Gietisflue
Redaktion/Autor: Markus Aschwanden KKI
Drohnen-Fotografie: Felix Aschwanden
Erstellt: 2020
Datensammlung: Erika Kempf-Arnold und Annelies Bissig-Kempf
Foto 003905 Die Gietisflue liegt hoch über dem Kleintal auf einer Terrasse unter dem Wang-Grat. Haus und Stall liegen auf 1400 m ü.M. Gietisflue ist mit einer Luftseilbahn hinunter zur Kleintalstrasse erschlossen. Diese Bahn wird oft auch von Touristen benützt, die das Wandern in der herrlichen Bergwelt geniessen wollen.
Drohnen-Video: Flug über die Gietisflue
Grundbuch
Liegenschaft Nr. 191
(Hauptbuchblatt 62), Plan Nr. 18, Gietisflue
251’252 m²
Eigentümer
Josef Paul Kempf-Arnold
Gietisflue, 6461 Isenthal
Die Besitzer der Gietisflue
Die ‘Guetisflue’ gehörte bereits 1850 den Gebrüdern Johann 1783-1827 und Alois Kempf.
Franz Kempf 1830-1895, ein Sohn von Johann Kempf und Anna Josefa Walker wird der nächste Besitzer der Gietisflue.
Foto 17805
Franz Kempf 1830-1895 von der Gietisflue heiratet 1869 Josefa Zwyssig 1844-1928, Mättli und kommt dadurch auch in den Besitz dieses Häimä. Das Ehepaar Franz und Josefa Kempf-Zwyssig wird Eltern von 12 Kindern:
Anna 1870-1958 verh. mit Ferdinand Infanger / Josefa 1871-1950 verh. mit Johann Josef Schieli, im Mättli / Andreas 1872-1938 ledig / Karolina 1873-1929 verh. mit Johann Jauch / Agatha 1875-1957 verh. mit Joh. Jos. Truttmann und Josef Aschwanden / Jos. Mar. 1876-1913 ledig / Aloisia 1877-1949 verh. mit Josef Tresch / Sophie 1881-1932 verh. mit Michael Arnold, Bannwart / Agnes 1882-1914 verh. 1914 mit Alois Bissig, Klosterberg / Katharina 1885-1910 verh. mit Johann Huser und Josef 1886-1969 verh. mit Severina Bissig, Gietisflue.
1895, nach dem Tod von Franz Kempf-Zwyssig ist seine Familie gemeinsam als Besitzer aufgeführt.
1900 übernehmen die Geschwister Andreas, Maria 1888-1940 und Josef Kempf die Gietisflue, wie auch das Mättli.
1913 übernimmt Josef Kempf 1886-1969 die Gietisflue. Sein Bruder Andreas Kempf 1872-1938 erhält das Mättli. Andreas bleibt ledig.
Foto 00534 und 00535
Josef Kempf 1886-1969 heiratet 1914 Severina Bissig 1890-1951 vom Hermisegg. Ihnen werden 7 Kinder geboren.
Foto 00530 Die Familie Josef und Severina Kempf-Bissig Gietisflue und Mättli
Hinten v.l. Rosa 1916-2008 / Josef 1922-2001 / Josefina 1915-2002 / Andreas 1917-2013 / Agatha 1919-1983 / Franz 1928-2013
vorn v.l. Mutter Severina 1890-1951 / Alois 1933-2013 / Vater Josef 1886-1969
Foto 00526
1955 übernimmt Josef Kempf 1922-2001 die Gietisflue von seinem Vater. Im gleichen Jahr heiratet er Anna Gasser 1933-1986 vom Neyberg.
Foto 17820 und 17821
Die Familie Anna und Josef Kempf-Gasser, Gietisflue
hinten v.l. Ursula 1967-1968 / Vater Josef 1922-2001 / Mutter Anna 1933-1986
Mitte v.l. Erica 1957 / Peter 1959 / Annelies 1956
vorn v.l. Doris 1964 / Josef 1962 / Heidi 1963
Die jüngsten Kinder im untern Bild:
v.l. Daniela 1972 / Lisbeth 1969 / Willy 1972
Foto 18066
1990 übernimmt Josef Kempf Junior 1962- das Häimä Gietisflue.
Er heiratet Erika Arnold 1967-
Foto 17816 Die Familie von Erika und Josef Kempf-Arnold, Gietisflue
von unten nach oben: Roger / Vater Sepp / André / Corinne / Mutter Erika
Eigentums-Übergänge in der Gietisflue laut Hypothekarbuch Uri und anderen Quellen
1850 | Johann und Alois Kempf |
– | Franz 1830-1895 und Anna Josefa 1844- vom Mättli Kempf-Zwyssig, Gietisflue |
1895 | Erben des Franz Kempf-Zwyssig |
1900 | Geschwister Kempf: Andreas 1872-1938, Maria 1888-1940 und Josef 1886-1969 |
1913 | Josef 1886-1969 Kempf verh. mit Severina Bissig 1890-1951 vom Hermisegg |
1955 | Josef Kempf 1922-2001 verh. mit Anna Gasser 1933-1986 vom Neyberg |
1990 | Josef Kempf 1962- verh. mit Erika Arnold 1967- |
Der Betrieb Gietisflue
Foto 01084 und 17813 Das Haus in der Gietisflue um 1960
Foto 01142 Früher galt das Holzen und die Arbeit auf dem Bau als wichtiges Nebeneinkommen, um die Familie durchzubringen.
v.l. Bernhard Walker / Josef Kempf-Gasser / Anton Walker-Schönenberger
Foto 01086 und 01085 Das alte Haus wird 1965 renoviert. Es wird für die 12-köpfige Familie einfach, aber zweckmässig eingerichtet. Es erhält viele neue Elemente. Die Aussenfassade wird mit Holzschindeln, die Josef Kempf-Gasser selber anfertigt, geschützt.
Foto 17847 und 17828 1989/90 folgt der nächste Hausumbau. Das bestehende Haus wird durch Sprengarbeit unterhöhlt und um eine Zimmerbreite, wie auch eine Stockwerkhöhe erweitert. Die Familie leistet sehr viel Eigenarbeit.
Foto 01083 Im ‘neuen’ schmucken Haus von 1990 gibt es nun Platz für zwei Generationen.
Foto 01077 und 01108 Der alte Stall muss bis 1980 dienen, obwohl er schon länger viel zu klein ist.
Foto 17831 und 17833 1980 wird mit viel Eigenarbeit ein neuer zeitgemässer Stall gebaut. Das Bauholz wir im Neywald geschlagen und mit einer Transportseilbahn auf den Riedboden befördert. Dort wird es selber gesägt.
Foto 01109 Der 1980 neu erstellte Stall bietet mehr Platz für Vieh, Heu und Maschinen.
Foto 17825 2018 wird der Stall nach heutigen Anforderungen mit einem Rinderlaufstall sowie zusätzlichem Heu- und Maschinen-Raum erweitert.
Schneemess-Station Gietisflue
Seit 1991 macht Erika Kempf im Auftrag des Tiefbauamtes Uri während den Wintermonaten für den Lawinenwarndienst Andermatt Schneemessungen.
Neben Neuschneemenge, Schneehöhe, Einsinktiefe, Luft- und Schneetemperatur sowie Wind- und Wetterangaben müssen auch täglich die Lawinengefahr eingeschätzt und abgegangene Lawinen gemeldet werden.
Seit Winter 1998/99 misst Erika Kempf diese und noch zusätzliche Daten jeden Morgen auch für das SLF (Schweiz. Lawinenforschungs-Institut) und übermittelt sie per Internet nach Davos. Diese Daten werden dann unter anderem von den Fachleuten im SLF zur Erstellung des Regionalen Lawinenbulletins gebraucht. Zweimal im Monat wird zur Erkennung der Schneedeckenstabilität nach Möglichkeit ein Schneeprofil erstellt.
Foto 17838
Foto 10711 1925 bauen die drei Parteien Gietisflue, Rüttlenen-Vorderwang und Hinterwang-Oberberg eine Luftseilbahn von der Kleintalstrasse hinauf nach Gietisflue mit einer Höhendifferenz von rund 400 m. Die Kosten belaufen sich auf 4000 Fr. Die Bahn funktioniert mit Wasserantrieb. Das Leben auf Gietisflue wird dadurch stark erleichtert. Die Kinder können nun mit der Seilbahn zur Schule.
Bei Lawinen wieder umkehren
Im Lawinenwinter 1968 konnten die Kleintal-Kinder mindestens 10 Tage nicht zur Schule. Als die älteren Kinder von Hermisegg, Bärgli und Gietisflue sich zum ersten Mal wieder auf den Schulweg machten, mahnten die Eltern, sie sollen umkehren, wenn eine Lawine unten sei. Der Weg war tatsächlich von mehreren Lawinen verschüttet. Die Kinder überquerten diese kopflos. Als sie über den letzten Lawinenkegel waren, erinnerten sie sich an die Mahnung der Eltern und fanden es zu gefährlich. Also kehrten sie um und kletterten diesmal bergauf über den Lawinenschnee.
Foto 10712 1972 wird eine neue Seilbahn erstellt. Sie hat nun einen elektrischen Antrieb, eine sichere Kabine und ist für Personentransport konzessioniert.
1999 findet eine umfassende Sanierung der Seilbahn statt. Der Motor und der Antrieb werden erneuert, die Zugseile werden ausgewechselt. Die Bahn erhält eine automatische Steuerung.
Foto 01107 , 17815 und 17841 Die alte Bahn wird von Anna Kempf-Gasser noch von Hand gebremst. Heute ist alles elektronisch geregelt. Doch der Unterhalt der Bahn bringt auch viel Arbeit, z.T. in luftiger Höhe.
Foto 17814
Die Bahn ist die Lebensader. Neben Menschen, oft auch Berggänger, werden mit ihr Waren und Tiere aller Art transportiert.
Foto 17818, 17848, 17832
17846, 17810, 17837
Naturereignisse gehören zum Bauern in den Bergen. 1990 wirft der Sturm Vivian viele Bäume um. Starker Regen im Nov. 2003 reisst grosse Brüche auf und übersart viel Wiesland. Der Schneedruck im Dez. 2017 ist gewaltig und bedroht Gebäude.
Foto 01089 und 01113 Die Bewirtschaftung der Gietisflue geschieht zu Zeiten von Josef Kempf-Gasser noch vor allem mit Menschenkraft.
Foto 17827, 17842, 17830 und 17834
Noch heute muss viel mit der Sense gemäht werden. Neuentwickelte Geräte erleichtern inzwischen aber die Arbeit in der Berglandwirtschaft. Direkt ab Schwarbe kann aber auf Gietisflue noch heute nur wenig auf den Transporter geladen werden. Das Heu wird auf Blachen den Hang hinunter transportiert. Heute schiebt es meist der Twister schneller und kräfteschonender hinunter. Dank den ab 1990 erstellten Bewirtschaftungswegen kann das Heu von vielen Parzellen mit dem Ladewagen abtransportiert werden. Dadurch ist es möglich, dass fast alles Heu im grossen Hausstall gelagert werden kann.
Foto 17819 Die Viehzucht und das Tierwohl haben bei der Familie Kempf-Arnold, Gietisflue hohen Stellenwert.
v.l. Roger / Vater Sepp / André / Corinne Kempf
Foto 17836 In dieser Bergwelt mit dem eindrücklichen Panorama fühlen sich sowohl Touristen wie auch die Tiere wohl.