03849               Im alten Haus in der Vorderen Wang wohnt schon die Familie von Johann Josef Jauch-Aschwanden (Dr Miseeler). Da Haus steht ganz unten, auf der Seedorferseite, im Häimä. Um 1900 brennt es ab. Johann Josef Jauch-Aschwanden baut in der Nähe des alten Standortes ein neues.

Phäubank

aus ortsnamen.ch: Phäubank (hd. Phaubank) Stelle im Wald (unterhalb des Hauses), wo sich eine Bank befand, auf der man die Balken für die Alphütten auf Vorder Wang zurichtete. Deutung. Bei der Bank, auf dem man Balken zurechthaut.

Foto 17982             Das um 1900 neu erbaute Wanghaus
Es ist erstaunlich, dass ein Bergbauer mit 9 Kindern, der ganz ohne staatliche Beiträge auskommen muss, in dieser Höhe und Abgeschiedenheit wieder ein neues Haus bauen kann. Möglich wird dieses Vorhaben dank der vielen Söhne, mit denen Johann Josef Jauch-Aschwanden wohl fast alle Arbeiten selber erledigen kann.

Foto 17978                Das Haus, das als Ersatz für das abgebrannte erstellt wurde, wird heute nur noch selten gebraucht.
Die Vorfahren von Ernst Jauch-Kryza bewirtschafteten ab ca. 1870/80 die Vorder Wang, die Vordere Schwäntlen, die Rütlenen und die Alp Oberberg. Sie betrieben Vieh- und Schafzucht und waren, soweit wie möglich, Selbstversoger. Bis Februar wurde das Heu im Vorder Wang genutzt. Danach zügelte die ganze Familie mit den Tieren in die Vordere Schwäntlen.

Foto 005699          Links Haus und Stall in der Vorder Wang, rechts der Geissgaden
Auch die Kinder der Familie von Jost und Mathilde Jauch-Aschwanden mussten noch über die Hälfte der Wintermonate von Wang aus in die Schule. Dabei konnten sie nun wenigstens die Seilbahn Gietisflue benutzen. Es gab prekäre Situationen bei hüfthohem Schnee, besonders für die Mädchen mit Rockpflicht für die Schule.

Foto 17979 und 01478                      Der Riedgaden stand weit unten im Ried (im sw.-Bild ganz links unten). Er ist heute abgebrochen.

Foto  001948              Der Wang-Grat
Von 1990 bis 2000 bewirtschaftet die Familie von Rotz, die Familie von Maria von Rotz-Jauch, die Vorder Wang. Das Heu wird gesammelt und verkauft.
Ab 2001 übernimmt Ernst Jauch-Kryza die Bewirtschaftung (zusammen mit der Vorderen Schwäntlen). Ein Teil des Wieslands wird von Schafen geweidet. Der Rest wird einmal als Öko-Heu gemäht, zum Teil verkauft und der Rest dient als Winterfutter für die Schafe. Sämtliches Heu wird abtransportiert, entweder zum Ort der Käufer oder zum Stall in der Vorderen Schwäntlen.

Wang-Grat als Gemeindegrenze

Bei der Gemeindegrenzen-Erhebung 1982 hat man festgestellt, dass gemäss Übersichtsplan und Landkarte die Gemeindegrenze zwischen Seedorf und Isenthal über den ganzen Wanggrat eingezeichnet ist. Das hat bedeutet, dass die beiden Wang auf Gemeindegebiet von Seedorf liegen.
Der Wanggrat als Wasserscheide war eine natürlich gewählte Grenze, dessen urkundliche Begründung fehlte. Da die Wang-Besitzer wirtschaftlich und politisch immer zu Isenthal gehörten, wurde vereinbart, die Gemeindegrenzen nach Liegenschaftsgrenzen festzulegen. Die wirtschaftliche und politische Einheit zu Isenthal war gewährt und es entsprach dem Vernunft-Denken der Vorfahren.

Foto  005654          Die Vorder Wang zieht sich vom Grat weit hinunterDie lange steile Wiese unten im Bild aber ist Koporationsland und liegt auf Seedorfer Boden.

Foto 005666 b             Die Wang im Überblick

Jost vergleicht seine Wang mit Amerikanischer Farm

Es ist ja schon wahr. Die Vorder Wang hat mit ihren 132’000 m² eine recht Grösse. Jost zumindest will gegenüber einem amerikanischen Bauern, der plagiert, dass seine Farm so gross sei, dass er einen Tag reiten müsse, um sie zu umrunden, nicht klein beigeben. Um auf den Grenzen seiner Wang rund ums Häimä zu kommen brauche er mehr als einen Tag, behauptet er. – Und er spricht wohl die Wahrheit. Um genau auf der Grenze vorwärts zu kommen, müsste man ein guter Kletterer sein und sich mit Seil und Haken vorwärtsbewegen.

Video      

Miseeler Michi – Michael Jauch, Wang und Neyberg

Ein Porträt aus der DVD “Weisch nu? Gsichter und Gschichtä us Isithal” Isenthaler-Chilbi 2014